Immenstaad (ga) "Die Politik hat versagt. Was können wir Bürger
tun?" Diese Frage blieb nicht lange im Raum stehen, konnte durch Joachim Lauffer, Regierungsbaumeister und seit 1992 Professor an
der Fachhochschule Konstanz für Verkehrswesen und Raumplanung, so aber nicht
beantwortet werden. Lauffer, der in Ravensburg wohnt
und in Konstanz lehrt, kennt die Verkehrsproblematik im Bodenseekreis genau. Er
ist kein Uni-Theoretiker, sondern trug Verantwortung bei der
20-Millionen-Euro-Baustelle B30-neu Ravensburg. "Pro Kluftern"
wandte sich vor einiger Zeit als Erstes an den profunden Kenner der Materie,
der nun in Immenstaad an dem Tag, als die öffentliche Auslegungsfrist des
Planfeststellungsverfahrens endete, seinen Vortrag ein zweites Mal hielt.
"Diese Planung hat
sehr große Schwächen", sagte Lauffer und
"die Bodenseelandschaft wäre schwer betroffen", würden die Pläne
umgesetzt. Vor dem Hintergrund, dass das Verkehrsaufkommen nach einigen Jahren
der Stagnation nun rückläufig sei, mache der vierspurige Neubau gar keinen Sinn
mehr: Die Prognosezahlen seien linear hochgerechnet und die Basisdaten wurden
an einem Ferientag ermittelt und lagen so 21 Prozent über dem Mittelwert.
Allein die B31-Dauerzählstelle in Harlachen (zwischen
Hagnau und Stetten) verzeichnete im Vergleich 2005 zu
2006 (jeweils Januar bis Oktober) 2,4 Prozent weniger Verkehr (2,3 an
Werktagen, 2,9 an Sonn- und Feiertagen). Aber: Der Schwerlastverkehr (in den
Gesamtzahlen enthalten) nahm im gleichen Zeitraum um 12,7Prozent an Wochentagen
(5,7 an allen Tagen) zu, wie dargelegt wurde. "Soll die B31 nur für den
Schwerverkehr gebaut werden?", fragte Lauffer
und präsentierte ein komplizierte Rechnung, deren Ergebnis aussagt: Der
Lkw-Verkehr schädigt die Straße um mindestens das 150000-Fache gegenüber dem
Pkw-Verkehr.
Im geschichtlichen
Rückblick zum Straßenbau in der Region offenbarten sich die verschiedensten
Varianten von der Autobahn bis zur seefernen B31, um die A98 und A96 zu
verbinden. Ein Gutachten von 1992 kommt zum Schluss: Eine Ost-West-Verbindung
muss weiter nördlich als die bisherige B31 verlaufen.
Für eine
"Schnapsidee" hält Lauffer die
Verkehrsbündelung im Jahr 1995: Wer aus Westen komme, werde niemals über
Friedrichshafen nach Ravensburg fahren: "Die B33 ist fragwürdig", so Lauffer, der klare Worte zum gegenwärtigen
Planfeststellungsverfahren fand, gegen das bis zum 2.April noch Einspruch
erhoben werden kann. Der frühere Regierungsbaumeister machte aber auch konkrete
Vorschläge: Weniger Knotenpunkte oder den Schnetzenhauser
an anderer Stelle, einen Tunnel für Hagnau.
"Was können wir Bürger
tun?" - Professor Lauffer sieht "etliche
Ansatzpunkte für eine Klage", die natürlich mit dem gewählten Anwalt steht
und fällt. Viel wichtiger scheint dem Verkehrsexperten zu sein, dass die
Demokratie zur Basis zurückgekehrt. "Es ist nicht mein Part, hier zu
Demonstrationen aufzurufen oder zum Informationsaustausch zwischen den
Gemeinden", ruderte der Professor ein bisschen zurück und ließ dann doch
durchblicken, dass ein "Schneeballprinzip" hilfreich wäre. Alle mit-
und nicht gegeneinander, bevor es zu einer Klage kommt vor der ersten und
letzten Instanz, dem Bundesverwaltungsgericht.
Den kompletten Vortrag von
Professor Lauffer stellt BUND Immenstaad auf Anfrage
zur Verfügung: k.lindemann@csonline.de
Informationen im Internet:
http://vorort.bund.net/immenstaad/