05.01.2007 00:05

Stark befahrene Straße kann ein Segen sein

Oberteuringen - Die Ortsteile Hefigkofen und Neuhaus gehören nicht unbedingt zu den verkehrsberuhigten Zonen Oberteuringens. Denn mittendurch führt die B33, die durchaus für eine Menge Verkehr sorgt. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden jammern die Teuringer darüber freilich nicht, sondern machen das Beste draus.

Die Bundesstraße 33 verbindet Meersburg mit Ravensburg und fungiert daher als wichtige Achse zwischen dem westlichen Bodensee und Ulm. Tag für Tag rauschen zigtausend Fahrzeuge durch Neuhaus und Hefigkofen - bei der turnusmäßigen Zählung im Jahr 2005 waren's 16 200 pro Tag, darunter viele Laster. Da in der Regel an einem durchschnittlichen Tag gezählt wird, dürften die Zahlen in Spitzenzeiten - etwa zur Urlaubszeit - noch höher liegen. Klar, dass so viel Verkehr viel Lärm, Abgase und Gestank mit sich bringt. Doch die Lage sorgt auch für eine Menge Kundschaft von überall her.

"Die Straße ist ein zweischneidiges Schwert", sagt Manfred Denner vom Gasthof Adler in Hefigkofen. "Auf der einen Seite ist sie ein Segen für uns, weil wir leicht zu finden sind." Für seine Hotelgäste sei die B33 allerdings manchmal ein Fluch. "Es kommt immer wieder vor, dass sich welche über den Lärm beschweren." Er selbst will sich freilich nicht beklagen - weiß er doch nur zu gut, dass die Straße ihm auch viele Gäste quasi in den Schoß spült. Er selbst und seine Frau Angela, mit der er seit 21 Jahren den "Adler" betreibt, hören den Straßenlärm schon gar nicht mehr. Und dass, obwohl das Schlafzimmer zur B33 geht.

Oft kommen auswärtige Kunden

Reinhold und Petra Nester bevorzugen zum Schlafen die straßenabgewandte Seite. Zum Wohnen sei die Lage an der Rosenstraße wenige Meter abseits der B33 nicht ideal, räumen sie ein. Dass die beiden vor fünf Jahren mit ihrem Raumausstattungsgeschäft aus der Teuringer Ortsmitte nach Hefigkofen gezogen sind, hatte einen anderen Grund: "Das haben wir in erster Linie wegen des Geschäfts gemacht." Der Erfolg gibt ihnen Recht. Fehlte im Dorf die Laufkundschaft, bringt die viel befahrene Straße "Fahrkundschaft" bis aus Ulm, Reutlingen oder Bad Saulgau. "Viele", sagt Reinhold Nester, "fahren zehn Mal am Haus vorbei, aber irgendwann kommen sie doch rein."

Auch Kurt Fitzko, der mit seiner Gattin in Hefigkofen zwei Antiquitätenhandlungen betreibt, ist überzeugt davon, dass die meisten Anlieger "froh über die Straße sind" - zumal es "bei uns keine großen Staus gibt". Er weiß die Lage seiner Geschäfte an der B33 zu schätzen: "Viele Auswärtige halten zufällig an, weil es bei uns so einladend aussieht". Freilich braucht's auch die einheimischen Kunden, um über die Runden zu kommen: "Das Hauptgeschäft machen Stammkunden und Restaurationsarbeiten aus", sagt Ruth Fitzko. Bei der BAG Oberteuringen bleibt man ebenfalls auf dem Boden: Zwar hat man 2002 die Gunst der B33 genutzt und in Neuhaus die Tankstelle Rotachstation eröffnet. Eine Goldgrube sei die Tankstelle jedoch nicht - "dazu ist die Gewinnmarge zu dünn", sagt BAG-Geschäftsführer Albert Roth. Doch "wir sind zufrieden." Um die Rotachstation, zu der auch ein Tankstellenshop und nebenan eine Pizzeria gehören, weiter aufzuwerten, will die BAG demnächst ihr Angebot erweitern. So lange die Verträge noch nicht unter Dach und Fach sind, möchte Albert Roth allerdings nicht verraten, worum es sich handelt.

Reinhard Weiler von "Casa Verde" ist froh, dass er vor fünf Jahren einen Laden in Sichtweite der stark befahrenen Straße gefunden hat. Sein Geschäft für Garten- und Wintergartenmöbel und Accessoires liegt in der Rosenstraße, die nach Wilhelmsdorf führt. Vorteil dieser Lage: "Ich muss weniger Werbung machen. So viele Leute, wie hier jeden Tag vorbeifahren, kann ich mit einer Anzeige nicht erreichen", weiß Weiler.

Umgehung ist kein Thema

Auch wenn die vorbeifahrenden "Zufallskunden" auf der B33 nur einen Teil der Kundschaft ausmachen, sind die befragten Geschäftsleute weit davon entfernt, nach einer Umgehungsstraße zu rufen, wie das andernorts häufig getan wird. Die Straßenplaner übrigens auch nicht: Eine Umgehungsstraße, wie sie vor mehr als zehn Jahren mal im Gespräch war, wurde zu Gunsten des vierspurigen Ausbaus von B31 und B30 (Planfall 7) ad acta gelegt.