28.11.2006 05:15

Friedrichshafen

B-31-Pläne erst später fertig

VON WOLFGANG BOLLER

Der für Mitte 2007 erwartete Planfeststellungsbeschluss für die B31-Umgehung Friedrichshafens verzögert sich erneut. Jetzt ist von Ende 2007, Anfang 2008 die Rede, erfuhren Mitglieder des Bündnisses Pro B31. Sie gehen davon aus, dass die Pläne dann aber gerichtsfest sind. Der Vereinigung "Pro Kluftern" wirft "Pro B31" vor, mit falschen Karten zu spielen.

Friedrichshafen - SPD-Vorsitzende Kirsten Lichtinger, Ex-CDU-Gemeinderat Heinz Schaack, CDU-Vorsitzender Jürgen Schäfer und Ex-SPD- und DU-Gemeinderat Rolf Schilpp hatten beim Besuch beim neuen Regierungspräsidenten Hermann Strampfer den Eindruck, dass die Planer alles daran setzen, damit der Planfeststellungsbeschluss keine Fragen offen lässt. Die Verantwortlichen hätten aber betont, von einem Termin Mitte 2007 sei nie die Rede gewesen, sagte Schaack. Viele waren aber davon ausgegangen.

Die Pläne müssen überarbeitet werden, weil ihnen zwischenzeitlich Verkehrsprognosen bis zum Jahr 2020 zu Grunde liegen müssen, Naturschutzrichtlinien geändert wurden und die Planer den Einwendungen vom Sommer gründlich nachgehen.

Auf harsche Kritik stoßen Aussagen des von "Pro Kluftern" engagierten Verkehrsexperten Jürgen Laufer, der kürzlich gesagt hatte, die Verkehrsmengen rechtfertigen eine vierspurige Straße nicht. Falls der Verkehr nicht so stark wie früher erwartet zunimmt, handle es sich allenfalls um geringfügige Änderungen. "Wir sprechen dann von 50000 statt 55000 Fahrzeugen pro Tag. Die Grenze für eine vierspurige Straße liegt bei 30000", sagte Jürgen Schäfer. "Die Zahl der Pkw-Bewegungen mag leicht zurück gehen, aber der Schwerlastverkehr nimmt zu", ergänzte Schaack. "Die Planer haben definitiv gesagt, dass Laufer seine Aussagen nicht belegen kann", sagte Schäfer. Wenn die Straße nach den Vorstellungen von "Pro Kluftern" gebaut werde, also wenn der Verkehr von Markdorf am Weiherberg entlang bis Schnetzenhausen geführt und auf den Spaltenstein-Knoten verzichtet wird, "dann bekommen Kluftern und Efrizweiler 6000 Fahrzeuge zusätzlich", so Schäfer. "Sie stellen sich selber ein Bein." "Fischbach und Kluftern werden vom Spaltensteiner Knoten profitieren", sagte Kirsten Lichtinger.

Dass die Wählervereinigung "Bürger Aktiv" nach einem Eklat kürzlich aus der Initiative "Pro B31" ausgestiegen ist, scheint die Aktivisten nicht zu wundern. "Bürger Aktiv" werde nun von Kluftern gelenkt. Jürgen Wiesener und Anita Wenger, bislang als Bürger-Aktiv-Mitglieder bei "Pro B31" seien "Generäle ohne Truppen, so Schäfer.

Anfangs 2007 sollen die B31-Pläne erneut ausgelegt werden. Im Sommer soll es einen erneuten Erörterungstermin geben. Voraussichtlich im März wollen die Planer die neue Version der Umgehung vorstellen - möglicherweise bei einer Versammlung der Bürgermeister des Bodenseekreises. Der Kreis habe mit seinen Zubringern einiges zu erledigen, zum Beispiel mit der Kreisstraße 7743 entlang der Bahnlinie bei Kluftern und der Markdorfer Südumfahrung. Schaack: "Das ist planerisch noch nicht gestartet."

Mit dem Bau kann nach Einschätzung von "Pro B31" frühestens im Jahr 2009 begonnen werden. Nach einem Planfeststellungsbeschluss anfangs 2008 hätten Einsprecher vier Wochen Zeit zu klagen. Dann, so Schilpp, brauche der Verwaltungsgerichtshof drei bis vier Monate für eine summarische Prüfung. Wenn die positiv ausfalle, könne mit den Detailplanungen und später mit den Arbeiten begonnen werden. Parallel könne der Grunderwerb erfolgen. Der Ausgang des Hauptsacheverfahrens müsse nicht abgewartet werden. So werde auch in Wangen gebaut. Schilpp will die Prioritätenliste der Straßenbauer mit politischem Druck ändern. Vor der Häfler B31 stehen der Ausbau der B27 bei Tübingen, die Ortsumfahrung von Herbertingen, die Ortsumfahrung Reutlingens und der Bau des südlichen Teils der B30 bei Ravensburg. Der Druck von "Pro B31" hat sich laut Schaack gelohnt. Diese Bürgerinitiative werde in Tübingen Ernst genommen. Jürgen Schäfer lässt keinen Zweifel daran, dass das mit dem Wechsel im Amt des Regierungspräsidenten zu tun haben dürfte. Der Gemeinderat, so Schaack, habe sich zu wenig artikuliert. Im neuen Jahr will "Pro B1" Verkehrspolitiker aus Region, Land und Bund nach Friedrichshafen holen, um Einfluss zu nehmen.

28.11.2006 05:15

 

 

 

 

Friedrichshafen

Es braucht den Druck

VON WOLFGANG BOLLER

Man mag die immer neuen Termine für die Erteilung des Planfeststellungsbeschlusses der B31 schon nicht mehr hören. Jetzt also Ende 2007 oder Anfang 2008. Was macht's schon? Geklagt wird ja sowieso. Deshalb sind die neuen Termine auch nicht wirklich Ernst zu nehmen. Sie sind aber ein Anhaltspunkt dafür, dass es halt doch mal wieder länger geht als geplant. Und irgendwie ist man auch nicht mehr gewillt zu glauben, dass das Geld aus Berlin fließen wird, wenn erstmal der ominöse Planfeststellungsbeschluss vorliegt. Umso wichtiger ist es, dass Initiativen wie "Pro B31" Druck machen. Vielleicht ist es sogar wichtig, dass es Initiativen wie "Pro Kluftern" gibt. Denn die sorgen dafür, dass die Straßenplaner das Vorhaben stärker als vielleicht üblich absichern. Auch das mag ein Grund sein, warum's länger geht. Dass "Pro B31" den Eindruck hat, das Vorhaben sei beim neuen Regierungspräsidenten in guten Händen und der wisse um die Sorgen, ist gut nachzuvollziehen. Eineinhalb Stunden hatte er sich für die "Pro B31"-Aktivisten Zeit genommen. Bei seinem Vorgänger hatte man den Eindruck, der habe sich in seiner ganzen Amtszeit nicht mal eineinhalb Stunden mit diesem Thema beschäftigt.