17.11.2006
05:15
Schwere
Geschütze hat der Verkehrsexperte Professor Joachim Lauffer
am Mittwochabend bei einer Informationsveranstaltung von "Pro
Kluftern" aufgefahren. Vor rund 200 Zuhörern im Bürgerhaus Kluftern
feuerte er eine Breitseite auf die Verkehrsplaner ab, die mit der
Bündelungstrasse B31-neu das "größte Dilemma für diese Raumschaft"
erzeugen würden.
Friedrichshafen-Kluftern - Seit nunmehr fünf Jahren läuft
"Pro Kluftern" Sturm gegen die sogenannte
bahnparallele Trasse in der Ortschaft, die als Querspange zwischen der
(geplanten) Südumfahrung Markdorf und der (geplanten) B31-neu gebaut werden
soll. "Wir sind überzeugt, dass die von uns aufgezeigten Alternativen aus
politischen Gründen von amtlich bestellten Gutachtern abgeschmettert
werden", sagte Walter Zacke von "Pro Kluftern" eingangs der
Veranstaltung. Mit Professor Joachim Lauffer trat am
Mittwochabend ein Verkehrsexperte auf den Plan, "der sich traut, den Mund
aufzumachen." Der Dozent an der Fachhochschule Konstanz war in den 80er
Jahren Leiter des Straßenbauamtes Ravensburg.
Für Lauffer
ist diese Querspange zwischen B33 und der B31-neu der Dreh- und Angelpunkt der sogenannten Bündelungstrasse. Denn über diesen Zubringer
K7743 (bahnparallele Trasse) soll der Verkehr aus dem Hinterland an den
Bodensee geführt und durch Friedrichshafen geleitet werden. "Nur mit
diesem Trick hat man eine Begründung für den vierspurigen Ausbau der B31
gezimmert", sagte er. Denn das heutige Verkehrsaufkommen von weniger als
15000 Fahrzeugen täglich rechtfertige dies nicht. Also wolle man den Verkehr
von der B33 künstlich "zuführen". "Das wird nie und nimmer
funktionieren", urteilt Lauffer.
Aber selbst das
"unsinnige" Modell Bündelungstrasse liefere nicht genug Verkehr für
einen vierstreifigen Ausbau der B31-neu. Die Zahlen - außer beim
Schwerlastverkehr - seien rückläufig, was die Daten der automatischen
Verkehrszählstellen im Land dokumentierten - auch in Friedrichshafen. Joachim Lauffer unterstellte dem Planungsbüro "Modus Consult", das mit seinen Gutachten die Rechtsgrundlage
für das laufende Planfeststellungsverfahren für die B-31-Umfahrung Fischbach
liefert, "grobe Fehler" sowie "nachweislich falsche
Hochrechnungen".
Was die bahnparallele
Trasse in Kluftern betrifft: Hier sei den Berechnungen ein
Prognose-Verkehrsnetz zugrunde gelegt, das noch nicht einmal Planungsrecht
besitze. "Die B31-neu und die Südumfahrung Markdorf gibt es noch gar
nicht." Nicht nur bei den künftigen Verkehrsmengen, sondern auch bei
Faktoren wie Demographie oder Energie-Ressourcen liege "Modus Consult" falsch. "Das sind offene Scheunentore
für Klagen", fasste er zusammen.
Nach Meinung des
Verkehrsexperten sei ein Ausbau der Müllstraße, wie von "Pro
Kluftern" gefordert, sehr wohl die bessere Alternative zur bahnparallelen
Trasse. Nur eben nicht in der vom Straßenbauamt selbst konzipierten und
geprüften Linienführung, denn "diese Planung sollte nicht funktionieren
können". So sei die Durchschneidung des Rupberges
willkürlich und unnötig.
Joachim Lauffer
präsentierte den 200 Zuhörern stattdessen eine aus seiner Sicht machbare Trasse
- ohne Eingriffe in schützenswerte Landschaft, ohne extreme Verlärmung der nahe
liegenden Ortschaften, dafür mit besserer Netzfunktion und nicht annähernd so
hohen Kosten wie die bahnparallele Trasse. Für den Bau dieses B-31-Zubringers
hat der Kreis übrigens im Haushaltsplanentwurf für 2007 vorerst 13,5 Millionen
Euro eingestellt.
Bei dieser Alternative
könne außerdem auf den Knoten B31-neu östlich von Schnetzenhausen
verzichtet werden, der ohnehin nur ein "halber Anschluss" sei, da er
keine Verbindung in den Raum Ailingen/Berg zulasse.
Auch der Knoten Kluftern könne entfallen, wenn man die ausgebaute Müllstraße
westlich von Schnetzenhausen an die B31-neu anbinde -
was "Pro Kluftern" letztlich in seiner Argumentation rundweg
bestärkt.
Aktuelle Zahlen der
automatischen Verkehrszählung in Baden-Württemberg:
www.rp-tuebingen.de/servlet/PB/menu/1158238/index.html