11.11.2006 05:45

Friedrichshafen

Im Mäntelchen von "Pro Kluftern"

VON HELMAR GRUPP

Vehement weist das Bündnis "Pro B31" den Vorwurf von "Bürger Aktiv" zurück, es verhalte sich "absolut intolerant". Vielmehr müsse sich "Bürger Aktiv" fragen lassen, welche Ziele es beim Thema Straßenplanungen verfolge: die von "Pro B31" oder aber die von "Pro Kluftern". Das Bündnis habe nun starke Zweifel an der Verlässlichkeit von "Bürger Aktiv" als Partner, hieß es gestern vor der Presse.

Friedrichshafen - "Absolute Intoleranz" hatte die Vereinigung "Bürger Aktiv" in einer Stellungnahme dem Bündnis "Pro B31" vorgeworfen (wir berichteten gestern). Bei einem Vorbereitungstreffen am Mittwoch, das der Abstimmung des für den 24. November geplanten Besuches von "Pro B31"-Vertretern beim Regierungspräsidium (RP) Tübingen dienen sollte, sei er als von "Bürger Aktiv" entsendeter Experte für Straßenbau "höflich, aber bestimmt aufgefordert worden", die Sitzung zu verlassen, schrieb Adalbert Kühnle. Zuvor habe er zwar der von "Pro B31" favorisierten Linienführung der geplanten B31 neu zugestimmt, aber den vorgesehenen Spaltensteiner Knoten abgelehnt. "Pro B31" würde einseitig Fischbach vom künftigen Verkehr entlasten wollen, auf Kosten von Kluftern und Efrizweiler, so Kühnle. "Bürger Aktiv" wolle hingegen dem Entwurf der RP-Planer nicht im Ganzen zustimmen, sondern eine "gangbare Lösung" finden ohne den Spaltensteiner Knoten.

Der Hintergrund: Der Spaltensteiner Knoten soll Auffahrten von der von der Südumfahrung Markdorf her kommenden Querspange "K7743 neu/Ortsumfahrung Kluftern" erhalten und den Verkehr auf die B31 neu weiterleiten Richtung Friedrichshafen oder Richtung geplanten Dornierknoten/Immenstaad. Dagegen wehrt sich "Pro Kluftern", weil sie eine Verkehrslawine durch Kluftern und Efrizweiler befürchten. Ohne den Spaltensteiner Knoten würde der Verkehr von Markdorf her jedoch über Spaltenstein in die Dornierstraße nach Manzell und Fischbach geleitet, argumentiert "Pro B31". Adalbert Kühnle wiederum ist nicht nur Mitglied von "Bürger Aktiv", sondern auch von "Pro Kluftern".

Im überparteilichen Bündnis "Pro B31" sind alle Parteien und Gruppierungen im Häfler Gemeinderat Mitglied, bis auf die Grünen. Sie alle unterstützen das Ziel von "Pro B31", den Bau der B-31-West-Umgehung so schnell wie möglich voranzutreiben. Nun habe man aber Zweifel, ob "Bürger Aktiv" noch ein verlässlicher Partner sei, äußerten "Pro B31"-Vertreter gestern vor der Presse. Bislang sei in den Sitzungen "Bürger Aktiv" mit Stadträtin Anita Wenger vertreten gewesen. Wenger jedoch habe nie die Ziele von "Pro B31" in Frage gestellt. Wenn nun "Bürger Aktiv" mit "gespaltener Zunge" rede, müsse es sich fragen lassen, wo es nun stehe, auf Seiten von "Pro Kluftern" oder von "Pro B31", sagte "Pro B31"-Chef Rolf Schilpp. Es könne nicht sein, so die SPD-Ortsvereinsvorsitzende Kirsten Lichtinger, dass eine Fraktion, deren Logo bislang auf den "Pro B31"-Veröffentlichungen prangte, nun plötzlich von wesentlichen Teilen der Umgehungs-Pläne abrücke.

SPD-Stadtrat Dieter Stauber wies darauf hin, dass "Pro B31" nicht die Meinung von Privatpersonen vertrete. Auch die SPD habe zuweilen Argumentationsnöte gegenüber ihrem Klufterner Ortsverein, stehe insgesamt jedoch klar hinter den Zielen von "Pro B31". "Mit uns kann man nicht über Planänderungen reden", machte Ex-Stadtrat Heinz Schaack klar. Der Termin beim RP diene einzig dazu, den Forderungen von "Pro B31" nach einer raschen Realisierung der Umfahrung Nachdruck zu verleihen. Wenn nun ein Vertreter von "Bürger Aktiv" in Tübingen aus der Reihe schere und Planänderungen fordere, "schütteln die Verkehrsplaner doch den Kopf und schicken uns gleich wieder nach Hause", sagte Schaack. Abgesehen davon, so Schaack, sei es nie beabsichtigt gewesen, dass "Bürger Aktiv" an der Unterredung in Tübingen teilnehme, wie es Kühnle behaupte. Seit langem seien als Teilnehmer neben Schilpp und Schaack lediglich CDU-Stadtverbandschef Jürgen Schäfer und für die SPD Kirsten Lichtinger eingeplant. Beide, so wurde betont, seien keine Mandatsträger (also etwa Stadträte). "Bürger Aktiv", so hieß es gestern, müsse sich nun entscheiden.

 

 

 

11.11.2006 05:45

Friedrichshafen

So geht's nicht

VON HELMAR GRUPP

Beim Bündnis "Pro B31" ist man auf gut Deutsch stinksauer auf "Bürger Aktiv": Der Vorwurf der Intoleranz sei "starker Tobak", sagte SPD-Stadtrat Dieter Stauber gestern. Man halte das Vorgehen von "Bürger Aktiv" für befremdlich und sehe darin ein falsches Spiel, ließen die Streiter für die neue B31 verlauten.

In der Tat ist die Art und Weise, wie "Bürger Aktiv" gestern seine Partner bei "Pro B31" vor den Kopf gestoßen hat, ein offener Affront gegen die bislang gemeinsam verfolgten Ziele. Die Frage darf gestellt werden, ob Adalbert Kühnle die Vorwürfe nicht als "Bürger Aktiv"-Mitglied, sondern in Maulwurf-Taktik als "Pro Kluftern"-Funktionär geäußert hat. Zu Recht moniert Lichtinger, dass Vertreter von "Pro Kluftern" unter dem Mäntelchen von "Bürger Aktiv" bei "Pro B31"-Sitzungen auftauchen.

Sollte dies der Fall sein, hat "Bürger Aktiv" offenbar ein Führungsproblem - und nun auch ein Glaubwürdigkeitsproblem als Bündnis-Partner. "Bürger Aktiv" sollte tunlichst seine "Pro Kluftern"-Akteure zurückpfeifen. Oder andernfalls, falls die Ziele nicht mehr dieselben sind, konsequent sein und aus dem Bündnis "Pro B31" austreten.