RAVENSBURG -
Unterschiedliche Aussagen hat es in der vergangenen Woche über den Bau der
B 30 Süd gegeben. Der baden-württembergische Verkehrsstaatssekretär Rudi
Köberle bestätigte Gerüchte, nach denen frühestens 2008 mit der Umgehungsstraße
begonnen wird. Dann hieß es, Baubeginn sei in diesem Jahr. Was stimmt?
Von unserer Redakteurin
Annette Vincenz
Wann wird mit dem Bau der
Straße angefangen?
An der zeitlichen
Verzögerung für den eigentlichen Straßenbau ändert sich nichts. Die Straße
kostet 48 Millionen Euro. Frühestens 2008 stehen Gelder für das Projekt zur
Verfügung, wahrscheinlicher dürfte aber ein Baubeginn 2009 sein. Grund: 2006
und 2007 reichen die Gelder, die der Bund dem Land Baden-Württemberg für neue
Bundesstraßen gibt, lediglich für den Weiterbau bestehender Projekte. 2008
kommt zwar Geld für neue Straßen, dann ist aber zunächst der Weiterbau der
B 10 bei Göppingen an der Reihe.
Womit wird dann schon in
diesem Jahr begonnen?
Mit der Verlegung der
Schussen. Die B 30 Süd soll nämlich zum Teil über das jetzige Bett des
Baches führen. Das Gewässer wurde 1850 ausgebaut und stark begradigt. Das soll
rückgängig gemacht werden, der Bach wird renaturiert. Dabei werden wieder
natürliche Ufer mit Erosionszonen, Überschwemmungsflächen und längere Auen
angelegt. Im Planfeststellungsbeschluss wurde 2005 festgelegt, dass die
Schussen deutlich vor Beginn der Erdarbeiten für die neue Straße verlegt werden
muss, damit die neue Schussen die Funktion des alten Gewässers übernehmen kann,
bevor die alte Schussen in die Bauarbeiten einbezogen wird.
Woher kommt das Geld dafür,
wenn doch erst frühestens 2008 Mittel bereit stehen?
Die vier Millionen Euro
kommen nicht aus dem Topf für neue Straßen, sondern aus so genannten
Pauschalmitteln. Davon bekommt das Land jährlich zwischen 20 und 30 Millionen
Euro. Über die Verfügung entscheidet jedoch der Bund.
Ist die Verlegung der
Schussen ein positives Signal für einen raschen Baubeginn der eigentlichen
Straße?
Ja, ganz eindeutig. Es
würde keinen Sinn machen, die Schussen zu verlegen und dann jahrelang mit dem
Bau der Straße zu warten. Wenn im Herbst mit der Schussenverlegung und weiteren
Vorarbeiten, etwa der Verlegung einer Erdgasleitung, begonnen wird, dauert sie
- je nachdem, wie hart die Winter werden - bis Anfang oder Ende 2008.
Wann kann dann das erste
Auto über die B 30 Süd fahren?
Das ist zwar reine Spekulation.
Aber angenommen, Anfang 2009 würde mit den Arbeiten begonnen, könnte die Straße
frühestens 2012 fertig sein.
Was bringt die Straße
überhaupt?
43 Prozent Entlastung für
die Anwohner. Seit 1973, als das Planfeststellungsverfahren für die sechs
Bauabschnitte zwischen Egelsee und Untereschach eingeleitet wurde, hoffen die
Menschen auf eine Entlastung von Verkehrslärm und -abgasen. Bei der B 30
Süd handelt es sich um den letzten Bauabschnitt, der 5,5 Kilometer lang ist.
Die neue Trasse der B 30 führt vom jetzt abrupten Ende bei Weißenau zunächst
vierspurig bis zum Gewerbegebiet Karrer und von dort aus weiter zweispurig in
einem Bogen zwischen den Ortsteilen Untereschach und Senglingen hindurch bis
zum Anschluss an die bestehende B 30 südlich von Untereschach.
(Stand: 29.07.2006 00:15)