Professor zweifelt die Prognosen an

 

FRIEDRICHSHAFEN - "Katastrophale Folgen für ganz Kluftern" befürchtet "Pro Kluftern", sollte die amtliche Trasse der B 31 neu verwirklicht werden. Wie deren Sprecher Adalbert Kühnle gestern in der zweiten Erörterungsrunde in Fischbach sagte, sei diese Variante ein "eklatanter Verstoß gegen das Prinzip Ausbau vor Neubau".

Von unserem Redakteur Siegfried Großkopf

Über 80 Interessierte verfolgten die Erörterung mit der Straßenbaubehörde des Regierungspräsidiums Tübingen gestern Morgen in der Fischbacher Festhalle, als es um die Einwendungen aus den Bereichen Lipbach, Kluftern, Efrizweiler, Riedern, Buchschach, Manzeller Bach, Eichenmühle, Brunnisachtal, Hof Hofen und Spaltenstein ging. Kühnle kritisierte unter dem Beifall der Bürgerinitiative, die Anschlussstelle Kluftern führe zu einer enormen Verkehrskonzentration in Kluftern und Friedrichshafen mit dem Engpass Riedleparktunnel einschließlich einer dort unzulänglichen Feinstaubbelastung. Für den Fall dieser Verwirklichung fände eine "starke Umzüngelung Klufterns" statt.

"Überzogene Planung"

Professor zweifelt die Prognosen an

 

Die Alternative von "Pro Kluftern" beinhalte dagegen einen geringeren Landschaftsverbrauch, deren konfliktarme Lösung führe hauptsächlich durch unbewohntes Gebiet. "Kluftern darf nicht einer überzogenen Straßenplanung geopfert werden", fordert Kühnle unter anderem den Wegfall einer der geplanten zwei Anschlussstellen.

Zerpflückt hat im Anschluss Professor Lauffer von der Uni Konstanz für die Bürgerinitiative die Planung. Er stellt sogar die Frage, ob mutwillig schlecht geplant worden sei, um die Straße durchsetzen zu können? So habe der geplante Knoten Schnetzenhausen das Handicap, keine Verbindung in den Raum Friedrichshafen-Nord, Berg und Ailingen zuzulassen. Bei dieser Variante, so Lauffer, wäre von Rupberg nichts mehr zu sehen. Als Studienarbeit hätte er diesen Plan nicht angenommen!

Als "grob fehlerhaft" geißelte er die Ermittlung der Verkehrsprognosen. Die Verkehrsmengen des Gutachtens der Ulmer Modus Consult bewegten sich weit über der Realität. Im Bodenseegebiet sei das Verkehrsverhalten seit vielen Jahren konstant, setzt Lauffer den Bevölkerungszuwachs niedriger an, nannte er die prognostizierte Verkehrsteilnahme älterer Menschen "krottenfalsch". Der Plan baue auf falschen Prognosen auf, die Motorisierungsentwicklung sei falsch dargestellt, denn das Verkehrsaufkommen zeige nach unten, die angenommene lineare Zunahme stimme nicht mehr und sei ein "schwerer Irrtum".

"Sterbende Region"

Auch in der Region bewege sich die Bevölkerungsentwicklung nach unten. Lauffer zitierte IHK-Geschäftsführer Helmut Schnell, der erst im April von einer in sieben bis acht Jahren "sterbenden Region" gesprochen habe. Wolle man da noch schnell eine Straße bauen?

Beängstigende Prognosen machte "Pro Kluftern"- Anwalt Wurster aus Freiburg der Stadt Friedrichshafen. "Was Friedrichshafen jetzt kriegt ist ein Horrorszenario", denn der ganze Verkehr müsse durch Friedrichshafen, "ist das ein planerisches Konzept"?, fragte er. Wurster plädierte für nur drei Spuren der B 31 neu und warf der Planungsbehörde eine "Verunsicherungsstrategie" vor.}

Die Leiterin des Referats für Planfeststellung beim Regierungspräsidium Tübingen, Petra Stark, und der Leiter der Straßenplanung, Kurt Schmidt, bei der gestrigen Erörterung in der Festhalle Fischbach. Foto: Felix Kästle

 (Stand: 28.04.2006 00:16)