FRIEDRICHSHAFEN - In
der Fischbacher Festhalle hat gestern der zweite Teil
der Erörterung in Sachen Verlegung der B 31 zwischen Immenstaad und
Friedrichshafen - diesmal mit den privaten Einwendern - begonnen. Mit einem
Berg von Akten im Gepäck sind leitende Mitarbeiter des Regierungspräsidiums an
den See gekommen.
Von unserem Redakteur
Siegfried Großkopf
Zentrales Thema der bis
voraussichtlich Freitag dauernden Erörterungen ist die Bewertung der so
genannten amtlichen Trasse im Vergleich zur "Bauerntrasse", die
betroffene Landwirte durchsetzen wollen. Deren Anwalt betonte zum Auftakt der
gestern zunächst öffentlichen Verhandlung: "Wir sind nach wie vor der
Meinung, dass die «Bauerntrasse" die richtigere ist".
Straßenbaubehörde und Stadt sind anderer Meinung, weil mit der seefernen
Bauernvariante das Ziel Entlastung wesentlich schlechter zu erreichen sei.
Unter der Regie der
Leiterin des Referats für Planfeststellung beim Regierungspräsidium
Tübingen, Petra Starck, erörtern ein Dutzend Experten
der Tübinger Straßenbaubehörde bis voraussichtlich Freitag, beobachtend
flankiert vom Technischen Dezernat des Häfler
Rathauses mit dem Ersten Bürgermeister Dieter Hornung an der Spitze, die beiden
Möglichkeiten. Während der Landwirte-Vertreter die
Bauerntrasse deshalb für die bessere hält, weil sie seiner Ansicht nach der
vorhandenen Straßenführung folge, billiger sei, weniger Landschaft verbrauche,
die Umgehung Markdorf miteinbeziehe und die
Verkehrsströme bündele, bestreitet gerade diese vermeintlichen Vorteile der
zuständige Referent für Straßenplanung beim RP, Friedrich Braun.
Bei einem Trassenvergleich
sei die Bauerntrasse mit geringeren Entlastungen und keinen Vorteilen bei
Ökologie und Umwelt behaftet, biete sie keine Vorteile gegenüber der amtlichen
Trasse, sehe man vom Flächenverbrauch ab, der sich bei der geplanten amtlichen
Verkehrsführung bei 84 Hektar bewegt, bei der Bauernvariante auf nur 74, wobei
hier Ausgleichsflächen nicht bewertet sind. Unwesentliche Unterschiede gibt es
bei den Kosten. Für die Umfahrung Friedrichshafen (Planfall 7.5) ist mit 91
Millionen Euro zu rechnen, bei der Bauerntrasse mit 89, ohne die Unsicherheiten
der geforderten Tunnelbauten in Ittendorf einschließlich
deren Betriebs- und Unterhaltungskosten, die mit 2,2 Millionen Euro zu bewerten
sind.
Gerade in Ittendorf, so Braun, würde die Bauerntrasse
"allergrößte Schwierigkeiten" bereiten, weil zahlreiche Gebäude im
Weg stehen, die abgerissen werden müssten. Schon beim Dorfgemeinschaftshaus
gehe es los, bemerkte er, der einen zweibahnigen vierspurigen Tunnel (auf 600
Meter) für "nicht leistbar" hält, ebensowenig
wie den in Wirrensegel dann notwendigen. In Markdorf müsste bei der
Bauernvariante weiterhin die Bahnlinie unterquert werden und Probleme gäbe es
in Riedheim/Bergheim, wo eine zweibahnige Trasse durchzubringen ohne Tunnel
ebenfalls nicht möglich sei.
"Das
Regierungspräsidium hält an der Amtstrasse fest", erklärte der Vertreter
des Regierungspräsidiums, der daran erinnert, am Bodensee gebe es keine Trasse,
die keine Probleme verursache. Festhalten an ihrem Vorschlag tun auch die
Landwirte, wie deren Anwalt betonte und kritisierte, den für die Bauerntrasse
notwendigen Tunnel in Ittendorf immer als "k.o.-Argument" anzuführen.
Resümee des untersuchenden
Büros Modus Consult in Ulm: Die Bauerntrasse würde
zwar auch entlasten, aber deutlich schlechter als die amtliche Variante, und
beispielsweise bei Fischbach viel Verkehr auf der heutigen B 31 zurücklassen.
(Stand:
27.04.2006 00:16)