Friedrichshafen

 

Tübingen lehnt Straßen-Wünsche ab

FRIEDRICHSHAFEN - Das Regierungspräsidium hält die Immenstaader Vorstellungen zur Trassenführung der neuen B 31 zwischen Brunnisach und Grenzhof für nicht realisierbar. Ein zunächst zweispuriger Ausbau der vierspurig geplanten Straße wäre demnach nur im Zuge einer Planänderung und mit Verzögerungen machbar.

Von unserem Redakteur Andreas Mühl

Die Forderung der Gemeinde Immenstaad sei nur mit erheblichen Zeitverzögerungen umsetzbar, da es eine Neuauslegung der Straßenpläne und weitere Gutachten geben müsse. "Dies kann nicht im Sinne derjenigen sein, die an einer raschen Entlastung Friedrichshafens und der Region interessiert sind", unterstreicht Regierungspräsident Hubert Wicker in einer Presseerklärung. "Wir brauchen den raschen Bau der Ortsumgehung Friedrichshafen." Ständig neue Vorschläge und Planänderungen seien wenig hilfreich.

Wicker äußert sich damit zu einem Gespräch zwischen Vertretern des Regierungspräsidiums, Friedrichshafens und Immenstaads vor zwei Wochen in Tübingen. Thema: Ist es sinnvoll und möglich, die neue B 31 ab Brunnisach zunächst nur zweispurig bis zum Grenzhof zu bauen? Diesen zwischen Friedrichshafen und Immenstaad erarbeiteten Kompromiss lehnt das Regierungspräsidium nun strikt ab. Dem Planfeststellungsverfahren, das mit der Anhörung privater Einwender im April in die nächste Runde geht, sei ein mehrjähriges Verfahren vorausgegangen, in dem die Argumente sorgfältig abgewogen worden seien. Wicker: "Wir sehen die im Verfahren befindliche Variante als die beste Lösung an." Der Immenstaader Wunsch widerspreche der Konzeption einschließlich aller erforderlichen Gutachten zum Verkehr, Lärm oder zu Schadstoffen.

Das Regierungspräsidium betont, dass der vierspurige Bau bis zum Grenzhof alle Varianten für die spätere Fortsetzung der B 31 Richtung Überlingen erlaube. Diese Varianten einschließlich der Ausbautrasse würden in den folgenden Planungsschritten ergebnisoffen geprüft. Nach derzeitigem Stand liege die Präferenz bei der Trasse 7.5, die im Raumordnungsverfahren bevorzugt worden sei. Ausgeschlossen bei den späteren Planungen sei allerdings die so genannte Steigwiesentrasse, eine ausschließlich von Immenstaad gewünschte Linienführung nördlich des Gewerbegebietes Steigwiesen Richtung Kluftern.

In einer Pressemitteilung hatte gestern auch die Friedrichshafener Verwaltungsspitze betont, dass eine Änderung der bislang vierspurigen Trassenpläne aus Sicht des Regierungspräsidiums ohne großen Zeitverlust nicht möglich ist. Bis auf die Steigwiesentrasse, die Friedrichshafen grundsätzlich ablehne und die bislang nicht Gegenstand des Verfahrens ist, seien alle Fortsetzungsvarianten Richtung Überlingen über den Anschluss Grenzhof machbar. Die Stadtverwaltung weist erneut darauf hin, dass der gemeinsame Ausschuss der Verwaltungsgemeinschaft Friedrichshafen/ Immenstaad bereits am 29. Februar 2000 die Trassenführung 7.5b einstimmig beschlossen habe. Oberbürgermeister Josef Büchelmeier und Bürgermeister Dieter Hornung appellieren an den Gemeinderat Immenstaad, "die Auseinandersetzung nicht auf die Spitze zu treiben und eine gemeinsame Haltung zu finden". Das Angebot der Teilnahme eines Vertreters der Stadt an einer Sitzung des Rates Immenstaad gelte nach wie vor.

Bürgermeister soll kommen

Immenstaads Bürgermeister Jürgen Beisswenger sagte gestern der SZ, man werde einen Vertreter der Verwaltungsspitze Friedrichshafens zum Thema B 31 gerne in eine Ratssitzung einladen und insofern das Angebot annehmen. Diese Sitzung werde kurz vor oder nach Ostern stattfinden. Dann wolle man alle Aspekte auch unter juristischen Gesichtspunkten aufarbeiten und das weitere Vorgehen beraten. Momentan gebe es keinen Disput zwischen den Kommunen. Der jetzt vom Regierungspräsidium abgelehnte Ausführungsvorbehalt (zwei statt vier Spuren ab Brunnisach) sei von Immenstaad gewünscht und Friedrichshafen mitgetragen worden. Kommentar}

Die alte B 31 bei Fischbach: Die Planung für eine neue Trasse Richtung Immenstaad bleibt unverändert. Foto:Kästle}

Jetzt herrscht Klarheit. Das Regierungspräsidium Tübingen lehnt alle Änderungswünsche der geplanten B 31 zwischen Friedrichshafen und Immenstaad ab.

 

 

Auch Immenstaad braucht die Straße

Von Andreas Mühl

Die Argumente der Tübinger Straßenplaner sind schlüssig und nachvollziehbar. Hubert Wicker, im vergangenen Jahr wegen lascher Bearbeitung der B 31-Pläne oftmals gescholten, drängt nun selbst auf einen raschen Planfeststellungsbeschluss. Friedrichshafener Politik und Verwaltung haben sich in gut nachbarschaftlicher Manier kompromissbereit gezeigt und waren mit einer vorerst zweispurigen Variante einverstanden, waren bereit, Immenstaader Sorgen zu teilen. Nun ist Immenstaad selbst an der Reihe. Haben die Lokalpolitiker übergeordnete Interessen der Region, darunter auch existenziell-wirtschaftliche, im Auge? Oder schlagen sie den Klageweg ein und versuchen eine Straße zu verhindern, die auch Immenstaad dringend braucht? Ein Klageweg, der kaum Aussichten auf Erfolg, kaum aufschiebende Wirkung hätte, aber ein völlig falsches Signal wäre! Auch wenn es schwer fällt, sollte die Immenstaader Kommunalpolitik schnell über den eigenen Schatten springen, um nicht das Projekt der nächsten Jahre zu gefährden. Astrium, ZF, MTU und Messe samt Mitarbeitern sowie Millionen Touristen werden es honorieren. In Form von tollen Perspektiven für alle in der Region.

 (Stand: 24.03.2006 00:16)