RAVENSBURG - Mit dem Bau der B 30 Süd kann womöglich noch in diesem
Jahr begonnen werden. Dies ist das überraschende Ergebnis eines
Verkehrsgesprächs gestern in Friedrichshafen. Karin Roth (SPD), Staatssekretärin
im Bundesverkehrsministerium, meinte, dass von Berlin aus alles klargehe. Nun
sei das Land am Zug.
Von unserem Redakteur Winfried Leiprecht
Weil die B 30 Süd planfestgestellt ist und damit
Baurecht besteht, will die Staatssekretärin "alles daran setzen", die
B 30 in den aktuellen Fünfjahresplan bis 2010 zu schieben. Dies könnte heißen,
dass mit einem ersten Abschnitt noch in diesem Jahr begonnen wird. Dies wäre
die Verlegung des Schussenbogens. Voraussetzung sei
allerdings, dass das Land die B 30 Süd priorisiert
und zügig alle Voraussetzungen für die Ausschreibung trifft.
Die CDU-Stadträte Rolf Engler und August Schuler, die in Friedrichshafen
dabei waren, sehen in entsprechenden Aussagen des Landes kein Problem.
"Wir werden unsere Landesregierung darauf festnageln", kündigte
Schuler an. Die Aussagen der Staatssekretärin wertete er als
"sensationell". "Es ist eine große Chance für uns, dass es in
Berlin die große Koalition gibt", meinte er. Dass der Ravensburger Landtagsabgeordnete
Rudolf Köberle momentan der für Verkehr zuständige
Staatssekretär in der Landesregierung ist, sei ein "Glücksfall".
Schuler und Engler anerkannten auch das Engagement des SPD-Kreisvorsitzenden
Rudolf Bindig.
Gespräch im Zug
Der frühere Bundestagsabgeordnete hatte sich noch gestern Vormittag für die
B 30 Süd eingesetzt. In Ravensburg bestieg er den Zug, mit dem
Staatssekretärin Roth unterwegs war. Auf der Fahrt erläuterte er ihr, wie der
Stand bei der Umgehung für den Ravensburger Süden ist. Auch Bindig
sprach gestern von der Möglichkeit, dass es noch in diesem Jahr zum ersten
Spatenstich kommt. "Es gibt einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont
für eine baldige Realisierung der B 30 Süd", sagte er.
Im Vorfeld der Friedrichshafener Konferenz hatte
Bindig der aus Esslingen
stammenden Staatssekretärin am Dienstag einen Brief geschrieben.
Er wies darauf hin, dass die B 30 zwischen Baindt und
Ravensburg-Süd als Gesamtheit gesehen werden muss. Er habe seine politischen
Kontakte ins Bundesministerium für die B 30 Süd genutzt, sagte Bindig der SZ. Nun sei es Sache der CDU-Vertreter, ihre
Drähte zu Rudolf Köberle zu aktivieren.
Rolf Engler, der gestern den im Urlaub weilenden OB Hermann Vogler
vertrat, wertete die Konferenz als einen "Glanztag für Ravensburg".
Telefonisch informierten er und Schuler den OB über das Ergebnis. Neben ihnen
waren Manfred Liebermann (SPD) und Bernhard Kordeuter von der Stadtverwaltung
dabei.
Die Ravensburger, so Engler, haben bei den Vertretern des Bodenseekreises
den Wunsch herausgehört, vor der B 30 Süd zunächst die B 31 am
Bodensee zu bauen. Staatssekretärin Roth habe aber klar erkannt, dass im
Gegensatz zu Ravensburg am See die "Hausaufgaben" noch gar nicht
gemacht sind, nachdem noch 1800 Einsprüche auf dem Tisch lägen. Roth habe klar
ausgesprochen, dass es bezüglich der B 31 noch Fragen zu klären gebe. Engler
und Schuler betonten, dass die B 30 und die B 31 nicht gegeneinander
ausgespielt werden dürften. Wenn die B 30 in vier Jahren fertig sein sollte und
dann die Friedrichshafener Baurecht für die B 31
haben und weitermachen können, sei es ein Gewinn für die ganze Region.
(Stand: 04.03.2006 00:16)