14.12.2005 04:54

Kritik an B31-Plänen

Anhörung zum Straßenbau - Rinderweide bei Fischbach?

Wenigstens die Planung der B-31-Umgehung geht jetzt voran. Gestern begann die erste Anhörungsrunde im Planfeststellungsverfahren. Erste Erkenntnis: Der Verkehr wächst nicht so stark wie einst angenommen. Spannend dürfte es heute werden, wenn die gegensätzlichen Interessen von Friedrichshafen und Immenstaad aufeinander prallen.

Friedrichshafen

VON WOLFGANG BOLLER

 

 

Friedrichshafen - Um über 20 Prozent wird Verkehr im Kreis bis zum Jahr 2020 zunehmen - der Durchgangsverkehr sogar um 28 Prozent. Das geht aus dem neuen Verkehrsgutachten hervor. Es wurde nötig, weil die Planung bisher auf einer Prognose für das Jahr 2010 basiert. Der Verkehr wächst aber langsamer als einst gedacht. Die für 2010 vorhergesagten Verkehrsmengen werden demnach erst 2020 erreicht. An der Notwendigkeit der Straße vom Friedrichshafener Colsman-Knoten bis zur Lipbachmündung bei Dornier ändere sich nichts.

Mittlerweile gibt es einige Planänderungen. So soll die Fischbacher Senke zwischen Fischbach, Immenstaad und Kluftern stärker als Ausgleichsfläche genutzt werden, um den Schaden, der der Natur durch den Straßenbau zugefügt wird, zu kompensieren. Bestehende Flächen sollen zu Wiesen umfunktioniert werden, auf denen ganzjährig Heckrinder, wie sie im Hepbacher/Leimbacher Ried grasen, weiden könnten. Die Naturschutzverbände können sich damit anfreunden.

Weniger begeistert sind sie von den Eingriffen in die Lipbachaue, wo Vertreter der Naturschutzbehörde schützenswerte "Armleuchteralgen" vermuten. Hier soll dafür gesorgt werden, dass im Winter durch Streusalz belastetes Wasser nur verdünnt in den Lipbach gelangt. Besonders wichtig ist den Naturschützern, vor allem dem BUND, der Schutz der Bachmuschel im Schnetzenhauser Mühlbach. Der soll zwischen Schnetzenhausen und Sparbruck wegen des Baus einer Anschlussstelle verlegt werden. BUND-Kreisvorsitzender Gerhard Schwaderer bezweifelt, dass die geplante Umsiedlung der Muscheln funktioniert. Er fordert, auf diesen Anschluss zu verzichten. Als "Weihnachtsgeschenk" sehen die Planer die Zusage des Bundesverkehrsministeriums, im Buchschachwald bei Schnetzenhausen eine große 50 Meter breite Grünbrücke bauen zu dürfen, damit die Zerschneidung der Landschaft durch die neue B31 nicht so gravierend ausfällt. Allerdings üben die Naturschutzverbände prinzipielle Kritik. Mit der B31-Planung und den daraus folgenden Straßenbauvorhaben wie den Umfahrungen von Bermatingen, Markdorf und Kluftern werde "der Bodenseekreis fertiggemacht", sagte der Markdorfer BUND-Vorsitzende Franz Beer. Friedrichshafens Erster Bürgermeister Dieter Hornung hielt dagegen: Ein Verzicht würde die Region wirtschaftlich schwächen. Zudem sorge die Planung für genügend Grünflächen. Für Bauern, deren Existenz durch den Straßenbau gefährdet ist, hat der Gemeinderat ein Konzept verabschiedet, das ihnen mit stadteigenen Flächen helfen soll.

Noch nicht klar ist, wie der Knoten bei Dornier gebaut wird. Stadt Friedrichshafen und die Polizei fordern einen kreuzungsfreien Knoten statt einer Ampelkreuzung. Bei der Anschlussstelle Spaltenstein soll ein Kreisverkehr entstehen.

Gestern kamen nur die Behörden sowie die amtlichen und die in Verbänden organisierten Naturschützer zu Wort. Die 1800 privaten Einsprüche - 1400 gleich lautende aus Kluftern und knapp 400 individuell formulierte - sind im Frühjahr dran. Brisant wird es heute, wenn die Stadt Friedrichshafen und die Gemeinde Immenstaad gehört werden. Der Immenstaader Gemeinderat, der den Plänen vor einigen Jahren zugestimmt hatte, fordert nun, die Straße vierspurig nur vom Colsman-Knoten bis Eichenmühle zu bauen und zweispurig bis zum Dornier-Knoten weiterzufahren. So soll die Möglichkeit offen bleiben, die B31 später zwischen Immenstaad und Kluftern nach Westen zu führen. Doch Erster Bürgermeister Hornung bleibt dabei: Die ganze Straße müsse vierspurig werden