Friedrichshafen

 

Bündnis will nicht vertröstet werden

FRIEDRICHSHAFEN - Am Montag kommt Regierungspräsident Hubert Wicker nach Friedrichshafen und wird vor dem Gemeinderat über den Planungsstand zur Fertigstellung der B-31-Gesamtumgehung berichten. Wicker spricht auch mit Vertretern des "Bündnis pro B-31", das unter anderem von ZF, MTU und Zeppelin GmbH unterstützt wird.

Von unserem Redakteur Andreas Mühl

"Sie haben ein großes Verkehrsproblem. Das ist mehr als offensichtlich." Diese Aussage kommt nicht etwa von einem Landespolitiker, Messebesucher oder einem touristischen Gast. Nein, es war Robert Gubler, Präsident der Schweizer Vereinigung für Standortmanagement, der beim SZ-Forum am Montagabend die schlechte Verkehrsanbindung der Region über die Straße als großen Standortnachteil brandmarkte. "Das habe ich am eigenen Leib spüren müssen."

Dieser "Strandortnachteil" ist am Montag um 16 Uhr Thema im Gemeinderat. Immerhin: Auf Drängen von Baubürgermeister Dieter Hornung kommt der Regierungspräsident höchst persönlich, um über den Sachstand zu informieren. Denn Hubert Wicker und seine Behörde, die für das Planfeststellungsverfahren verantwortlich ist, stehen seit einigen Monaten im Kreuzfeuer der Kritik. Von grundlosen Verzögerungen und gar "schlampiger Arbeit" ist die Rede. Zwar gehen die Fachämter in Friedrichshafen weiter von einem Planfeststellungsbeschluss Ende 2006 und einem Baubeginn im Jahr 2007 aus, aber diese Termine dürften planungstechnisch "von Tübingen" kaum noch zu halten sein.

Als weitaus größeres Problem dürfte sich die Finanzierung des 90 Millionen Euro teuren Projektes zwischen Colsman- und Dornier-Knoten herausstellen. Bundestagsabgeordneter Dr. Andreas Schockenhoff hatte im Vorfeld der Bundestagswahl bereits darauf hingewiesen, dass Bundesmittel, die für den Straßenbau in Baden-Württemberg vorgesehen sind, dafür nicht ausreichen. Man brauche in Baden-Württemberg schon zusätzliches Geld, um bereits planfestgestellte Projekte zu verwirklichen. Und eine große Chance, für den Straßenbau bundesweit Mittel frei zu machen, hat sich in den vergangenen Tagen zerschlagen: Denn die Bundesländer kippten mit knapper Mehrheit einen Vorstoß der beiden Südländer, eine Autobahnvignette nach österreichischem Vorbild einzuführen.

Bündnis macht Druck

Trotz aller widrigen Umstände macht nun aber das "Bündnis pro B-31" auf lokaler Ebene weiter Druck. Die Initiatoren um die ehemaligen Stadträte Heinz Schaack und Rolf Schilpp sind von der Resonanz auf ihren Vorstoß angetan. Die Ziele würden überparteilich (ausgenommen "Die Grünen") und von den Großunternehmen ZF, MTU, Zeppelin GmbH sowie Messe und dem örtlichen Handwerk unterstützt. Das Bündnis fordert den Gemeinderat auf, "am 17. Oktober eine Resolution zu betreiben, das Planfeststellungsverfahren zeitnah abzuschließen sowie nach der seit 1996 bestehenden Gesetzeslage nach einem sofort vollziehbaren Planfeststellungsbeschluss, ungeachtet eventueller nicht beseitigter Einsprüche, mit dem Bau zu beginnen". Vom Regierungspräsidenten erwarte man die Nennung eines Zeitpunktes für den Verfahrensabschluss und keine weiteren Vertröstungen. Am 26. Oktober will das Bündnis erneut beraten und insbesondere auf einen raschen Baubeginn und Baufortschritt drängen.}

 

Chronik einer Straßenplanung

Die Geschichte der Umgehungsstraße in Friedrichshafen ist mittlerweile eine mehr als 40-jährige Leidensgeschichte:

1963: Bundesverkehrsminister Seebohm (CDU) verspricht in Friedrichshafen, die gesamte Umgehungsstraße noch vor 1970 zu verwirklichen.

1972: Bundesverkehrsminister Leber (SPD) schreibt an Oberbürgermeister Grünbeck: "Die gesamte Umgehung wird Ende der 70er-Jahre befahrbar sein."

1985: Beginn des Planfeststellungsverfahrens für den zweiten Abschnitt, Ehlersstraße bis Dornierknoten.

1987: Planfeststellungsbeschluss für den zweiten Abschnitt.

1990: Aufhebung des Beschlusses (Waggershausen bis Dornierknoten) durch das Verwaltungsgericht wegen unrichtiger Angaben bei der Grundstücksbeschaffung.

1994: Planfeststellungsbeschluss wird für 1996 angekündigt.

1996: Planfeststellungsbeschluss wird für 1999 angekündigt.

1999, Januar: Planfeststellungsbeschluss wird für 2001 angekündigt.

1999, Oktober: Planfeststellungsbeschluss wird für 2003 angekündigt.

2005: Planfeststellungsbeschluss frühestens Ende 2006.

 (Stand: 15.10.2005 00:18)