FRIEDRICHSHAFEN -
Eigentlich war die öffentliche Erörterung der 1857 Enwendungen
gegen das Planfeststellungsverfahren zur B 31 neu Ortsumgehung Friedrichshafen
für Oktober geplant. Doch der Termin könnte platzen und sich um ein halbes Jahr
verschieben: Das Regierungspräsidium muss erst die neuesten Verkehrszählungen
auswerten.
Von unserer Redakteurin
Ruth Auchter
Weil sich die Sache mit dem
Planfall 7 schon ewig zieht, zieht sie sich nun noch weiter in Länge - nicht
paradox, sondern logisch: Nach dem die erste, aus den 80er-Jahren stammende
Entwurfsplanung seinerzeit vom Verwaltungsgerichtshof abgeschmettert worden
war, ging"s Anfang der 90er-Jahre bekanntlich
mit den neuen - mittlerweile vierspurigen - Planungen für die 7,5 Kilometer
lange Trasse zwischen Dornier- und Colsmanknoten in
die zweite Runde. Obschon das Bundesverkehrsministerium das Paket vor drei
Jahren genehmigt hat, liegt die Sache seither mehr oder weniger auf Eis - weil
zu viele Leute was dagegen haben. 1471 ähnlich lautende Einwendungen der
Bürgerinitiative "Pro Kluftern" und weitere
386 individuell formulierte lassen das Planfeststellungsverfahren stocken.
Neue Verkehrszählung im Juli
Die Gegner bemängeln die
Trassenführung von B 31 neu und K 7743 neu sowie deren Anschlüsse, führen die
Existenzgefährdung landwirtschaftlicher Betriebe, kleinklimatische Veränderungen
sowie Feinstaubproblematik ins Feld und fordern ein naturschutzfachliches
Ausgleichskonzept plus besseren Lärmschutz. Beim letzten Punkt könnten sie
möglicherweise Erfolg haben: Weil man laut Regierungspräsident Hubert Wicker alle fünf Jahre als Grundlage für die Straßenplanung
eine Verkehrszählung machen muss, stand heuer eine neue an. Die soll dabei
helfen, die Lärm- und Feinstaub-Belastung bis zum Jahr 2020 zu prognostizieren.
Kommen Werte dabei raus, die nur unwesentlich von jenen der jüngsten, bis 2015
hin ausgelegten Zählung abweichen, bleibt es bei der momentanen Planung.
Fördert die im Juli
durchgeführte Verkehrszählung aber neue Ergebnisse zutage, "müssen wir im
Zuge der Fortschreibung des Verkehrsgutachtens gegebenenfalls eine neue
Lärmschutzplanung machen", so Wicker auf Anfrage
der SZ. Außerdem müsse man die Luftschadstoffberechnungen aktualisieren. Das
dauert. Und könnte dazu führen, dass sich der öffentliche Termin zur Erörterung
der Einsprechungen aufs Frühjahr 2006 verschiebt. Die Frage wird sein, ob und
wenn ja,in welchem Ausmaß sich Feinstaub und der im
Zuge der Maut gestiegene Schwerlastverkehr auf die Verkehrsdichte auswirken.
Gegebenenfalls seien höhere Lärmschutzwälle und in der Folge zusätzliche
Ausgleichsflächen ins Auge zu fassen, erklärt Wicker.
Erstaunt über so viele Einwender
Im Prinzip ist sonst alles
mehr oder weniger parat für den Termin mit den Einsprechern: Laut
Regierungspräsident "sind die notwendigen ergänzenden straßenplanerischen
Untersuchungen abgeschlossen"; auch die Gutachten zur Bewertung der
Existenzgefährdung diverser Bauern, zur von Fischbacher
Landwirten vorschlagenen Alternativtrasse und zu
kleinklimatischen Veränderungen sind fertig. Zwar habe man, wie Wicker einräumt, nie und nimmer "mit dermaßen vielen
Einwendungen gerechnet". Dennoch sei jedes einzelne Argument sorgfältig
geprüft worden - schließlich wolle das Regierungspräsidium einen juristisch
wasserdichten Planfeststellungsbeschluss vorlegen. Freilich könne es auch beim
Termin mit den Einsprechen noch passieren, "dass Dinge vorgetragen werden,
die eine weitere Prüfung nötig machen".
Baubeginn verschiebt sich
Es könnte also nochmal knifflig werden mit dem Baubeginn im Sommer 2007,
den Baubürgermeister Dieter Hornung für die Trasse anvisiert - Wicker hält dieses Datum gar für "unrealistisch".
Zeige die Straßenbaugeschichte des Bodenseeraums doch, dass es der Region
"noch immer gelungen ist, massiven Widerstand gegen egal welche Trasse zu
formieren", wie Wicker aus Erfahrung weiß. Hinzu
komme der finanzielle Engpass. Neben anderen Projekten im Regierungsbezirk
seien die 68,5 Millionen Euro für die B 31 neu-Ortsumgehung
Friedrichshafen längst nicht gesichert und steht mithin in den Sternen:
"Wir hoffen", so Wicker, "dass der
Bund deutlich mehr Geld als bisher für die Realisierung der im vordringlichen
Bedarf enthaltenen Projekte zur Verfügung stellt."
(Stand: 22.08.2005 00:17)