Friedrichshafen

 

Maut entzweit Gemeinden an der B  31

HAGNAU/LINDAU (dik/fxh) Gerade zur Hauptsaison blicken viele Menschen am Bodensee auf die Bundesstraße  31. Dabei tun sie dies durchaus mit gegensätzlichen Gefühlen: Während die einen die Bundesstraße für Lastwagen unbedingt mautpflichtig machen wollen, kommt das für die anderen überhaupt nicht in Frage.

In Hagnau führt die B  31 mitten durch das Dorf. Zwischen Uhldingen und Mühlhofen wirkt die Bodensee-Schnellstraße wie eine Schneise. Entsprechend leiden die Menschen hier unter dem Verkehr, vor allem unter den Schwerlastern, die durch den Ort brettern. Die in Hagnau am Ortsausgang in Richtung Meersburg eingerichtete Dauerzählstelle belegt dies. Im Februar und März nahm der Schwerlastverkehr (über 3,5 Tonnen) um 13,7 Prozent zu. Kein Wunder, dass sich Hagnau mit den Nachbargemeinden Meersburg, Uhldingen-Mühlhofen, Stetten und Daisendorf zusammengetan hat. Die Gemeinderäte fordern gemeinsam den Bund auf, die Lkw-Maut auf die Bundesstraße auszuweiten. Laster, die zwischen Lindau und Stockach auf der B  31 fahren, sollen dafür bezahlen.

Maut könnte Laster weglocken

Ganz anders ist die Haltung der Bürgermeister östlich von Friedrichshafen. Denn zwischen Eriskirch und Lindau verläuft die Bundesstraße nach jahrelangen Bauarbeiten im Hinterland. Die Verantwortlichen fürchten nun, dass eine Maut die Laster wieder von der Bundesstraße runter an den See lockt, wo der Verkehr auf der Trasse der alten B  31 inzwischen deutlich ruhiger geworden ist. Die Bürgermeister des bayerischen Bodensee und ihr Kollege aus Kressbronn haben sich deshalb bei verschiedenen Treffen deutlich gegen eine Mautpflicht für die Bundesstraße ausgesprochen. In der Rubrik "Pro & Contra" direkt unter diesem Artikel hat die SZ die Argumente gesammelt, die für und gegen die Maut sprechen. } Wenn, dann Maut für immer

Seit der Staat den Brummifahrern auf den Autobahnen Geld abknöpft, befahren mehr Lastwagen die B 31. Dies spricht für die Maut.

Von unserem Redakteur Michael Hescheler

Es gibt gute Gründe, die stets voll gestopfte und mautpflichtige A 8 zu umfahren. Und es scheint so, dass immer mehr Brummifahrer auf die B 31 ausweichen, wenn sie beispielsweise von Zürich nach München unterwegs sind und nicht über Stuttgart und Ulm fahren wollen. Verständlich also, dass die Gemeinden ohne eine Umfahrung jetzt stöhnen und die Maut fordern. Die Bodensee-Schnellstraße entwickelt sich mehr und mehr zu einer verkappten Autobahn. Die Straße kann diesen Anforderungen nicht gerecht werden. Zu Stoßzeiten schlängeln sich die Autos und Lastwagen im Schritttempo durch die Dörfer. Weil die B  31 bei Messen in Friedrichshafen heillos überlastet ist, muss neuerdings über das Hinterland umgeleitet werden. Eine solche Belastung kann den Menschen nicht länger zugemutet werden. Sollten die an der Dauerzählstelle in Hagnau ermittelten Zahlen stimmen, muss über die LKW-Maut ernsthaft nachgedacht werden. Allerdings wenn, dann für immer und nicht nur, bis die Umfahrungen fertig sind.} Die Maut bringt keine Lösung

Auf bayerischer Seite des Sees wollen die Bürgermeister auf keinen Fall eine Maut für die B  31. Sie haben Recht.

Von unserem Redakteur Dirk Augustin

Verkehr gehört möglichst auf höherrangige Straßen. Unser Land hat deshalb ein so gutes Netz von Autobahnen und Bundesstraßen, damit der Verkehr nicht mehr wie früher mitten durch die Dörfer und Städte fließt. Bei allem Verständnis für die, für die noch keine Umgehung gebaut wurde - eine Mautpflicht drängt die Laster nur weiter auf Nebenstraßen. Fuhrunternehmer kalkulieren kühl, was sie teurer kommt: die Maut oder die Zeit für den Umweg. Östlich von Friedrichshafen wäre die Rechnung klar: Die Trasse der alten B  31 verläuft parallel zur heutigen Bundesstraße, der Zeitverlust hielte sich in Grenzen - wäre also billiger und damit attraktiver. Leidtragende wären die Menschen, die eigentlich froh waren, diesen Verkehr endlich los zu sein. Die Maut kann also keine zufriedenstellende Lösung für die Probleme der Hagnauer sein. Die sollten vielmehr darauf setzen, dass endlich auch westlich von Friedrichshafen die schon lange existierenden Pläne für eine Hinterlandtrasse verwirklicht werden.

 (Stand: 26.07.2005 00:19)