03.04.2004 06:06 |
Straßenbau-Gegner lassen nicht locker |
"Pro
Kluftern" zog auf der Jahreshauptversammlung Bilanz: Großer Rückhalt in
der Bürgerschaft |
Auch
wenn der Baubeginn für die Südumfahrung Markdorf in weiter Ferne liegt und
sich in Sachen Ortsumfahrung Kluftern scheinbar nichts tut: "Pro
Kluftern" lässt nicht nach, sich gegen diese Straßenbau-Projekte zu
stemmen. |
Friedrichshafen-Kluftern |
VON KATY CUKO |
Friedrichshafen-Kluftern - Der Aprilscherz in der Markdorfer Ausgabe des SÜDKURIER ließ die Mitglieder von
"Pro Kluftern" bei ihrer Jahreshauptversammlung am 1. April nur
schmunzeln. "Eigentlich könnten wir uns ja auflösen", kommentierte
Walter Zacke die Bildmeldung über den (angeblichen) Baubeginn der Südumfahrung
Markdorf.
Aber soweit ist es noch
lange nicht. Nach einem Gespräch mit dem Leiter des Straßenbauamtes Überlingen,
Hartmut Kohler, am vergangenen Montag habe sich herauskristallisiert, dass
vorerst nur zwei Straßen-Projekte in der Region höchste Priorität genießen: die
Ortsumfahrungen Bermatingen und Kehlen. Fakt sei
jedoch, dass das Straßenbauamt für die Südumfahrung Markdorf "mit
geringfügigen Abweichungen" weiter auf der Trasse plane, die Kluftern am
nächsten kommt und daher ablehnt. Kohler habe gesagt, dass er mit einer
Planfeststellung für die Südumfahrung in den Jahren 2006/07 rechne, und der Bau
der neuen Straße "bestimmt nicht vor 2008" beginne, informierte
Adalbert Kühnle über das Gespräch. Grund zum Jubilieren aus Sicht der Klufterner Straßengegner gebe es trotzdem nicht. Auch wenn
es zur geplanten Umfahrung Kluftern keinen neuen Sachstand gebe: "Das
Projekt schläft nicht, da läuft im Stillen einiges", kommentierte Kühnle.
Als "Lehrbeispiel für
uns" sieht "Pro Kluftern" nunmehr die im Dezember freigegebene
Ortsumfahrung der B 31 in Eriskirch. Dort versucht
eine neu gegründete Bürgerinitiative, Lärmschutz einzufordern, der im Zuge der
Planfeststellung als nicht notwendig erachtet wurde. Bei einem vereinbarten
Vororttermin wollen sich beide Initiativen austauschen.
Mit "wehret den
Anfängen" lassen sich die Aktionen von "Pro Kluftern" im
vergangenen Jahr umschreiben. Walter Zacke erinnerte in seinem Rückblick an die
Bauern-Demo, das Luftballon-Schaugerüst für den geplanten Viadukt über
Efrizweiler Wiesen oder die von CDU und Freien Wählern initiierte
Trassenbegehung in Kluftern, die mit 120 Straßenbaugegnern "eine Gegendemonstration
wurde". Als erfolgreich wertete Zacke die juristische Strategie,
betroffenen Gründstückseigentümern Hilfestellung im Planfeststellungsverfahren
für die B31-Westumfahrung Friedrichshafen zu geben und Einwände gegen den
"Spaltensteiner Knoten" zu formulieren.
Mehr als 1700 Einzel- und Sammeleinwendungen seien über "Pro
Kluftern" an das Regierungspräsidium Tübingen gegangen. Das sei nach
Aussagen von Kohlers übrigens dabei, an der Planung für die Westumfahrung
"gewisse Änderungen vorzunehmen", sagte Kühnle.
Dass "Pro
Kluftern" Zuspruch bekommt, machte Walter Zacke an einigen Zahlen fest.
235 Mitglieder hat die Bürgerinitiative, davon 168 Erwachsene. Die
Internetseite wurde seit ihrem Bestehen über 10000 Mal angeklickt. Über 11000
Euro spendeten 66 Einzahler im Jahr 2003 - auch wenn das gerade zur Hälfte
reichte, um anfallende Rechtsanwalts- und Gutachterkosten zu begleichen. Mit
dieser Bilanz ging die Wahl des neuen Vorstandes flott über die Bühne. Nur
Albert Hinrichs kandidierte aus beruflichen Gründen nicht mehr. Für ihn ist
Adalbert Kühnle in die Reihe der drei Vorsitzenden gerückt, zu der weiterhin
Walter Zacke und Bernhard Kettner gehören.