Erster Spatenstich allerfrühestens 2006

 

MARKDORF/BERMATINGEN - Demos, Leserbriefschlachten, Bürgerentscheide - der geplante Bau der Ortsumfahrungen von Markdorf, Bermatingen und Kluftern hat zu Beginn des Jahres die Gemüter in der Region erhitzt. Es ist ruhiger geworden, doch das Thema steht weiter auf der Tagesordnung. Die Planer arbeiten am Feinschliff der Trassenführung, die Gegner des Projekts an ihrer Strategie. Der erste Bagger rollt allerfrühestens 2006.

 

Von unserem Redakteur Martin Hennings

 

Markdorf hat für uns Priorität", sagt Tobias Gähr. Auf den Mitarbeiter des Staatlichen Straßenbauamts in Überlingen und seine Kollegen wartet im Moment vor allem Schreibtischarbeit. Für die Knotenpunkte am Haslacher Hof (dort, südwestlich von Markdorf, sollen die Umfahrungen von Markdorf und Bermatingen aufeinander treffen) und bei der Firma Wagner (wo die Südumfahrung Markdorfs an die Klufterner Umgehung angebunden werden soll) müssen Alternativen zur bestehenden Planung erarbeitet werden. Beim Haslacher Hof schmückt bislang eine so genannte "Trompete" die Pläne, ein Knoten mit vielen Kurven, Kreiseln, Überführungen. Für die Stelle soll ein Konzept her, das weniger Landschaft verbraucht und trotzdem verkehrssicher ist, sagt Gähr.

 

Beim Thema Wagner-Kreisel folgt das Straßenbauamt einem Beschluss des Kreistags. Der hatte Pläne für eine Verschiebung des Kreisverkehrs nach Norden gefordert. Ziel: eine Entlastung der Bürger von Lipbach. Zudem beschäftigen sich die Planer mit einer Gradientenabsenkung im Bereich des Stüblehofs. Auf gut Deutsch: Dort wird die Südumfahrung möglicherweise tiefer in die Landschaft hineingelegt als bislang vorgesehen.

 

Im Herbst sollen die Ergebnisse den Kommunen, den Grundstückseigentümern und der "Projektgruppe" - ein Zusammenschluss von Politikern, Verwaltungsleuten, Befürwortern und Gegnern des Projekts, die die Planungen begleiten - vorgestellt werden. Bis Jahresende wird auch die Umweltverträglichkeitsstudie vorliegen. Kritiker der Umfahrungen hatten vergeblich gefordert, diese Daten und Fakten vor den Bürgerentscheiden am 6. April 2003 in Markdorf (knappe Mehrheit für die Straße) und Bermatingen (deutliche Mehrheit dafür) vorzulegen. Im Jahr 2004 wird die Entwurfsplanung fertiggestellt und ein landschaftspflegerischer Begleitplan entwickelt, der auflistet, wo der Landschafts- und Umweltschaden durch die neuen Straßen ausgeglichen werden soll.

 

Ende 2004 will das Straßenbauamt beim Regierungspräsidium in Tübingen die Einleitung des Planfeststellungsverfahrens beantragen. Dieser Verwaltungsakt, der mit der Aufstellung eines Bebauungsplans zu vergleichen ist, wird mindestens ein Jahr lang dauern. "Unter Idealbedingungen, die hier nicht unbedingt zu erwarten sind", sagt Tobias Gähr. "Es können also auch zwei Jahre werden."

 

Während des Planfeststellungsverfahrens haben Kritiker des Projekts bei einem Erörterungstermin die Möglichkeit, Bedenken und Einwände vorzubringen. Ist der Planfeststellungsbeschluss gefasst, bleibt nur eine kurze Frist, um dagegen zu klagen. Ob eine solche Klage aufschiebende Wirkung hat, den Bau der Straße also verzögern kann, entscheidet ein Gericht. Ist der Planfeststellungsbeschluss rechtskräftig, sind auch Grundstücksenteignungen möglich.

 

Das Gesamtprojekt von Kluftern bis Bermatingen soll knapp 34 Millionen Euro kosten, den Löwenanteil trägt das Land, aber auch der Bodenseekreis und die Städte Markdorf und Friedrichshafen müssen Millionenbeträge zahlen. Landesverkehrsminister Ulrich Müller (CDU) hat jüngst einen Baubeginn für das Jahr 2006 in Aussicht gestellt. "Ich werde dem Minister natürlich nicht widersprechen", sagt Tobias Gähr vom Straßenbauamt. Auf ein Problem allerdings weist er hin: Greift die von der Landesregierung geplante Verwaltungsreform, wird sich beim Straßenbauamt, das teils dem Regierungspräsidium, teils dem Landratsamt unterstellt werden soll, einiges ändern. "Das kann unsere Schlagkraft schon verringern", sagt der Mann vom Straßenbauamt. "Schneller werden wir mit Sicherheit nicht."

 

(Stand: 16.08.2003 00:38)