05.06.2003 05:56 |
Sorgen wegen Lärm durch B31-Bogen |
Umgehungsstraße
im Detail: Wälle und Wände zum Schutz - Appell an Grundstücksbesitzer:
"Verkaufen Sie" |
Auf
reges Interesse ist gestern die Vorstellung der Pläne zur Verlegung der B31
zwischen Friedrichshafen und Immenstaad in Schnetzenhausen gestoßen. Die
Sorge um Lärmbelästigung stand im Zentrum der Fragerunde. Grundstücksbesitzer
und Anwohner konnten bei einer Trassenbegehung mit Behördenvertretern in
Details einsteigen. Erster Bürgermeister Hornung appellierte an Landwirte,
Grundstücke zu verkaufen. |
Friedrichshafen |
VON ANDREAS AMBROSIUS |
Friedrichshafen - Es war
keine leichte Aufgabe, vor welcher die Rathausspitze und Friedrich Braun vom
Tübinger Regierungspräsidium gestern ab 9 Uhr im Dorfgemeinschaftshaus
Schnetzenhausen standen. Wenn der Neubau einer autobahnähnlichen Bundesstraße
durch so dicht besiedeltes Gebiet ansteht, sind Probleme vorhersehbar. Lärm,
Gestank, neue Verkehrsströme: Das macht den Anwohnern Sorgen. Oberbürgermeister
Josef Büchelmeier und Baubürgermeister Dieter Hornung mühten sich, Verständnis
für die Belange der Menschen zu zeigen. "Da haben Sie völlig Recht",
war ein von Friedrich Braun viel benutzter Einstieg, wenn es galt, Antworten
auf Fragen zu geben. Er erläuterte vor etwa 180 Besuchern den geplanten
Trassenverlauf, wobei allein 155 Grundstücksbesitzer von der Stadt
angeschrieben worden waren.
Die B31-neu soll ab dem
noch zu bauenden Immenstaader Dornier-Knoten (mit Ampel), der Teil eines
separaten Planfeststellungsverfahrens ist, bis zum Riedleparktunnel vierspurig
gebaut werden. Die B31-neu folgt dann der Bahntrasse Richtung Fischbach. Die
Stadt finanziere dort über die gesetzlichen Vorschriften hinaus
Lärmschutzmaßnahmen in Form eines 2,5 Meter hohen Walls, so Braun. Die Straße
wird über die Brunnisach geführt, der Gemeindeverbindungsweg nach Kluftern
verläuft unter der B31-neu. Auf Höhe Eichenmühle sollen zwei Meter hohe Wälle
den Lärm abhalten. Die Straße unterquert dann die Bahntrasse, der
Eichenmühleweg führt mit einer Brücke über die B31-neu. Bei der "Villa
Wagner" in Spaltenstein wird über zwei Schleifen die L328B (Klufterner
Straße) angebunden. Im Süden ist ein Wall mit einer Wand obendrauf geplant.
"Trotzdem haben wir hier an manchen Stellen Probleme, die gesetzlichen
Grenzwerte einzuhalten", räumt Braun ein. "Manch einer wird
zusätzlich Lärmschutzfenster einbauen müssen."
Die K7742 von Unterraderach
nach Schnetzenhausen wird unten durchgeführt. Ein weiterer heikler Bereich ist
bei den Schnetzenhausener Sportanlagen: Die B31-neu verläuft hier sehr nah an
Wohnhäusern. Auch hier werden Wall und Wand gebaut. Bei der Schießanlage wird
die L328B angeschlossen, bei Waggershausen der 600 Meter lange Tunnel erreicht,
den die Stadt wesentlichen mitfinanziert, weil der Bund dazu nicht bereit war.
In der Fragerunde wurden
Zweifel an den zu erwartenden Lärmbelästigungen geübt. Die Werte seien zu
niedrig angesetzt. "Wir messen nicht, wir rechnen", stellte Braun
klar. Bei der Auslegung der Schutzmaßnahmen habe man den "schlimmsten
Fall" - die Verwirklichung aller Planungsfall7-Vorhaben - angenommen.
Außerdem: "Wir können nur das machen, was uns der Gesetzgeber vorgibt. Was
darüber hinaus geht, muss die Stadt bezahlen."
Für Büchelmeier hat die
B31-Verlegung höchste Priorität. Er hatte sich direkt in Berlin dafür stark
gemacht, dass das Projekt im Bundesverkehrswegeplan ganz oben steht und auch
die Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die Gesamtkosten des Bauabschnitts
IIB belaufen sich auf 68,5 Millionen Euro, wobei die Stadt 5,2 Millionen Euro
beisteuert. Allein der Waggershauser Tunnel kostet 17,1 Millionen Euro. Für die
gesamte Trasse werden 49 Hektar Fläche gebraucht. Im Gegenzug werden 38 Hektar
Ausgleichsmaßnahmen geschaffen.
Das
Planfeststellungsverfahren läuft seit vergangener Woche. Eine Prognose, wann
mit dem Bau begonnen werden kann, wollte Braun nicht wagen. Hornung geht davon
aus, dass bis Ende 2004 die Planfeststellung abgeschlossen ist. Unwägbarkeiten:
die Finanzlage des Bundes und mögliche Klagen. "Wir hoffen, dass 2005/06
mit dem Bau begonnen werden kann", so Hornung. Er rechnet mit drei bis
vier Jahren Bauzeit.
Nicht zuletzt wird es davon
abhängen, ob die Grundstücksbesitzer ihr Land verkaufen. "Zeigen Sie sich
solidarisch mit den Anwohnern und verkaufen Sie", so die Bitte Hornungs.
Etwa zehn Euro pro Quadratmeter sollen gezahlt werden. "Damit liegen wir
deutlich über den sonst üblichen sieben Euro", so Hornung. Landwirte
beschäftigt auch die Frage, ob sie qualitativ hochwertige Ausgleichsflächen
bekommen. Dies alles werde in Detailgesprächen geklärt, so Hornung, ebenso, wer
für die Beseitigung eventueller Altlasten aufkommt.
Auf Skepsis stößt bei
Hornung und Braun die Anregung nach einem "Flüsterbelag" wie bei der
B31 bei Immenstaad. "Es gibt noch keine Langzeiterfahrungen", so
Braun. Ein "Flüsterbelag" ist jedenfalls nicht eingeplant. Hornung:
"Wir setzen lieber auf dauerhafte, aktive Lärmschutzmaßnahmen wie Wälle
und Wände."
Die Frage nach
Geschwindigkeitsbegrenzungen wurden nicht abschließend beantwortet. Von 130
km/h auf offener Strecke und 80/100 im und vor dem Tunnel war die Rede.
Alle Pläne liegen noch bis
25. Juni im Technischen Rathaus, Charlottenstraße 12 (Neubau, 2. OG, Zi. 2.37)
aus. Anregungen und Einwendungen können noch bis 9. Juli schriftlich bei der
Stadtverwaltung eingereicht werden.