Ittendorfer wollen weiter kämpfen

 

MARKDORF - Wer geglaubt hat, mit den Bürgerentscheiden im April sei die Straßendebatte in der Region beendet, der hat sich getäuscht. Am Montag stimmt der Kreistag über die Umfahrungen von Markdorf und Kluftern ab, gestern haben sich Straßengegner aus Ittendorf mit einem offenen Brief zu Wort gemeldet. Sie lehnen die Südumfahrung weiter ab - und wissen zwei Drittel der Wähler hinter sich.

 

Von unserem Redakteur Martin Hennings

 

Nein zur Südumfahrung, nein zum Planungsfall 7.5 (also dem Ausbau der B 31 nahe Ittendorf) - das sind die Kernaussagen des offenen Briefes, der an Landesverkehrsminister Ulrich Müller (CDU), die Kreisräte des Bodenseekreises, die Markdorfer Stadträte, die Ortschaftsräte des Markdorfer Stadtteils Ittendorf und das Straßenbauamt in Überlingen gerichtet ist. Die Unterzeichner des Schreibens, Heinrich Wegis und Fritz Käser von der straßenkritischen "Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf", kritisieren, dass die Ittendorfer vor und nach dem Bürgerentscheid vom 6. April - damals stimmte Markdorf mehrheitlich für die Südumfahrung, Ittendorf aber deutlich dagegen - "von den Freien Wählern und der Stadtverwaltung" zur Solidarität mit der Kernstadt aufgerufen worden seien. Die Südumfahrung bringe dem Stadtteil große Nachteile und mehr Verkehr. "Maßnahmen zur Verbesserung der Straßensituation" seien nicht vorgesehen. Deshalb dürfe man von Ittendorf keine Solidarität erwarten.

 

Die Interessengemeinschaft wendet sich auch gegen den so genannten Planungsfall 7.5, den Ausbau der Bundesstraße 31 in unmittelbarer Nähe Ittendorfs. Gegen dieses Projekt werde man auch in Zukunft weiter kämpfen, so die Ankündigung, ebenso gegen die Südumfahrung.

 

Dem offenen Brief zum Trotz wird der Kreistag am kommenden Montag aller Voraussicht nach Ja zur Umgehung Markdorfs und auch Ja zur Umfahrung Klufterns sagen. Die ebenfalls geplante Ortsumgehung Bermatingens werden die Kreisräte nur noch zur Kenntnis nehmen, denn dieses Projekt wird das Land Baden-Württemberg allein finanzieren. Die Straßen in Markdorf (Kosten: 11,1 Millionen Euro) und Kluftern (13,7 Millionen Euro) wird das Land nur zu 70 Prozent bezahlen, den Rest sollen sich der Kreis und die beiden beteiligten Städte je zur Hälfte teilen.

 

Im April 2001 hatte der Kreistag dieser Planung im Prinzip bereits zugestimmt, allerdings geknüpft an mehrere Bedingungen. Die sind zumindest nach Einschätzung des Landratsamts mittlerweile alle erfüllt. So war ein eindeutiges Votum der Kommunen für die Straßenbaupläne gewünscht und eine genaue Untersuchung der voraussichtlichen Entlastungswirkung der geplanten Straßen.

 

Was auch immer am Montag im Häfler Landratsamt bei der Kreistagssitzung, die ab 16.30 Uhr öffentlich sein wird, an Argumenten für die Straßenplanung zu hören ist - die Ittendorfer "Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung" wird kaum von ihrer ablehnenden Haltung abrücken. In ihrem offenen Brief legen die Straßenkritiker aber Wert darauf, konstruktiv mitarbeiten zu wollen. Deshalb haben sie einen Katalog an ihren Brief angehängt, der die Verkehrssituation in Ittendorf verbessern soll.

 

Darin wird gefordert: eine Überführung der B 33 für Fußgänger und Radfahrer, mehr Sicherheit an den Bushaltestellen und der Abzweigung zur Ahauser Straße beim Gasthaus "Adler", stationäre Tempoüberwachung, Lärmmessungen und Lärmschutz entlang der B 33, "Flüsterasphalt" in der Ortsdurchfahrt, eine zusätzliche Ampel beim Bürgerhaus und eine Verkleinerung des geplanten Verkehrsknotens am Haslacher Hof - die so genannte "Haslacher Trompete".

 

(Stand: 15.05.2003 23:30)