"Keine qualifizierten Planer"

 

 

Die Bermatinger stimmen am Sonntag über die Umgehungsstraße ab. Wolfgang Jürgensmeyer (Bürgerinitiative Bermatingen-Ahausen) nennt fünf Gründe, mit Nein zu stimmen.

 

1. Genug Straßen und falsche Zahlen: Schwindelprognosen zum Lärm und zu Verkehrsmengen sollen meines Erachtens überflüssigen Straßenbau rechtfertigen. Die Strecke Mimmenhausen-Ittendorf zum Beispiel ist unterlastet, die Ortsdurchfahrt Bermatingen an Werktagen dagegen zirka vier Stunden lang überlastet. Straßen haben wir jetzt schon genug, aber leider seit Jahren keine ausreichend qualifizierten Verkehrsplaner.

 

2. Umweltschutz ist Menschenschutz: Wer gegen Natur und Landschaft arbeitet, ist im langfristigen Ergebnis ein Feind des Menschen. Umwelt- und Straßenbau-Minister Müller hat deshalb Unrecht, wenn er wie am 10. März in Salem postuliert, jede Ortsumfahrt sei im Sinne des Menschen gerechtfertigt.

 

3. Landschaftsschutz ist Verfassungsauftrag: Natur- und Landschaftsschutz-Forderungen sind kein Zynismus gegenüber unbestrittenen Lärmopfern an hoch belasteten Durchgangsstraßen. Ich fordere nur die Einhaltung des Verfassungsauftrages aus der Landesverfassung Baden-Württembergs, Artikel 86: "Die natürlichen Lebensgrundlagen, die Landschaft sowie die Denkmale der Kunst, der Geschichte und der Natur genießen öffentlichen Schutz und die Pflege des Staates und der Gemeinden." Wo bleibt der öffentliche Schutz für diese schöne Landschaft?

 

4. Lärm soll bleiben, wo er ist: "Lärm für alle und überall" ist kein demokratisches Recht der Gestressten. Der Verkehrslärm soll bleiben, wo er entsteht, er kann dort und nur dort vermindert werden. Es können heute bereits bekannte Mittel gegen Verkehrslärm eingesetzt werden, um sofort die gleichen Effekte - etwa eine Verkehrshalbierung in acht bis zehn Jahren - zu erreichen. Die Entlastungsprognosen mit Straßenneubau in der freien Landschaft wollen die Bürger verdummen. Das nenne ich Zynismus.

 

5. Überregionales Konzept vernachlässigt: Im Sinne einer verschleierten regionalen Industrialisierung des Bodensee-Hinterlandes werden Gegner und Befürworter der Ortsumfahrungen gegeneinander ausgespielt: Umweltschutz gegen Verkehrsopfer. Das überregionale Konzept tritt dabei in den Hintergrund.

 

(Stand: 03.04.2003 23:30)