Dafür, dagegen

 

Neutralität in Zeiten der Straße - uff, das ist schwer. Denn diese Umgehung verläuft nicht nur quer durch Markdorf und Bermatingen, quer durch Familien und Freundschaften. Sie verläuft auch quer durch diese Redaktion. Hier arbeiten Leute, die sind dafür, und solche, die sind dagegen. Jetzt bemühen wir uns natürlich trotzdem: Objektivität ist oberstes Gebot. Wir zählen Zeilen, messen Platz auf dem Papier, wägen ab und bauen um - auf dass sich ja kein Gegner, bloß kein Befürworter benachteiligt fühle. Und dann passiert es manchmal doch: Wir haben eine Meinung. Wir sehen irgendetwas anders als die dafür - oder die dagegen. Und dann läutet das Telefon: Ihr seid dafür, ihr seid dagegen, wie könnt ihr nur? Wobei sich jeweils die andere Seite im Nachteil wähnt. Hätten beide Recht, wären wir die neutralste Institution der Welt. Es gab da jenen Tag letzter Woche, da waren wir kurz davor, das im Blatt zu demonstrieren: Wir wollten diese Spalte hier freilassen, weiß und leer und buchstabenlos, und obendrüber schreiben: "Das ist das Neutralste, was uns zur Straße eingefallen ist." Wir wünschen uns, dass viele zur Abstimmung gehen. Und dass wir danach wieder problemlos eine Meinung haben dürfen.

 

Kerstin Brauers


(Stand: 03.04.2003 23:30)