Mehr Lärm, weniger Natur
Südumfahrung - ja oder
nein? Darüber dürfen die Markdorfer am Sonntag abstimmen. Gegner wie
Befürworter hoffen, dass möglichst viele hingehen. Hansjörg Renner, für die
Umweltgruppe im Markdorfer Gemeinderat, wird mit Nein stimmen und hat fünf gute
Gründe dafür. Er ist gegen die Südumfahrung, weil...
1. ...hinter der
Südumfahrung kein zukunftsfähiges Konzept steckt. Man kuriert an den Symptomen,
ohne das System zu ändern. Überall dort, wo es eng wird für den Verkehr, heißt
das Rezept: Verschiebung auf eine neue Trasse. Der Grundsatz "Ausbau vor
Neubau" wird dabei völlig aufgegeben.
2. ...die Südumfahrung
unsere Landschaft massiv zerschneidet. Die Fläche zwischen Markdorf und dem
Seeufer ist eine der wenigen zusammenhängenden intakten "Grünen
Lungen". Sie darf nicht durch zwei weitere Straßen zerschnitten werden.
Das Kapital der freien Landschaft würde so leichtfertig zerstört.
3. ...der Ausbau der
bestehenden B 31 zur Bündelungstrasse das vorrangige Projekt sein sollte. Die
Ortsumfahrungen sind nachrangig. In der offiziellen Gesamtplanung wird die B 31
neu zusammen mit der B 30 neu (Planfall 7) als übergeordnete Hauptachse für den
Fernverkehr angesehen. Deren Realisierung muss der erste Schritt sein, dann
brauchen wir auch die "Hinterlandtrasse" nicht zu fürchten.
4. ...die Südumfahrung
viele neue Belastungen bringt. Die südlichen Siedlungsbereiche von Markdorf und
das Bildungszentrum müssen mit mehr Lärmbelastung rechnen. Die flächenhafte
Verlärmung wird sich auswirken bis in die Hänge des Gehrenberges.
Die Verlierer sind die Ortsteile Ittendorf, Riedheim
und Bergheim, vor allem aber Ittendorf und Lipbach.
Die Südumfahrung wird nicht nur Verkehr aus der Stadt verlagern, sondern auch
Autofahrer anziehen, die bisher andere Strecken bevorzugt haben. Und sie bringt
weniger Entlastung als versprochen. Gutachter prognostizieren für 2010 in der
Ravensburger Straße eine Entlastung von 46 Prozent. Dies beruht aber auf
Annahmen, die nicht zutreffen müssen. Sie setzen voraus, dass die Umfahrung Klufterns, die B 31-Umfahrung FN-West
und die vierspurige B 30 neu (FN-RV) gebaut sind. Bis dahin kann von Entlastung
der Ortsteile keine Rede sein.
5. ...die Südumfahrung
bäuerliche Existenzen bedroht. Sie durchschneidet beste Ackerböden und
hochwertige Obstkulturen. Dabei verliert die Landwirtschaft nicht nur das von
der Straße überbaute Land, sondern große Flächen rechts und links der Straße,
die wegen der Schadstoffe nicht mehr nutzbar sind. Allein die Verkehrstrompete
am Haslacher Hof verschlingt vier Hektar. Es gibt Alternativen zur
Südumfahrung, die aber nie ernsthaft untersucht worden sind. Sie wurden
ignoriert oder schlecht geredet. Was ist das für eine Konzeption, die dem
Bürger bessere Lösungen als nicht finanzierbar vorenthält?
(Stand: 02.04.2003 23:30)