01.04.2003 05:56

"Die Leute werden nachdenklich"

Die "Aktionsgmeinschaft Südumfahrung" lud zu Kuchen und Trassen-Info im Grünen

 

Elli Miller ärgert sich. Natürlich über die geplante "Südumfahrung", die, damit sie einen Teil des Kraftfahrzeug-Verkehrs in weitem Bogen an Markdorfs Innenstadt vorbeischwenken kann, womöglich bald das Wiesengebiet zwischen Haslacherhof und dem sogenannten Wagner-Kreisel zerschneidet.

Außerdem ärgert sich Elli Miller, weil irgend jemand immerzu die Schilder kaputt mache. Jene Pressspanplatten, auf denen die "Aktionsgemeinschaft Südumfahrung Markdorf" - so nennen sich die Gegner des Bauvorhabens - griffige Informationen und noch griffigere Parolen liefert. "Zwei Tafeln hat man uns ramponiert", erzählt die Anti-Südumfahrungsaktivistin, "und eine Tafel wurde sogar gestohlen."

Immerhin wurden die defekten Schilder noch rechtzeitig repariert. Sodass sie beim "Trassen-Info-Nachmittag" am Sonntag sowohl den Spaziergängern wie auch den Gästen des Aktionsgemeinschafts-Kuchenstands ihre Botschaften großlettrig verkünden konnten.

Und das Stichwort Spaziergänger ärgert Elli Miller ebenfalls. Denn Erholungssuchende gebe es in diesem Wiesenareal sehr viele. Wie man ja deutlich sehen könne, sagt die Südumfahrungsgegnerin und zeigt auf Paare, auf Kinderwagen-Schiebende und auf Leute, die ihre Hunde ausführen. "Von den Südumfahrungsbefürwortern wird das bestritten", erklärt Elli Miller. Wenn's hoch komme, sollte es eine Hand voll sein. Das behaupteten die angeblich Wohlinformierten, lacht Elli Miller böse. "Ein paar Versprengte - aber Sie können es selber sehen, es sind viel, viel mehr."

Tatsächlich gehen, radeln, skaten an diesem sonnigen März-Sonntag zahlreiche Markdorfer spazieren auf dem Weg entlang des Ochsenbachs. Längst nicht alle kamen, um den "Trassen-Infostand im Grünen" eigens zu besuchen. Manche ließen sich durch die leckeren Kuchen locken. Manche blieben direkt vor der Karte mit dem geplanten Südumfahrungsverlauf stehen.

Die Kaffeetasse in der linken Hand fuhr der Zeigefinger der Rechten abwechselnd über die Karte, dann durch die Luft, auf den möglichen Verlauf der Südumfahrung in der Landschaft weisend. Man schaute, man las die kleingedruckten Zusatzinformationen auf der Tafel. Dieser wiegte bedenklich seinen Kopf, jener fragte, eine Dritte gab Antworten.

"Viele meinen", schaltet sich Elli Miller wieder ein, "dass die Trasse eingetieft wird." Dem sei aber nicht so. Das wäre auf diesem Gelände auch kaum möglich. So die Ergebnisse früherer Untersuchungen. Kommt die Südumfahrung, bedeutet das das Aus für das Naherholungsgebiet im Süden Markdorfs, sagt Elli Miller. Der Gehrenberg als Riegel sperre nach hinten ab. Die Folge sei "diffuser Verkehrslärm" - und ein fehlender Frischluftsausgleich zu der neuen Straße.

Die Radler kehren zurück. Im Pulk fuhren sie die geplante Südumfahrungs-Trasse ab. "Das geht einem richtig unter die Haut", sagt ein Mann beim Absteigen. So unmittelbar in der Landschaft, wirke alles denn doch ganz anders als auf den Plänen. Zweimal bot die Aktionsgemeinschaft diese Radtour am Sonntag an. Weil sie so eindrücklich ist, soll es am Mittwochabend gegen 18 Uhr 20 noch eine geben. Treffpunkt: die Schautafeln am Ortsausgang Heggelinstraße, Richtung Stüblehof.

"Die Leute werden nachdenklich", wenn sie sich die Situation vor Ort angeschaut haben, behauptet Elli Miller. Dass die Zeit bis zum Abstimmungstermin nun so knapp ist, darüber ärgere sie sich.

Jörg Büsche