01.04.2003 05:56 |
Lehrer erwarten Lärmbelastung |
Die
Diskussion um pro und contra Südumfahrung jetzt auch am Bildungszentrum |
Noch
sind es fünf Tage bis zum Bürgerentscheid für oder gegen die Ortumfahrungen.
Gegner und Befürworter sorgen weiter für Gesprächsstoff. Jetzt auch am
Markdorfer Bildungszentrum. Eltern und Lehrer melden sich zu Wort. |
Markdorf |
VON CAROLA STADTMüLLER |
Markdorf - "Die
Schule soll neutral bleiben", sagte eine der Organisatorinnen Renate Nitsche noch am Freitag kurz vor der Demonstration der
Straßenbefürworter. Eigentlich war ein Würstchenstand angekündigt worden,
Eltern von Schülern des Bildungszentrums sollten diesen ausrichten, wie die
Demonstrationsleitung angekündigt hatte. Die Elterbeiratsvorsitzende der
Realschule hatte dazu aufgefordert - und war vom Schulleiter Roland Hepting gebremst worden. "Im Rahmen meiner Schulleiterverantwortung
habe ich gegenüber Frau Kaiser erklärt, dass eine schulische Beteiligung
ausgeschlossen ist", so Schulleiter Hepting in
einer Erklärung. Das habe er auch in der betreffenden Klasse in einem
Elternschreiben weitergeleitet. "Die Schule soll
neutral bleiben", sagte auch Markdorfs Bürgermeister Bernd Gerber. Ein
Info-Stand in der Hauptschule erlaubt durch den Schulrektor Helmut Faden,
kritisierte er. Ein Info-Blatt, das von Elternvertretern über ihre Kinder
verteilt hätte werden sollen, wurde gestoppt. Gerber
verweist auf Paragraph 51 des Schulgesetzes: "Räume und Plätze
öffentlicher Schulen dürfen nicht für Zwecke verwendet werden, die den
Belangen der Schule widersprechen. Über die Verwendung für andere als
schulische Zwecke entscheidet der Schulträger im Benehmen mit dem
Schulleiter." Der Bau einer Straße sei
eine außerschulische Angelegenheit und weder Schulleitung noch
Elternvertreter dürften die schulischen Räumlichkeiten für politische Arbeit
und Meinungsbildung nutzen. "Wir pflastern ja auch das Rauhaus nicht mit
Info-Ständen pro Südumfahrung", meint Gerber. "Zudem sind von den
2200 Schülern gerade mal 30 Prozent Markdorfer", sagt Gerber. Und nur
die oder deren Eltern dürften abstimmen. Den Verkauf von Würstchen bei einer
Demo "pro Südumfahrung" sieht Gerber nicht als politische Aktion
von Eltern, die ihre Kinder letztlich beeinflussen würden. "Die wollten
einen Klassenausflug machen und dafür Geld verdienen", ordnet Gerber die
erst an- und dann wieder abgesagte Aktion ein. Von dem
rund 80 Lehrern des BZM haben sich gestern 56 zu einer Stellungnahme
zusammengeschlossen, die sie als "persönlich und außerschulisch"
bewerten. Die Schulleitung wisse nichts von dieser Stellungnahme, so Peter
Neumann, Lehrer und Personalvertreter am BZM. "Wir machen uns Sorgen um
den Lärm", sagt Neumann. Die Lärmbelastung bliebe mit erwarteten 57
Prozent in einem Abstand von etwa 300 Metern zwar unter den gesetzlichen
Grenzwerten, aber ab einer Geräuschkulisse von 30 bis 40 Dezibel spreche das
Landesamt für Umweltschutz in Baden-Württemberg von Lern- und
Konzentrationsstörungen. Bürgermeister Bernd Gerber zitiert den Experten der
Planungsgruppe für Ökologie und Umwelt: "Mir wurde von Burchard Stocks glaubhaft versichert, dass die Schule
nicht beeinträchtigt sein wird." Die Lehrer sehen das
anders: "Mit einer erheblichen Beeinträchtigung des Lernerfolgs sowie
mit zunehmenden, disziplinarischen Schwierigkeiten ist zu rechnen",
formulieren 56 Lehrer in einer Stellungnahme. "Wir hatten bisher
paradiesische Zustände Richtung Süden", sagt Neumann. Damit sei es
vorbei, vor allem im Sommer. Die Fenster könnten nicht mehr geöffnet werden,
es gebe aber keine Klimaanlagen in den Klassenräumen. Er spreche hier zwar auch
für die Schüler des BZM, aber als Personalvertreter spreche er auch für die
Kollegen. "Die Arbeitsbedingungen werden sehr verändert und erschwert
und deshalb ist hier eine Betroffenheit festzustellen", erklärt Neumann.
"Die Schule kann
nicht neutral sein, denn Schüler und Lehrer sind unmittelbar betroffen",
sagte Neumann. |
|