27.03.2003 06:56

"Unser Dorf soll schön bleiben"

Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung und Umweltgruppe Markdorf erläuterten den Sonderfall Ittendorf

Ittendorf ist ein Sonderfall. Die Ortsumfahrung soll für viele Ortsteile und vor allem für die Ravensburger Straße in Markdorf Entlastung bringen - Ittendorf erwartet rund 2000 Fahrzeuge mehr pro Tag, wenn die Straße gebaut wird. Am Dienstagabend brachten Straßengegner ihre Argumente gegen den Bau zur Sprache.

Markdorf-Ittendorf

VON CAROLA STADTMüLLER

 

Markdorf-Ittendorf - Das Ittendorfer Bürgerhaus war voll besetzt. Rund 70 interessierte Bürger - Straßenbefürworter und Gegner - waren gekommen, um sich die Argumente der Umweltgruppe Markdorf, vor allem aber der Interessengemeinschaft Verkehrsneuplanung Ittendorf anzuhören. Der Ort erwartet nur Nachteile vom Bau der Umfahrungen. Mit mehr als 2000 zusätzlichen Fahrzeugen pro Tag müssen die Ittendorfer rechnen.

"Hinzu kommt der immense Landschaftsverbrauch für den Straßenneubau", sagte Fritz Käser im Ittendorfer Bürgerhaus. Mehr als 110000 Quadratmeter gutes Ackerland würden für den Bau der Straße verloren gehen. Hinzu käme eine Nutzungsminderung für einen 200 Meter breiten Bereich entlang der Straße. "Dort wird heute Alete-Apfelrohware angebaut", so Käser. Strenge Qualitätsrichtlinien gelten für diese Produkte, Straßendreck verhindere die Qualitätsproduktion und bedrohe so Existenzen, wie der betroffene Landwirt Christoph Steffelin sagte.

Der immense Verbrauch gehe aber noch weiter: "20 Fußballfelder werden für die Haslacher Trompete verbraucht", erläuterte Käser. Heraus käme ein optimierter Knoten, der dem auf der Infotafel im Bürgerhaus aufgehängten Teppichklopfer ähneln würde. Dort haben sich Ittendorfer Jugendliche auch sonst sehr plakativ geäußert: "Wer Straßen säht, wird Verkehr ernten", ist zu lesen oder unter einem Banner am Ortseingang in 850 Jahren unterhalten sich zwei Autofahrer auf der Schnellstraße: "Blöde Idee, hier ein Dorf hinzubauen." Die Jugendlichen hatten auch bei der eigenen Verkehrszählung mitgeholfen, wobei völlig andere Zahlen heraus gekommen seien wie die Zählung von Modus Consult.

Auf der Kippenhauser Straße sei Modus Consult im Jahr 1998 auf 2000 Fahrzeuge gekommen und im Jahr 2010 auf 3000. Die eigene Zählung habe aktuell 1000 Autos pro Tag gezählt. Beim Schwerlastverkehr sind die Unterschiede noch markanter: Modus Consult kommt im Jahr 2010 auf 200 LKW, Ittendorf zählt heute 50.

Welche Lösungen aber gibt es für Ittendorf. "Verhinderungspolitik" nennt Käser das Thema Tunnel aus Markdorfer Sicht. Aus Ittendorfer Sicht sagt er: Tunnelpolitik ist Verdummungspolitik". Denn der Tunnel sei nicht im Bundesverkehrswegeplan eingeplant, könne also auch gar nicht realisiert werden. "Der Tunnel hat per se keine Chance", glaubt Käser.

Wichtig sei den Ittendorfern, dass die Diskussion fair und sachlich bleibe. Deshalb sollte auch am Dienstagabend nicht im Plenum diskutiert werden, was durch einen harschen Wortwechsel zwischen dem Ittendorfer Karl Ainser und dem betroffenen Landwirt Christoph Steffelin nicht ganz gelang. Vorgeworfen wurde dem Gemeinderat, dass er sich nicht ausreichend für Ittendorf stark gemacht und die Interessen nicht vertreten habe.