20.03.2003 05:56

Scharfe Linie zwischen den Straßenbau-Fronten bleibt

Bürgerinformation in Schnetzenhausen zum Neubau der "bahnparallelen Trasse" K7743 - Büchelmeier pfeift Ortsvorsteher Maier zurück

 

Friedrichshafen

VON KATY CUKO

 

 

Gerade einmal halb voll ist der Gemeindesaal in Schnetzenhausen an diesem Dienstagabend, sehr gut besetzt dafür das Podium. Der Leiter des Straßenbauamtes Überlingen, Hartmut Kohler, hat einige Herren im Schlepptau, die an den Plänen für die neue, bahnparallele Straße zwischen der Südumfahrung Markdorf und der künftigen B 31 - genannt K 7743 - mitgearbeitet haben. Nur vereinzelt haben sich Akteure von "Pro Kluftern" nach Schnetzenhausen verirrt.

Sachlich und für ihren Trassenvorschlag werbend, erläutern die Experten ausführlich jene Pläne, die nicht nur in Kluftern für kontroverse Diskussionen sorgen. Drei Lösungsansätze hat das Straßenbauamt auf Drängen untersucht, die K 7743 entlang der Klufterner Bahnlinie eindeutig favorisiert. "Natürlich gibt es auch hier Konfliktpotential", heißt es. Zum Beispiel, dass Brunnisach und Mühlbach mehrmals überbrückt werden müssen. Aber insgesamt sei es die konfliktärmste und praktikabelste Lösung.

Nachfragen zu den Ausführungen der Experten gibt es an diesem Abend kaum, dafür Statements. Der ehemalige CDU-Stadtrat Otto Ruess spricht nicht nur für sich, sondern für die Schnetzenhausener, und "erwartet die Straßenführung wie geplant". Ob die Klufterner nun dagegen sind oder nicht, da mische man sich nicht ein. "Aber wir haben was gegen diese egoistische Haltung, den anderen noch mehr aufzusatteln". Aus der Sicht von Raderach und Schnetzenhausen sei diese Haltung verständlich, sagte Walter Zacke von "Pro Kluftern". "Aber Demokratie heißt nicht, dass sich eine Minderheit der Mehrheit unterordnen muss, sondern für alle die bestmögliche Lösung zu finden." Mit der vom Straßenbauamt favorisierten Trasse habe Kluftern gravierende Auswirkungen durch drei neue Straßen zu erwarten.

Es sei schon erstaunlich, dass genau die Trasse rundweg abgelehnt werde, die durch keine Ortschaft führe, meldete sich Landwirt Brugger zu Wort, der ein Verfechter der Bauern-Trasse ist. Diese Straße würde auf kürzestem und topografisch fast ebenem Weg zur neuen B 31 führen, die weder ein Naturschutzgebiet noch ein Moor zerschneide und obendrein am billigsten zu bauen wäre. Heute plane man mit dem Weiterbau der neuen Bundesstraße, obwohl die Kassen leer sind und keiner wisse, ob die B 31 neu überhaupt komme. "Da ein Tunnel und dort ein bisschen Lärmschutz, die Zeiten sind vorbei", sagt er.

Völlig unvermittelt bittet Ailingens Ortsvorsteher ums Mikrofon. "Pfeifen Sie die Scharfmacher bei Pro Kluftern zurück", wendet er sich an Walter Zacke, ohne Ross und Reiter zu nennen, "in alter Verbundenheit zu Kluftern". Neben ihm sitzt dessen Ortsvorsteher Leo Benz, wortlos. "Ich habe dem Herrn Benz bisher die Stange gehalten und werde es auch weiter tun. Da braucht es ihre Fürsprache nicht", pfeift letztlich Oberbürgermeister Büchelmeier Hans-Georg Maier zurück, um ansatzlos sein Schluss-Statement zu halten: "Wir werden die bestmögliche Lösung für die Stadt anstreben. Da sind nicht nur Kompromisse nötig, sondern auch Opfer." Wer bereit sein soll, die zu zahlen, sagt er allerdings nicht.

Katy Cuko