20.03.2003 05:56

Einer schert aus der Reihe

Gemeinderat gibt Stellungnahmen zur Ortsumfahrung ab

14 zu 1 für die Ortsumfahrung lautete am Ende das Votum des Bermatinger Gemeinderates. Neben Bürgermeister Martin Rupp und Andree Störk von der LBU sprachen sich die Fraktionen von CDU, Freien Wählern und SPD geschlossen für die Ortsumfahrung aus. Heiner Bühler, ebenfalls LBU, lehnte den vorgelegten Straßenentwurf ab.

Bermatingen

VON SIEGFRIED AMANN

 

Bermatingen - Mit der Stellungnahme breche man mit einer guten Tradition des Gemeinderats, erklärte der christdemokratische Fraktionssprecher Peter Jany. Nicht als Person, sondern als Mitglied einer Fraktion abzustimmen, bilde eine Ausnahme. Dennoch hätten sich alle fünf Fraktionsmitglieder der CDU frei vom Abstimmungszwang zu einer gemeinsamen Stellungnahme durchgerungen: "Ein Ja beim Bürgerentscheid steht für Entlastung und Verbesserung der Lebensverhältnisse und für weitere Entwicklungsmöglichkeiten der Gemeinde. Die CDU-Fraktion steht entschieden für den Bau der Ortsumfahrung", bekräftigte Jany. Seit Jahren habe man sich nachdrücklich dafür eingesetzt. Man wolle sich im Falle eines positiven Bürgervotums am 6. April für eine Minimierung von Beeinträchtigungen und gegen übermäßigen Schleichverkehr stark machen, auf eine zufriedenstellende Entschädigung für betroffene Grundstückseigner hinwirken und jeden weiteren Ausbau verhindern.

Auch für die Freien Wähler konnte Hubert Ehinger eine von allen fünf Fraktionsmitgliedern getragene Erklärung abgeben. "Wir bekennen uns klar zu Pro-Ortsumfahrung. Das ist eine einmalige Chance, die genutzt werden muss". Bei einem entsprechenden Bürgervotum wolle man die weitere Planung dennoch kritisch begleiten. So soll vor allem auf eine direkte Anbindung des Salemer Gewerbegebietes an die L205 neu Wert gelegt werden. In die Detailplanung sollen die Aspekte Umweltverträglichkeit, Minimierung des Trennungscharakters und Lärmschutz einfließen und die Ortsentwicklung soll ohne Verzögerung vorangetrieben werden.

Für die zwei Fraktionsmitglieder der Sozialdemokraten erklärte Elisabeth Gutemann grundsätzliche Zustimmung. Jedoch sei das Votum an Bedingungen geknüpft: So sei unverzichtbar, dass eine überregionale Funktion der Straße ausgeschlossen sei, der so genannte Planfall 7 also in den vordringlichen Bedarf des neuen Bundesverkehrswegeplanes aufgenommen wird. Die Möglichkeit einer "vierstreifigen Nachrüstung" der Ortsumfahrung müsse ausgeschlossen werden. "Eine Trasse auf einem Damm lehnen wir grundsätzlich ab," betonte Gutemann und forderte einen Lärmschutzwall von zwei Meter Höhe. Für den Durchgangsverkehr müsse der Ortskern unattraktiv gemacht und der öffentliche Personennahverkehr gefördert werden.

Gespalten trat die zweiköpfige Fraktion der Liste für Bürgernähe und Umwelt auf. Während Andree Störk aufgrund der Informationen aus der Bürgerversammlung ihre Meinung revidiert habe und nun der Ortsumfahrung zustimmen wolle, sprach sich Fraktionssprecher Heiner Bühler dagegen aus: "Ohne Zweifel wird die Ortsumfahrung eine deutliche Entlastung bringen. Aber nach Abwägung der Vor- und Nachteile lehne ich die vom Straßenbauamt geplante Trasse ab". Die zentrale Frage, ob diese Ortsumfahrung die einhergehenden Zerstörungen wert sei, habe er nicht positiv beantworten können. 8000 Quadratmeter Flächenverbrauch, Verlärmung, zunehmender Verkehr in Ahausen und vor allem das Grundwasserrisiko habe den Ausschlag gegeben: "Dem Gesichtspunkt optimalen Trinkwasserschutzes ist nicht Rechnung getragen worden". Auch bleibe offen, ob sich aus der Ortsumfahrungskette eine Hinterlandtrasse entwickeln lasse.

Bürgermeister Martin Rupp sprach sich eindeutig für den Bau der Ortsumfahrung aus. Alle anderen Varianten, der "unerträglichen Belastung und der Zerschneidung der Gemeinde" wirkungsvoll entgegenzutreten seien ausgeschieden. Mit der erarbeiteten Linienführung sei der geringst mögliche Eingriff gefunden worden. Sowohl Linienführung wie Anbindungsbauwerke seien für eine damit ausgeschlossene Hinterlandtrasse ungeeignet. Im Falle eines positiven Bürgervotums soll noch in diesem Jahr ein Dorfentwicklungsplan erarbeitet werden, worin ein Rückbau aller Ortsdurchfahrten vorgesehen werde.