Leises Einfügen in das "Unvermeidliche"

Ahauser Ortschaftsrat weicht einer Stellungnahme zur Ortsumfahrung aus

Ein "mieses Gefühl" habe Christtraude Horwarth bei der ganzen Ortsumfahrung, bekannte sie bei der Sitzung des Ahauser Ortschaftsrates. Wie sie, äußerte sich die Mehrzahl der Räte. Dennoch wolle man sich in das "Unvermeidliche" einfinden und den Bau der Ortsumfahrung nicht blockieren. Zu einer gemeinsamen Stellungnahme konnte sich das Gremium allerdings nicht durchringen.

Bermatingen-Ahausen

VON SIEGFRIED AMANN

 

Bermatingen-Ahausen - Das hatte die Sitzungsdramaturgie wohl anders vorgesehen. Eine Stellungnahme sollte der Ahauser Ortschaftsrat zur geplanten Ortsumfahrung abgeben: "Ich sehe es als wichtig an, dass der Ortschaftsrat sich heute bekennt: Pro oder Contra", forderte Bürgermeister Martin Rupp eingangs. Am Ende jedoch wurde der Tagesordnungspunkt ohne gemeinsame Erklärung geschlossen. Und das, obwohl Ortsvorsteher Hubert Ehinger die Zielrichtung vorgab: "Der Ortschaftsrat soll sich positiv zur Ortsumfahrung erklären, eine Verkehrsberuhigung in Bermatingen und Ahausen soll parallel erfolgen, die Überführung so niedrig wie möglich gehalten, dabei aber ausreichend und gut beleuchtet ausgebaut, Lärmschutzmaßnahmen sollen ergriffen, und das Gewerbegebiet Neufrach unverzüglich an die Ortsumfahrung angeschlossen werden".

Zu Beginn der Sitzung stellte Hermann Heubuch den Antrag, die Ortsumfahrung von der Tagesordnung zu nehmen, da das Gremium den Bürgerentscheid abwarten und dann danach handeln solle. Rupp verwies auf die Pflicht von Gemeindeorganen zur Stellungnahme. Dazu zähle zwar der Ortschaftsrat nicht, aber man wolle sich nicht hinterher nachsagen lassen, das Ahauser Gremium sei nicht angehört worden. So sprach sich der Ortschaftsrat bei nur einer Gegenstimme für eine Stellungnahme aus.

Dass die von Straßenbauamtsleiter Hartmut Kohler ins Spiel gebrachte Prognose von 8800 Fahrzeuge täglich auf der Gehrenbergstraße nach wie vor im Raum stünde, darauf wies Bernd Umenhoffer in der Bürgerfrageviertelstunde hin: "Das ist dann bei großzügiger Betrachtung, die ja auf der Bürgerversammlung eingefordert wurde, in etwa soviel, wie Bermatingen heute hat. Kriegen wir dann auch eine Umgehung?"

Nicht wohl sei ihnen, betonten Claudia Fink und Werner Schmid, zumal der tatsächliche Bedarf nach einer Ortsumfahrung erst nach dem Ausbau der See-Bundesstraße abgeschätzt werden könne. "Es tut mir leid um die Natur, aber ich sehe ein, dass wir was tun müssen". Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung müssten bei Umsetzung der geplanten Straße vorrangig in Ahausen durchgeführt werden: "Schon jetzt ist es für die Kinder lebensgefährlich". Auch Peter Ziegler sprach sich für eine Priorisierung Ahausens aus. Christtraude Horwarth sieht durch die Ortsumfahrung einen "eindeutigen Nachteil für Ahausen" und beklagte den Verlust wertvollen Naherholungsgebietes.

Dieses Thema werde hochgespielt und "maßlos übertrieben", entgegnete Hubert Sträßle, der täglich dort unterwegs sei. Ahausen müsse jetzt zwischen Verkehrsverlagerung auf eine Ortsumfahrung oder in den Ahauser Ortskern wählen. "Wenn nichts geschieht, erstickt Ahausen", unterstützte Ortsvorsteher Ehinger die Argumentation, da dann der Durchgangsverkehr aus Bermatingen herausgedrängt werden müsse und zudem der Mehrverkehr aus dem Gewerbegebiet Neufrach durch Ahausen ströme.

"In mir kocht es gewaltig", bekannte Hermann Heubuch. Es handle sich keineswegs um eine "geringfügige" Verkehrszunahme infolge der Ortsumfahrung, wie von den Experten angemerkt, sondern um eine erhebliche: "Wir brauchen nicht noch mehr Dreck. Man muss endlich umdenken", betonte er. Auch aus Ahauser Sicht sei die Ortsumfahrung eine deutliche Verbesserung gegenüber der so genannten Nulllösung, wenn nichts getan werde, hielt Rupp entgegen. Einig war man sich, dass der Trassenverlauf nicht südlich des Annaberges geführt werden dürfe.

Der Bürgermeister konnte von einer Aussprache mit den betroffenen Landwirten berichten, die die drei geplanten landwirtschaftlichen Brückenbauwerke als überflüssig erachteten: "Das wären Monster in der Landschaft", bekräftigte Werner Schmid. Vielmehr könne man die Landstraße durchaus kreuzen und damit "viel Geld sparen". Rupp stellte eine kleine und "vereinfachte Flurbereinigung im engeren Trassenbereich" in Aussicht.

Kommentar "Mut zur Meinung"