Hin und Her um Für und Wider

Bei der zweistündigen Diskussion um die Südumfahrung prallten im Rat die Meinungen aufeinander

 

Markdorf

 

 

 

Markdorf (thu) Mit 18 zu sieben Stimmen bei einer Enthaltung hat sich der Markdorfer Gemeinderat am Dienstag (wie berichtet) für die Südumfahrung entschieden und beschlossen, den 6. April als Termin für einen Bürgerentscheid festzulegen. Vorausgegangen war eine zweistündige Diskussion, in der alle Fraktionen ihre Standpunkte darlegten.

Alfons Viellieber (CDU) legte dar, diese Umfahrung sei Teil einer Gesamtplanung, die den Verkehr flüssig ableite und die Innenstadt entlaste. Sie reduziere neben den Schadstoffen den Lärm um drei bis fünf Dezibel, was einer Halbierung gleichkomme. Aufgrund der Einschnitte für die Landwirtschaft sei eine Flurbereinigung erforderlich.

"Die Planungen werden die Hinterlandtrasse bilden", vertrat Hansjörg Renner die Auffassung der Umweltgruppe. In der Kernstadt finde zwar eine Reduzierung statt, aber die die Ortsteile würden belastet. Der massive Eingriff in die Landschaft zerstöre wertvolle landwirtschaftliche Flächen. Die Umweltgruppe lehne die Südumfahrung in ihrer jetzigen Konzeption ab, da sie Probleme nicht löse, sondern verstärke. "Diese Trasse zerschneidet Naturraum und forciert den Schleichverkehr von Uhldingen her und die Zersiedelung von Flächen", betonte Renner. Sie verzögere den Ausbau der Bündelungstrasse und die Stärkung des ÖPNV. Die Umweltgruppe forderte eine schnelle Realisierung der Bündelungstrasse und eine Tunnellösung für Markdorf. Dies bringe eine maximale Entlastung für Markdorf und nicht nur für die Anwohner an der Ravensburgerstraße. "Natur als Kapital muss uns das wert sein", schloss Renner.

Dietmar Bitzenhofer (FWV) wies darauf hin, die Ravensburgerstraße sei an der Grenze ihrer Leistungsfähigkeit. Lärm, Schadstoffe und Schleichverkehr in Wohnstraßen seien die Folge. Es gelte nun schnellstens zu handeln und die Umfahrung auf den vorgestellten Korridor zu bringen. Sie bedeute eine Reduzierung auf 12000 Fahrzeuge täglich. Dann sei auch ein neuer Kreisverkehr beim Bischofschloss denkbar. Außerdem verwies Bitzenhofer auf die Einschnitte in die Natur und Folgen für die Landwirtschaft.

"Weniger erfreut" über die Vorlagen des Straßenbauamtes zeigte sich Uwe Achilles (SPD). Die Karte auf dem Titelblatt sei nicht aktuell und die Rechnungen über die Immissionen erstaunten ihn. Grundsätzlich werde eine Reduzierung des Verkehrs nicht durch Verlagerung gefordert. "Das ist kein Gutachten, sondern eine Infobroschüre, sagte Achilles.

"Wer Straßen baut, wird Verkehr ernten", betonte Helmut Faden von der Umweltgruppe. Eine Flurbereinigung schaffe keinen Quadratmeter mehr, wertvolle Flächen gingen durch die Umfahrung verloren. Die Entlastung der Innenstadt ist Faden zufolge zwar ein Argument, bringe aber neue Belastungen in Gebieten, die bisher noch nicht betroffen seien. Man dürfe nicht nur aus der Autofahrerperspektive denken, sondern müsse in Verdichtungsräumen leistungsfähige ÖPNV-Systeme aufbauen.

"Die Südumfahrung ist der Türöffner für die Ost-West-Verkehrsachse nördlich der Achsen", unterstrich Faden. Dem hielt Bürgermeister Gerber entgegen, dies sei bei einer Straßenbreite von 7,5 Metern wohl kaum möglich.

Rolf Weiß (CDU) betonte, der Verkehr sei so eingetroffen wie prognostiziert, aber die Wirtschaft stehe positiv da. Zur Landwirtschaft sagte er, sie würde auch durch Biotope belastet, denn ihr würden Gelände weggenommen. Mit einer Flurbereinigung sei es möglich, die Trasse verträglich einzubinden.

Es sei der Eindruck entstanden, dass Landwirte ihre Grundstücke hergeben würden, meinte Dr. Roland Hepting (CDU). Das Gegenteil sei der Fall. Franz Mock habe ihm versichert, dass keine Verhandlungen stattgefunden hätten. Die Bauern seien nicht bereit, ihre Grundstücke herzugeben. "So toll ist die Südumfahrung nicht", sagte Hepting weiter. Er habe die Strecke gemessen. Mit 4,6 Kilometern sei sie einen Kilometer länger als die bestehende Bundesstraße. "Da wäre jeder Lastwagenfahrer blöd, wenn er nicht durch die Stadt fahren würde", vermutete Hepting.

Es gebe sehr wohl Signale von der Landwirtschaft, zu verkaufen, entgegnete der Bürgermeister.

Elvira Liewer trat "mit aller Kraft" für die Südumfahrung ein, "weil sie machbar und finanzierbar ist sowie die wenigsten Nachteile aufweist." Die Alternative ist laut Elvira Liewer "gar nichts".

Auf einen alten "Fehler" machte Karl Ainser (CDU) aufmerksam. Bereits vor 40 Jahren habe der Rat entschieden, dass die Bundesstraße durch die Stadt führen müsse. Zur Umfahrung stehe er, weil sie Teil einer Gesamtkonzeption sei. An Hepting gewandt: "Ich bin auch Landwirt und betroffen. Warum haben Sie mich nicht gefragt?"