"Eine Katastrophe für Kluftern"

Bürgerinitiative macht gegen Trassen-Vorschlag des Straßenbauamtes Überlingen mobil

"Kluftern wird geopfert": Dieser Vorwurf machte am Mittwochabend bei einer Sitzung der Bürgerinitiative "Pro Kluftern" die Runde. Dem vom Straßenbauamt Überlingen favorisierten Neubau einer Kreisstraße entlang des Bahndammes (vormals L207 neu) erteilten die Klufterner eine Abfuhr und kündigten massiven Protest gegen diese Pläne an.

Friedrichshafen-Kluftern

Von

Katy Cuko

 

 

Friedrichshafen-Kluftern - "Unsere schlimmsten Befürchtungen sind eingetroffen." Mit diesen Worten eröffnete Walter Zacke, Vorsitzender von "Pro Kluftern", am Mittwochabend eine Versammlung der Bürgerinitiative, auf der die am Montag von Markdorfs Bürgermeister Gerber öffentlich gemachten Gutachten zur Südumfahrung Markdorf und den Neubau-Plänen der K7743 (vormals L207 neu) vorgestellt und diskutiert wurden. Jeder habe vorher gesagt, man solle abwarten, bis alle Alternativen geprüft sind. "Jetzt liegen die Fakten auf dem Tisch, über die nicht mehr diskutiert wird". Kluftern werde geopfert, um eine Verkehrsachse zwischen Salem und Friedrichshafen aufzubauen, die den Verkehr gebündelt der neuen B30 und B31 zuführt. Damit sollen Verkehrsbelastungen erzeugt werden, die den dringenden Weiterbau der Bundesstraße nach Ravensburg rechtfertigen, sagte Zacke. Dass damit einmal 50000 Fahrzeuge täglich durch Friedrichshafen rollen, habe in der Stadt wohl noch keiner mitbekommen. Unverständlich sei, dass keine Bürgerinformations-Veranstaltung in Kluftern geplant ist. "Bürgermeister Hornung wird uns in Schnetzenhausen den Marsch blasen", bemerkte Zacke.

Details der Planung stellte Bernhard Kettner vor, der Mitglied der Projektgruppe ist. Die traf sich am Montag nach einjähriger "Tagungsruhe" und bekam die Ergebnisse der langwierigen Untersuchungen durch das Straßenbauamt Überlingen auf den Tisch. Nach Darstellung von Kettner wurde die von "Pro Kluftern" vorgeschlagene Alternative, der Ausbau der "Müllstraße", aber auch die so genannte Bauern-Trasse verworfen, deren Prüfung aber nur oberflächlich und damit "unseriös" erfolgt sei. Bezweifelt werden auch die prognostizierten Verkehrszahlen. Im Status quo würden im Jahr 2010 bis zu 15700 Fahrzeuge über die jetzige Klufterner Hauptstraße rollen, mit dem Neubau der K7743 nur noch 9200, errechneten die Verkehrsplaner. Doch es sei ein Trugschluss, so Kettner, dass beispielsweise Dornier-Mitarbeiter aus dem Salemer Tal die neue Straße nutzen würden statt alten Fahrgewohnheiten zu folgen, zumal diese Strecke wesentlich kürzer sei. Realistisch wäre, dass auch mit der neuen Kreisstraße entlang der Bahnlinie in Kluftern weiter rund 11000 Fahrzeuge mitten durch die Ortschaft fahren wie bisher.

"Die derzeitigen Fakten sind eine Katastrophe für Kluftern", fasste Bernhard Kettner zusammen. Der Ortsteil werde nicht entlastet, sondern mit rund 30000 Fahrzeugen auf der geplanten K7743 zusätzlich belastet. Efrizweiler werde von der Bundesstraße abgehängt, zwei Drittel des Erholungsraumes durch "Verlärmung" entwertet. Obwohl die neue Straße für den regionalen Verkehr gedacht sein soll, verdoppeln sich die durch Kluftern geführten Verkehrsmengen. "Diese Trassenführung ist auf den Markdorfer Bürgerentscheid optimiert", sagte Bernhard Kettner. Das Straßenbauamt habe sich als verlängerter Arm derer erwiesen, die diese Trasse wollen.

In der darauf folgenden Diskussion hagelte es Kritik vor allem an der Vorgehensweise der Stadtverwaltung, die die Gutachten eigentlich bis kurz vor knapp "nicht öffentlich" beraten lassen wollte. Am 19. Mai ist bereits der Kreistagsbeschluss zum Neubau der K 7743 avisiert, "ein Zeitplan, der politische Lösungen unmöglich macht", hieß es. Trotzdem will "Pro Kluftern" versuchen, Häfler Gemeinderäte von "diesen katastrophalen Plänen" abzubringen. "Der Kreistag wird nicht gegen den Gemeinderatsbeschluss in Friedrichshafen stimmen. Wer was für Kluftern erreichen will, muss die Mehrheitsfraktion CDU überzeugen", sagte Heinz Wunderwald, SPD-Stadt- und Ortschaftsrat.

Viele Klufterner äußerten sich am Mittwochabend jedoch skeptisch, dass der eindeutige Beschluss ihres Ortschaftsrates gegen den Bau der jetzt als K7743 titulierten Straße bei der Mehrheit des Gemeinderates Wirkung zeigt. "Es läuft auf eine gerichtliche Entscheidung hinaus", hieß es. Für diesen Fall kündigte nicht nur der SPD-Ortschaftsrat Bernd Caesar an, sich persönlich finanziell zu beteiligen, wenn betroffene Klufterner Landwirte wie angekündigt klagen wollen.