"Zeitplan zeigt,
dass etwas durchgedrückt werden soll"
MARKDORF/BERMATINGEN -
Bürgermeister Gerber ist zufrieden, Bürgermeister Rupp
auch. Doch längst nicht alle sind von der am Montag vorgestellten Planung für
die Umgehungen von Markdorf und Bermatingen
überzeugt. Falsche Daten, verkehrtes Konzept, zu enger Zeitplan - so lautet die
Kritik der Straßengegner.
Von unserem Redakteur
Martin Hennings
"Für uns ist die
Tunnellösung noch nicht vom Tisch", sagt Hansjörg Renner,
Fraktionssprecher der Umweltgruppe im Markdorfer
Gemeinderat. Bei den jetzt vorgelegten Plänen für die Südumfahrung müsse man
zwischen dem Nutzen für B 33-Anwohner und Autofahrer und dem Schaden für Umwelt
und künftige Anwohner der neuen Straße abwägen. Renners Urteil ist klar: Er
bleibt bei seinem Nein zur Südumfahrung. Die Entlastungswirkung eines Tunnels
sei genauso groß, die höheren Kosten müsse man in Kauf nehmen. "Auch wir
sind für eine Verkehrsentlastung", sagt er. "Und die sollte uns auch
etwas wert sein."
Scharfe Kritik übte
Renner an der Aufforderung des Straßenbauamtes, bis zum nächsten Treffen der
Projektgruppe aus Politikern, Verwaltungsleuten und Interessenvertretern Anfang
nächster Woche eine Stellungnahme zur Planung vorzulegen. "Das ist ein
dicker Hund. Der Zeitraum reicht nicht aus, um alle Aspekte abzudecken",
sagte Renner, der darauf hinwies, dass die Arbeit aller Straßenkritiker ehrenamtlich
sei. "Der Zeitplan zeigt, dass mit aller Macht etwas durchgedrückt werden
soll."
Wie die weitere
Strategie der Umweltgruppe aussieht, wollte Renner noch nicht mitteilen. Heute
Abend trifft sich die Gruppierung um 19 Uhr im Markdorfer
"Poseidon" mit anderen Initiativen, um das weitere Vorgehen
abzustimmen.
Auch Berthold Wieser ist mit den Straßenplänen nicht glücklich. Der
Sprecher der meisten betroffenen Markdorfer Landwirte
würde eine Trasse bevorzugen, die näher an der Stadt verläuft. "Wenn so
gebaut wird, wie es jetzt geplant ist, dann verlieren wir die besten und
wertvollsten Böden", sagt der Bauer, dessen eigenes Land nicht berührt
ist. Diese Einschätzung teile das Landwirtschaftsamt. Die
Kompromissbereitschaft der Landwirte ist nach Einschätzung Wiesers
auch lange nicht so groß, wie Markdorfs Bürgermeister Bernd Gerber mitgeteilt
hatte. Der Schultes hatte sich am Dienstag zuversichtlich gezeigt, mit den
Bauern einvernehmliche Lösungen zu finden. "Fast alle Kollegen sind gegen
die Planungen", sagt Wieser dazu. Auch die
Landwirte haben noch nicht beschlossen, wie sie im Vorfeld des Bürgerentscheids
am 6. April vorgehen werden. Eine Demonstration sei aber durchaus vorstellbar,
so Wieser.
Wolfgang Jürgensmeyer von der "Bürgerinitiative für ein
besseres Verkehrskonzept Bermatingen/Ahausen" wählt einprägsame Bilder, wenn er seine
Kritik am Bauprojekt formuliert. "Einem geschenkten Gaul schaut man nicht
ins Maul", sagt er in Anspielung auf die Bereitschaft des Landes, die
Umfahrung Bermatingens komplett zu bezahlen.
"Doch dieser Gaul hat lauter faule Zähne." Nach Ansicht Jürgensmeyers ist der Schaden der geplanten Umfahrung Bermatingens (vor allem an der Natur) wesentlich größer als
der Nutzen. Er vertritt die Ansicht, dass ein Ausbau der K 7760 zwischen Ittendorf und Mimmenhausen
zusammen mit der bestehenden L 205 zwischen Markdorf und Neufrach
ausreiche, um den Verkehr auch in Zukunft zu bewältigen.
Jürgensmeyer kritisiert, dass die Bermatinger Gemeindeverwaltung 21 Monate lang zum Thema
Ortsumfahrung geschwiegen habe und jetzt alles ganz schnell gehen müsse.
Außerdem bemängelt er, dass die Datengrundlage der Pläne falsch sei. Alle
Prognosen gingen davon aus, dass die B 30 zwischen Friedrichshafen und
Ravensburg, die Westumfahrung Friedrichshafens und der Ausbau der B 31
Wirklichkeit werden. "Davon kann bis 2010 nirgendwo die Rede sein",
so Jürgensmeyer. "Diese Prognosen sind also für
die Hasen."
(Stand: 05.02.2003 23:30)