Tunnel unter Markdorf ist den Planern zu
teuer
MARKDORF/BERMATINGEN -
Genau 61 Seiten zur Südumfahrung Markdorfs, 60 über Bermatingens
Umfahrung, 78 Seiten über Kluftern - die
Straßenplaner, die Anfang der Woche ihre Vorstellungen zu den geplanten
Ortsumgehungen vorgelegt haben, waren mit Papier nicht sparsam. Die Schwäbische
Zeitung wird in den nächsten Tagen die Kernpunkte der Pläne in einer kleinen
Serie vorstellen.
Von unserem Redakteur
Martin Hennings
Bevor die Planer ihre
Straßenideen ausbreiten, die die Region nachhaltig verändern würden, blicken
sie zurück. Und zwar auf das 2001 abgeschlossene Raumordnungsverfahren zum so
genannten Planungsfall 7, der den Verkehr in der Bodenseeregion neu regeln soll.
Damals waren die Fachleute zum Schluss gekommen, dass eine seenahe
Entlastungstrasse - ein Ausbau der B 31, vereinfacht gesagt - hermuss. Zugleich
erteilten sie einer Hinterlandtrasse aus verkehrlichen und ökologischen Gründen
eine Absage. Das heißt: Eine Umfahrung Markdorfs wird es im Zuge des Baus (oder
Ausbaus) einer Entlastungsstraße für die ganze Region nicht geben.
Um die Verkehrsprobleme
in Markdorf zu lösen, ist nach Einschätzung der Planer der Bau einer Umgehung
nötig. 21 000 Fahrzeuge täglich durchqueren die Stadt im Moment. Nach Ansicht
des Straßenbauamtes würde sich die Zahl mit dem Bau der Südumfahrung halbieren,
auch ohne eine Umgehung Bermatingens. Geschieht gar
nichts, werde sich die Zahl der Fahrzeuge, die täglich durch Markdorf brausen,
bis zum Jahr 2010 auf 25 700 erhöhen. Der Anteil des Schwerlastverkehrs liege
bei 13 Prozent, etwa doppelt so hoch wie auf den Straßen der Region üblich.
Enorme Abgasbelastung
Ausführlich beschäftigen
sich die Unterlagen mit dem Thema Lärm. Und kommen zum Schluss, dass in der
Ortsdurchfahrt Markdorfs die gültigen Grenzwerte bis zum Jahr 2010 erheblich
überschritten werden, wenn nichts passiert. Ähnlich sehe es bei der
Abgasbelastung aus: Wenn sich bis 2010 nichts verändert, werden nach
Einschätzung der Straßenplaner Werte erreicht, die jenseits dessen liegen, was
gesetzlich erlaubt ist. Anhand dieser Daten kommen die Planer zum Schluss, dass
eine unveränderte Verkehrssituation in Markdorf dazu führen werde, dass sich
die Verkehrsprobleme in der Stadt erheblich zuspitzen. Drei Alternativen haben
sie geprüft: die Tunnellösung, die Nord- und die Südumfahrung. Der Tunnel, der
unter anderem von Umweltgruppe und SPD ins Auge gefasst worden ist, wird von
den Planern auf gut drei Seiten analysiert -- und verworfen. Vorstellbar wäre,
dass eine solche Unterführung an der Kreuzung von Bernhardstraße und B 33
beginnt und am Ende des Schießstattwegs wieder das Tageslicht erblickt.
Ein Problem: In der
Bernhardstraße müssten Häuser abgerissen werden. Außerdem bringe der Tunnel nur
eine Entlastung in Sachen Fern-, nicht aber in Sachen Regional- und Nahverkehr.
Auch ökologische Bedenken melden die Planer an. So befürchten sie unter anderem
Grundwasserprobleme.
Hauptkritikpunkt aber
bleiben die Kosten für den Tunnel. Sie werden mit 39 Millionen Euro beziffert,
fünf Millionen mehr, als die Planer für die drei Umfahrungen von Markdorf, Bermatingen und Kluftern
ansetzen. Der Tunnel ist damit für das Straßenbauamt vom Tisch, ebenso eine
theoretisch mögliche Nordumfahrung, die aus topografischen Gründen ausscheidet.
Bleibt die Südumfahrung, die nach Ansicht der Planer auf vier Trassen verlaufen
kann.
Wie diese Trassen
aussehen und wie sie vom Straßenbauamt bewertet worden sind, steht im zweiten
Teil der SZ-Serie "Straßenpläne".
(Stand: 05.02.2003 23:30)