2006 könnten die Bagger anfangen |
Stellungnahmen
zur Vorplanung der Ortsumfahrung von Bermatingen
und Ahausen |
Verkehrsminister
Ulrich Müller macht sein vor fünf Jahren gegebenes Versprechen wahr: Das Land
zahlt die Ortsumfahrung von Bermatingen und Ahausen und baut diese als Landesstraße. Der SÜDKURIER
holte Stellungnahmen zu den jetzt vorliegenden Plänen des Straßenbauamtes
Überlingen ein. |
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Bermatingen - Verkehrsminister Ulrich Müller
hob gestern gegenüber dem SÜDKURIER hervor, die jetzige Lösung sei ein
unschätzbarer Vorteil für Bermatingen. Mit der
vollständigen Kostenübernahme gehe er weit über das gegebene Versprechen
hinaus: "Die Bermatinger, Markdorfer
und Kluftener haben eine Entlastung verdient",
bekräftigte Müller. Trotz der unterschiedlichen Baulastträger werde die
Maßnahme als Einheit geplant und umgesetzt: "Wir streben auch einen
einheitlichen Fertigstellungszeitpunkt an", stellte er in Aussicht:
"Mein persönliches Ziel ist eine Umsetzung unverzüglich nach Schaffung des
Baurechts." Gerade in seinem Wahlkreis sei er sich der sensiblen und
hochwertigen Landschaft bewusst, halte jedoch die Entlastungsmöglichkeiten für
unverzichtbar. Man habe lange Zurückhaltung geübt bei Straßenbaumaßnahmen und
werde auch in den kommenden zwei Jahren eher "eine Durststrecke"
durchlaufen: "Aber dann schlagen wir zu und nehmen einen kräftigen Schluck
aus der Pulle."
Hinsichtlich der
Befürchtungen, bei der Ortsumfahrung könne es sich um eine
"Hinterlandtrasse durch die Hintertüre" handeln, äußerte der
Minister: "Jeder, der mit den Planungen vertraut ist, weiß, dass die
Hinterlandtrasse endgültig tot ist." Die Ortsumfahrung habe lediglich
Funktion im Bereich des Verkehrs im Landkreis auf der Achse Friedrichshafen-Salem.
Auch Berthold Frei,
ehemaliger Leiter des Straßenbauamtes, bewertet die vorgelegte Linie als
ungeeignet für weiträumigen Verkehr: "Bei dieser Planung würde eine
Hinterlandtrasse nicht funktionieren." Der extensive Knoten Haslacher Hof
mit zwei Kreisverkehren sei dafür Ausdruck. Die Bermatinger
Ortsdurchfahrt werde seiner Meinung nach als Kreisstraße bestehen bleiben,
könne jedoch aufgrund des Prädikats "staatlich anerkannter
Erholungsort" als 30-er-Zone ausgestaltet werden.
Auch der Leiter des
Straßenbauamtes Überlingen, Hartmut Kohler, sieht das ähnlich. Als mögliche
Gemeindestraße müsste Bermatingen die
Unterhaltskosten tragen. "Das wäre wohl ein zu dicker Brocken." Durch
die so genannte "Trompetenlösung" am Haslacher Hof mit zwei
Kreisverkehren sei eine fernstraßenähnliche Nutzung ausgeschlossen. Hinzu
komme, dass eine Geschwindigkeitsbeschränkung auf höchstens 70 Stundenkilometer
rund um die Kreisverkehre vorgesehen sei. Das Ziel, die Trasse dem
Geländeverlauf anzupassen, habe aufgrund der Topographie an einigen Stellen
aufgegeben werden müssen. Wasserführungen hätten eine Dammaufschüttung bis zu
zwei Meter erfordert. Auch für den Planungsfall 7 könne, nachdem die
Umfahrungen klassifiziert seien, noch Mitte des Jahres das
Linienbestimmungsverfahren eingeleitet werden.
Wolfgang Jürgensmeyer, Sprecher der Bürgerinitiative für ein
besseres Verkehrskonzept, hält die Bereitschaft des Landes, die Kosten für "eine
kleine unbedeutende Ortsumfahrung" aufzubringen, "fast für einen
Beweis", dass die Linie auf lange Sicht Fernstraßencharakter bekommen
soll: "Wir sind von der offenen Förderung Bermatingens
überrascht. Das weckt auch bei anderen Gemeinden Begehrlichkeiten. Minister
Müller muss gute Gründe für einen solchen Schritt haben." Auch glaubt Jürgensmeyer, dass sich die Bahn keinesfalls an der
Finanzierung der drei geplanten Bahnunterführungen zwischen Salem und Bermatingen mit Gesamtkosten von mindestens 4,5 Millionen
Euro beteiligen wird: "Die werden sich weigern und dann kriegen wir die
Trasse südlich der Bahn auf der alten Autobahnlinie." Wolfgang Jürgensmeyer glaubt, dass die Landwirte beim Haslacher Hof
wohl vor Gericht ziehen und gegen den Flächenbedarf klagen werden. "18
Hektar Geländeverbrauch schlucken die nie."