Kritik an Planung:
"Was soll ein 40-Meter-Kreisel hier?"
SALEM - Informationen
zur Flächennutzungs- und Verkehrsplanung standen am Donnerstagabend im Salemer Gewerbepark auf dem Programm. Die BUND-Ortsgruppe
und der Agenda-Arbeitskreis "Siedlungsentwicklung,
Gewerbe und Verkehr" hatten dazu eingeladen. Das Interesse der Bürger war
groß.
Von unserem Mitarbeiter
Arne Altmann
"Als ich die Pläne
für den neuen Kreisel in Neufrach gesehen habe, habe
ich die Welt nicht mehr verstanden. Was soll ein 40-Meter-Kreisel hier?",
sagt Herbert Hanke, Sprecher des Agenda-Arbeitskreises
und Mitglied im BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz). Bei der Planung sei
eine Verkehrssteigerung um 50 Prozent im Personenverkehr und um 100 Prozent im
Schwerlastverkehr bis zum Jahr 2020 zugrunde gelegt worden. Diese Zahlen sind
vom Verkehrsgutachterbüro Modus berechnet worden. Hanke hält sie für falsch:
"Nach meiner Schätzung kann höchstens mit einem Zuwachs von neun Prozent
gerechnet werden." Den Fehler in der Modus-Prognose sieht Hanke darin,
dass diese von den Steigerungsraten des Fernverkehrs ausgehe, der Salemer Verkehr aber ein reiner Nahverkehr sei. "75
Prozent des Verkehrs sind Eigenverkehr, die die Salemer
selbst verursachen. Dem Fernverkehr können nur 0,2 Prozent der verbleibenden 25
Prozent zugeschrieben werden", so Hanke, der sich auf die
Verkehrsbefragung von Modus in Salem 1998 beruft. "Und der Regionalverkehr
wird nach vielen offiziell anerkannten Studien sogar abnehmen."
Für Wolfgang Jürgensmeyer, Mitglied der Bermatinger
Bürgerinitiative, ist der Fall klar: "Alle Ortsumfahrungen zusammengelegt
sind eine Hinterlandtrasse", spielt er auf den Planungsfall 7 an.
"Die Südumfahrungen von Markdorf und Bermatingen
verlaufen genau auf der Trasse der ehemals geplanten A 98." Jürgensmeyer vermutet, dass die Straßen über Andelshofen an die A 98 und über die Westumfahrung von
Friedrichshafen an die A 96 angeschlossen werden sollen. "Sollte es so
kommen, würde ein großer Teil des Ost-West-Verkehrs über den Neufracher Kreisel gehen", prognostiziert Herbert
Hanke. Er rechnet mit einer Kreiselbelastung von 30 000 Fahrzeugen pro
Tag. Um die Lärmbelastung für die Bevölkerung abschätzen zu können, hat
Umweltgutachter Hanke eine Lärmkarte erstellt, auf der zu sehen ist, wie sich
ein solcher Verkehr auf Neufrach und Stefansfeld auswirken könnte. Um diese Verkehrs- und
Lärmbelastung zu vermeiden, schlägt Hanke vor, den Kreisel und die
Bahnunterführung zur Anbindung des Gewerbegebiets Riedweg so zu bauen, dass
später nicht mehr ausgebaut werden kann. Jürgensmayer
empfiehlt, in Bermatingen statt einer Umfahrung
"30 Stundenkilometer-Rotlichtampeln" einzusetzen: "Das senkt die
Lärmbelastung fast genauso gut wie eine Umfahrung. Zeitverlust entsteht dabei
kaum."
(Stand: 26.01.2003 23:30)