"Hinterlandtrasse durch die Hintertür ist das Hauptproblem"

 

BERMATINGEN - Rund 40 Befürworter und Kritiker der Südumfahrung

 

Bermatingen/Markdorf haben am Mittwochabend auf Einladung der "Bürgerinitiative Bermatingen-Ahausen für ein besseres Verkehrskonzept" in der Pizzeria "Stella" das Reizthema Ortsumfahrung diskutiert - "sehr konstruktiv", wie Diskussionsleiter Jochen Jehle den Teilnehmern nach gut zwei Stunden bescheinigte.

 

Von unserem Redakteur Gerd Ahrendt

 

Die vielen Zuhörer - das Nebenzimmer der Pizzeria war bis auf den letzten Platz gefüllt - seien ein Beleg für das große Interesse der Bevölkerung am Thema Südumfahrung, sagte Jürgen Tittel, Vorstandsmitglied der Bermatinger Bürgerinitiative bei der Begrüßung. Außerdem sei es ein Indiz dafür, dass eine einzige Bürgerversammlung vor dem noch vor Ostern geplanten Bürgerentscheid dem Informationsbedarf der Bürger nicht gerecht werde. Das Hauptproblem der Straßenplanung sei die "Hinterlandtrasse durch die Hintertür".

 

Auf einer an die Wand projizierten Karte zeichnete Bürgerinitiativen-Sprecher Wolfgang Jürgensmeyer den die Kette der Ortsumfahrungen entlang der "Super-Hinterlandtrasse" auf - beginnend in Friedrichshafen-West und endend am Andelshofer Weiher beziehungsweise der Überlinger Tierheimkreuzung.

 

"Die Seegemeinden sind sich einig und wollen den Verkehr nach hinten, nur die Gemeinden hinten haben noch gar nicht geschnallt, was ihnen blüht", stellte Jürgensmeyer fest.

 

"Jetzt kommt die Gefühlsebene" - Mit diesen Worten leitete Tittels Vorstandskollege Edmund Mahler die mit eindrucksvollen Geräuschkulissen untermalten Fotomontagen ein. Sie zeigten den Zustand der Reben- und Fachwerkgemeinde samt dazugehörender Landschaft mit und ohne Umfahrung.

 

Anschließend wies Jürgensmeyer auf die als Flugblatt ausgelegte und per Tageslichtschreiber an die Wand projizierte "Position der Bürgerinitiative" hin, bevor der im Deggenhausertal beheimatete SPD-Kreisrat Jochen Jehle die Redebeiträge der Anwesenden koordinierte. Der Tenor der Wortmeldungen: Der Verkehr durch den Erholungsort ist nicht länger vertretbar und die Umfahrung nach Abwägen der Vor- und Nachteile das kleinere Übel - vorausgesetzt, es wird damit kein zusätzlicher Verkehr angezogen.

 

Erklärungsbedürftig erschienen vielen Zuhörern die von der Bürgerinitiative geforderten "Schikanen zulasten des Schwerlast-Verkehrs und zugunsten der Fußgänger". Jürgensmeyer: "Das ist doch ganz einfach: Die L 205 wird zur Gemeindestraße abgestuft und nachts ein Durchfahrverbot für Lkw erlassen."

 

Der Stadt- und Verkehrsplaner Gerhard Heusch aus Hagnau warb für seine Alternative zu der vom Regierungspräsidium bevorzugten Variante 7.5: "Lieber zwei erträgliche kleine Straßen bauen statt einen vierspurigen Bündelungsprügel durchboxen."

 

Auf wenig Gegenliebe der Zuhörer stieß Jürgensmeyers Hinweis auf entsprechende Literatur zur Vorbereitung von Klagen gegen die Umgehungsstraße. Jochen Jehle zog am Ende eine positive Bilanz der gut eineinhalbstündigen Diskussion: "Es war sehr konstruktiv und spannender als ein Fernsehfilm." Der Austausch von Argumenten erfordere "viel Zeit und Ausdauer".

(Stand: 16.01.2003 23:30)