Umfahrungsgegner an einem Tisch

 

Umweltgruppe informierte über Straßenpläne - Heftige Kritik geübt

 

 

Zu einer gemeinsamen Sitzung haben sich alle Gruppierungen und Initiativen getroffen, die der Markdorfer Südumfahrung und den weiteren damit verbundenen Straßenbauvorhaben kritisch gegenüberstehen oder diese ablehnen. Eingeladen hatte die Umweltgruppe; sie konnte außer den eigenen Leuten und den Vertretern der Bürgerinitiative "Südumfahrung" zahlreiche Gäste aus Bermatingen, Kluftern und Ittendorf begrüßen.

 

 

 

 

Markdorf - Die Anwesenden wurden zunächst über die Untersuchungen und Pläne informiert, die das Straßenbauamt Überlingen drei Tage zuvor in der sog. Planungsgruppe vorgestellt hatte. Die Atmosphäre in der Planungsgruppe (an der unter Federführung des Straßenbauamts u. a. die Kommunalverwaltungen von Markdorf, Bermatingen, Friedrichshafen und weiteren Gemeinden der Raumschaft, die Gemeinderatsfraktionen, der BUND und Bürgerinitiativen beteiligt sind) wurde so beschrieben: Die Bürgermeister und das Straßenbauamt wünschten keine Abweichungen von den vorgelegten Planungen und wollten ohne große und tiefergehende Auseinandersetzung so schnell wie möglich zur Realisierungsphase kommen.

Nach der Information über die Sitzung der Planungsgruppe wurde das vom Straßenbauamt entwickelte Konzept von verschiedenen Gesichtspunkten aus unter die Lupe genommen und heftig kritisiert. Dabei kristallisierten sich, wie Bernhard Oßwald von der Umweltgruppe berichtet, die folgende Hauptpunkte heraus:

Die Fläche zwischen Markdorf und dem Verdichtungsraum am See sei in der Raumschaft eine der wenigen noch zusammenhängenden und intakten "grünen Lungen" und ein wichtiges Erholungsgebiet für alle umliegenden Gemeinden. Diese Freifläche dürfe nicht durch den Straßenbau zerstört werden; sie zu erhalten müsse mehr als eine billige Lösung wert sein.

Die vorliegende Planung suggeriere Entlastungen, die niemals erzielt würden. Eine Halbierung des Verkehrs auf der Bundesstraße in Markdorf bedeute keineswegs eine Halbierung der Belastungen. Ähnliches gelte für Kluftern bezüglich der geplanten L 207 neu. Außerdem würden hier wie dort Entlastungen auf der einen Seite neue Belastungen auf der anderen Seite nach sich ziehen. Für die Ortsteile Ittendorf und Riedheim würden die Belastungen aufgrund eines gesteigerten Verkehrsaufkommens auf der B 33 zunehmen. Allein die Realisierung der Bündelungstrasse ("Planfall 7") könnte solche Konsequenzen verhindern. Sie sollte deshalb die erste Priorität haben.

Würden die geplanten Ortsumfahrungen von Bermatingen, Markdorf und Kluftern gebaut, gingen der Landwirtschaft große und teilweise hochwertige Flächen verloren. Einige Betriebe wären direkt in ihrer Existenz bedroht. Auch unter dem Aspekt der Landschaftspflege wäre dies verhängnisvoll.

Die Linienführung der geplanten Ortsumfahrungen von Markdorf und Bermatingen decke sich in weiten Teilen mit der ehemaligen A 98-Trasse und mit der von den Seegemeinden jetzt geforderten Hinterlandtrasse. Selbst wenn die Planung des Straßenbauamts eine solche Hinterlandtrasse noch nicht zum Ziel habe, sei davon auszugehen, dass es nach dem Bau der Umfahrungen in Verbindung mit anderen neuen Ortsumfahrungen faktisch dazu komme. Die Verkehrsströme würden sich nicht der von Planern bekundeten Absicht fügen, sondern durch die Faktoren Verkehrsfluss und Zeit bestimmt werden. Im übrigen könne auch niemand ausschließen, dass die projektierte Bündelungstrasse endgültig ad acta gelegt und die Ortsumfahrungen dann mit zusätzlichen Spuren zur Hinterlandstrasse ausgebaut würden.

Zusammenfassend wurde festgestellt: Das Leitbild, mit einer großflächigen, intakten und schönen Landschaft nachhaltig umzugehen und sie an kommende Generationen zu übergeben, spiele bei der vorgelegten Planung überhaupt keine Rolle. Sie sei von einem technokratischen Verständnis geprägt, das umweltethischen Erwägungen keinen Platz gebe. Dass der Mensch irgendwann an seine Grenzen stoße, sei diesem Denken fremd.

Der zweite Teil des Treffens wurde genutzt, um die Aktivitäten und Aktionen der Gruppierungen vor den anstehenden Bürgerentscheiden abzustimmen. Dabei wurde betont, dass die gründliche, sachliche und transparente Information der Bürgerinnen und Bürger an erster Stelle stehen müsse. Das Pro und das Contra bezüglich der Umfahrungen müssten klar herausgebildet werden. Der Versuch, die Bürgerschaft im Hauruckverfahren auf Linie zu bringen, so die Umweltgruppe, habe mit Demokratie wenig zu tun.