„Ravensburg erstickt im Ost-West-Verkehr“: Auf B30-Spatenstich folgt der Kampf für Molldiete-Tunnel

 

Stadt startet eine Initiative für die Realisierung des Projektes – Priorität eins im Kreis

 

 

Von Frank Hautumm

RAVENSBURG Der Festakt rund um den lange ersehnten Spatenstich für den Ausbau der Bundesstraße 30 am 3. Juli wird gerade noch geplant, da haben Kreis und Stadt bereits den Kampf um den Ravensburger Molldiete-Tunnel aufgenommen.

Soll das Projekt überhaupt Chancen auf eine Realisierung haben, muss es im fortgeschriebenen Bundesverkehrswegeplan ab 2015 von der Kategorie „Weiterer Bedarf“ in den „Vordringlichen Bedarf“ aufrücken. Der Landkreis hat den Tunnel in seiner Prioritätenliste schon auf Platz eins gesetzt. Jetzt geht die Stadt in die Offensive.

„Ravensburg erstickt im Ost-West-Verkehr“ hat Oberbürgermeister Daniel Rapp in einem Schreiben an das Regierungspräsidium Tübingen griffig argumentiert und damit bei Regierungspräsident Hermann Strampfer um Unterstützung für die Priorisierung der „zentral wichtigen Infrastrukturmaßnahme in unserer Region“ geworben. Mit ihm zusammen tun das mehrere Prominente und Anlieger, darunter Landrat Kurt Widmaier, Wilfried Franke, Direktor des Regionalverbandes Bodensee-Oberschwaben, sowie die Unternehmer Roland Reischmann, Udo Vetter und Otto Julius Maier.

 

30 000 Kraftfahrzeuge fahren derzeit auf der B32 täglich durch Ravensburg – Tendenz steigend. Der mit Abstand größte Teil der Fahrzeuge ist reiner Durchgangsverkehr, so der OB. Was würde der Molldiete-Tunnel bringen? Eine Prognose zeige etwa 19 500 Fahrzeuge im Tunnel. Daniel Rapp: „Das würde eine Entlastung der Ortsdurchfahrt um 50 Prozent bei der durchschnittlichen täglichen Verkehrsstärke bedeuten und alleine bis zu 80 Prozent beim Schwerverkehr.“

Die B32 heute sei „Stress für alle“. Die Ravensburger Ortsdurchfahrt ist 5,6 Kilometer lang, auf ihr verteilen sich 21 Ampelanlagen. Die Folgen: Dauerstau in Spitzenzeiten, viel Ausweichverkehr auf ungeeigneten Straßen (Rapp: „Die Anwohner leiden dramatisch“), wenig Qualität für Radfahrer und Fußgänger.

Der Molldiete-Tunnel habe Netzfunktion zwischen den Autobahnen im Süden. Derzeit, so die Stadt, sei die Region mit ihrem Zentrum Ravensburg vom Verkehr hoch belastet und „gleichzeitig infrastrukturell völlig unzureichend ausgestattet“. Die B32 ist Teil der wichtigen Ost-West-Verbindung zwischen Wangen (A96, A7) im Osten und über die B33 nach Singen/Freiburg (A81, A5) im Westen sowie der Verknüpfung mit der B30 in Ravensburg. Der Molldiete-Tunnel würde die Verkehre bündeln und viele parallel laufende Straßen entlasten – bis hin zur B31 am Bodensee.

Auch für Umwelt und Gesundheit findet der Oberbürgermeister mehrere Argumente: Der Tunnel erfordere „keine wesentlichen Eingriffe in empfindliche Bereiche“, verbessere aber maßgeblich die Luftqualität in der Stadt. Für Anwohner bedeute er eine enorme Lärmentlastung. Und schließlich sei das Projekt für die weitere Innenstadtentwicklung Ravensburgs elementar wichtig.

Der Molldiete-Tunnel ist mit Kosten in Höhe von mehr als 67 Millionen Euro veranschlagt.

(Aktualisiert: 22.05.2013 18:10)