Häfler machen mobil gegen Lärm

 

Von Alexander Mayer

FRIEDRICHSHAFEN Sie beobachten mit großer Freude die innerstädtischen Entwicklungen bezüglich Tempo 30. Der etwa entlang der B 31 in Fischbach umgesetzte Lärmaktionsplan der Stadt schafft aber auch Erwartungen, dass auch an anderen Stellen in der Stadt etwas passiert. Etwa in der Eckenerstraße. Dort, an der ehemaligen Bundestraße, ist der Straßenlärm so groß, dass Bürger aktiv geworden sind. Diese Woche ist eine Unterschriftenliste mit 35 Namen an die Adresse der Stadt gesandt worden. Grundtenor: Lasst uns nicht im Stich, ergreift (endlich) Maßnahmen zur Lärmreduzierung.

Stefanie Schweizer ist keine Rebellin. Aber jetzt reicht’s. „Wir wohnen nahe der Rotachbrücke und leiden ob der hohen Dezibelzahl, die ich als äußerst belästigend empfinde.“ Dazu kämen noch ständige Wellen der Erschütterung, die das Haus der vierköpfigen Familie „zum Beben bringen“. Ausgelöst durch die Laster, die vorüberdonnern würden. Die Brücke gebe die Schwingungen weiter. Was die Mutter zweier Kinder in einem Schreiben an die Stadt formuliert, scheint nicht übertrieben. Ein Ortstermin der SZ, werktags, gegen 17 Uhr, bestätigt sehr laute Tatsachen: Ein Lärmmessgerät (genauer gesagt eine App auf einem Smartphone) zeigt Dezibel-Werte zwischen 50 und deutlich mehr als 80 Dezibel dB(A). An ein vernünftiges Gespräch auf der Terrasse ist nicht zu denken. Das macht nervös. „Der Krach ist unerträglich“, sagt Stefanie Schweitzer nach wenigen Minuten und bittet ihren Gesprächspartner ins Haus.

Die Familie ist mit ihrem Kummer beziehungsweise ihrer Empfindung nicht allein. Viele Nachbarn stehen auf ihrer Seite. An nur zwei Abenden ist eine Unterschriftenliste mit 35 Namen entstanden. Sie liegt inzwischen bei der Stadt. Wer unterschrieben hat, „bittet darum, die Verkehrssituation am touristischen Knotenpunkt Jugendherberge und Campingplatz möglichst bald lärmtechnisch zu verbessern.“ Wie das geschehen kann, um Vorschläge ist Stefanie Schweizer nicht verlegen: „Es geht um Geschwindigkeitsreduzierung an dieser Rennstrecke“. Ein fester Blitz und ein Tempo 30-Schild ist für die von Lärm belästigte Frau durchaus denkbar.

 

Stefanie Schweizer war in Sachen Lärm in der Eckenerstraße schon vor zwei Jahren aktiv geworden. In einem Schreiben an die Stadt hatte sie darum gebeten, den Lärmfaktor in der Eckenerstraße zu überprüfen und den Grenzwerten entsprechend Maßnahmen zur Lärmreduzierung zu ergreifen. Ein (freundliches) Schreiben aus dem Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Umwelt sollte folgen. Der Inhalt des Schreibens freilich hatte eher vertröstenden denn hoffnungsbringenden Charakter. Die Eckenerstraße sei zwar mit rund 10 000 Fahrzeugen pro Tag belastet, die Lärmwerte wurden tags auf 68,5 dB(A) und nachts auf 57,5 dB(A) geschätzt, eine Lärmkartierung erfolge derzeit aber noch in der 1. Stufe (was einem Fahrzeugaufkommen von 16 400 Fahrzeugen entspricht). Ab 2012 werde diese aber in der 2. Stufe mit 8200 Fahrzeugen pro Tag durchgeführt.

Anbindend an diese Feststellung aus dem Amt für Bürgerservice fragt Stefanie Schweizer jetzt nach, wie’s mit der Stufe 2 aussieht beziehungsweise, „wann wir mit einer Verkehrsberuhigung irgendeiner Art rechnen dürfen? Bisherige Antwort der Stadt: „Sobald das Schreiben der Bürgerinnen und Bürger der zuständigen Fachdienststelle vorliegt, werden die Anliegen der Bürger geprüft und diese weiter informiert“, sagte am Dienstag Pressesprecherin Andrea Gärtner auf Anfrage der SZ.