In Friedrichshafen rollt die nächste B31-Kampagne an

Stadt und Aktionsbündnis wollen die Protestbühne für den B 31-neu-Baubeginn vor dem Reichstag aufbauen

 

Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHSHAFEN Entschlossenheit und eine hohe Erwartungshaltung haben die Akteure der neuen Kampagne „Jetzt Ja! zu B 31 NEU“ gestern im Fischbacher Hotel Maier demonstriert. Vor Ort litt die Pressekonferenz deutlich an ihrem Thema, der Belastung durch die B 31, die jede Menge Lkw am Fenster des Besprechungszimmers vorbeirollen ließ.

Die Stadt, die Wirtschaftsbetriebe, die Messe und die Parteien haben die Nase vom Warten auf eine Umgehungsstraße, auf die schon seit 50 Jahren angekündigte B31-neu, gestrichen voll.

Oberbürgermeister Andreas Brand rief noch einmal die Geschichte in Erinnerung, die 1963 mit Versprechungen des damaligen Bundesverkehrsministers Hans-Christoph Seebohm unter Bundeskanzler Konrad Adenauer begann. Er erinnerte an den Leber-Plan, an Versprechungen, zu den Sommerspielen 1972 sei das Verkehrsproblem durch eine Autobahn behoben. Ende Juli wird mit der Verlegung des Mühlbachs begonnen, kurz vorher wird in Ravensburg der erste Spatenstich stattfinden, alles das aber seien Tropfen auf den heißen Stein. „Wir haben hier ein Bündnis, das FÜR etwas ist, das endlich Taten sehen will. Und wir haben eine Stadt, die in Vorleistung getreten ist und 20 Millionen Euro für den Waggershauser Tunnel bereitstellt“, sagt Brand und erwartet eine eindeutige Reaktion in Berlin. „Wir haben hier einen Schulterschluss aller Beteiligten, zwischen den kein Blatt Papier passt“ – des Oberbürgermeisters Worte werden durch die Beiträge der Vertreter der drei Weltunternehmen Zeppelin GmbH, ZF Friedrichshafen AG und MTU/Tognum AG unterstrichen.

 

Recht unmissverständlich lässt Peter Gerstmann, Vorstandsvorsitzender der Geschäftsführung in der Zeppelin GmbH, durchblicken, dass es aus rein betriebswirtschaftlicher Überlegung keinen Grund gebe, die Produktionen in Friedrichshafen zu belassen. Viel zu groß seien die infrastrukturellen Probleme. Schon bei der Bewerbung der Fachkräfte müsse man ja Angst haben, dass die durch die Staus und Behinderungen von einem Arbeitsplatz in der Stadt Abstand nähmen. Auch Wolfgang Heizmann, Leiter IT, Infrastructure & Corporate bei der Tognum AG, sieht dringenden Handlungsbedarf und stimmt seinem Kollegen zu: „Der Wirtschaftsstandort Friedrichshafen leidet deutlich unter dem Nadelöhr.“ Auch sein Kollege von der ZF Friedrichshafen AG, Wolfram Scheibe, Fertigungsleiter am Standort Friedrichshafen, betont die negativen Auswirkungen der überlasteten Straßen für die Wirtschaft. Und Stefan Mittag, Geschäftsführer der Messe Friedrichshafen GmbH sieht diese Bedeutung auch für die zahlreichen kleinen und mittleren Unternehmen. Das Bündnis Pro B31 erwartet vor der Bundestagswahl eine Zusage zum Baubeginn der Strecke vom Colsman-Knoten bis Immenstaad.

Aus der Politik hatten sich der Bundestagsabgeordnete Lothar Riebsamen (CDU) und der Landtagsabgeordnete Martin Hahn (Grüne) im Saal eingefunden. Während Riebsamen mahnt, die „Abgeordneten müssen jetzt ihren Job machen“, verweist Martin Hahn auf die Situation in Hagnau. Ohne eine Lösung für diesen Ort, verlagere sich der Stau nur ein paar Kilometer weiter, das Problem für die Region aber bleibe bestehen. Die Kampagne begrüßt der Grüne und erklärt später, dass er die von der „CDU betriebenen Grabenkämpfe“ ablehne, statt dessen sachlich diskutieren will und selbst eine Tunnellösung für Hagnau nicht ausschließen möchte.

Und was wird getan?

Um nun den Erwartungen an die Bundesregierung auch Ausdruck zu verleihen, startet die neue Kampagne, die durch Haushaltsmittel der Stadt in Höhe von 50000 Euro sowie bei geeigneten Maßnahmen und Aktionen auch aus der Industrie finanziert wird. Andreas Brand formuliert es treffend: „Hier brennt die Hütte.“ Peter Gerstmann habe seine Bagger von Caterpilar in Rufbereitschaft, man dürfe den Süden nicht vom Rest der Republik abhängen. Die Kampagne beinhaltet Plakataktionen nicht nur in der Region, sondern auch in Berlin, eine neue Internetseite, eine Facebookseite, noch nicht näher definierte Aktionen des Gemeinderates auf der B 31, eine Skater-Tour über die B 31, eine Petition im deutschen Bundestag und eine Aktionswoche zum Thema in Friedrichshafen. Einige Events sollen auch in Berlin vor dem Reichstag stattfinden und dort für Aufsehen sorgen. Andreas Bachmeier von der Münchener Agentur wbpr_Kommunikation GmbH stellte Plakate und Symbole vor, sprach sich für Lobbyarbeit aus und betonte die Möglichkeiten, die sich auch einzelnen Bürgern böten, sich bei dieser Kampagne zu beteiligen.

Nicht nur die Internetseite, sondern auch über Facebook gebe es da eine Reihe von Einflussmöglichkeiten und Wege, seine Ideen vorzustellen. Die Kampagne soll bewusst in den kommenden Monaten vor der Bundestagswahl stattfinden und sich an die Bundesregierung in Berlin, in zweiter Linie auch an die Landesregierung in Stuttgart wenden.

 

www.b31neu.de

(Erschienen: 12.04.2013 19:45)