Straßen im Südwesten sind so schlecht wie nie

3500 Kilometer erhalten schlechte Noten

Von Herbert Beck

Stuttgart Schlecht fällt der neueste Straßenzustandsbericht für Baden-Württemberg aus. Sowohl bei Bundes- als auch bei Landesstraßen sind die Werte in den vergangenen vier Jahren gesunken. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) erklärte gestern in Stuttgart, mittlerweile befänden sich etwa 20 Prozent der Bundes- und knapp 28 Prozent der Landesstraßen in einem „sehr schlechten Zustand“. Zusammen ergibt das einen Sanierungsbedarf auf rund 3500 Kilometern Länge. Gar nicht erfasst sind Kreis- und Kommunalstraßen. Die neuen Zahlen, so Hermann, rechtfertigten den Kurs der Landesregierung, in Zukunft den Aufwand für den Erhalt und die Sanierung von Straßen zu verstärken.

Nicht ermittelt sind bislang mögliche Schäden durch den lange anhaltenden Winter. Hermann stellte gestern klar, eine genaue Schlaglochbestandsaufnahme sei erst nach dem Ende der Frostphase möglich. Noch geht sein Haus von einem Bedarf von acht Millionen Euro für kleinere Reparaturarbeiten aus. Wird mehr Geld benötigt, geht das zulasten anderer Sanierungsmaßnahmen.

Zufrieden war Hermann gestern mit den vom Bund in den kommenden Jahren in Aussicht gestellten Mitteln für Sanierungsarbeiten an Autobahnen, Bundesstraßen und insbesondere auch an Brücken. Von derzeit 300 Millionen Euro jährlich will der Bund bis 2015 allein für Baden-Württemberg den Ansatz auf 350 Millionen Euro anheben. Mittel für neue Projekte werden reduziert. Bei Landesstraßen kalkuliert Hermann aktuell mit 100 Millionen Euro für die Sanierung und 40 Millionen Euro für Neubauten. Von 2015 an seien zudem jährlich rund 50 Millionen Euro für die Instandsetzung von Brücken nötig. „Wir müssen mehr Geld als bisher in den Erhalt unserer Infrastruktur stecken“, sagte Hermann. Lob für die Neuausrichtung erhielt er gestern vom Bund für Umwelt- und Naturschutz. Die Opposition kritisierte ihn aber dafür, dass ein Teil der Mittel für den kommunalen Straßenbau für den Öffentlichen Nahverkehr und den Radwegeausbau abgezogen worden sei. Verkehrsverbände forderten Hermann auf, bei Sanierungsarbeiten bekannte Unfallschwerpunkte vorzuziehen.

Staus durch Osterverkehr

Am Wochenende werden aber nicht nur schlechte Fahrbahnen die Autofahrer ärgern. Vor allem heute Nachmittag und am Karfreitag wird es nach Angaben des ADAC voll auf den Straßen, wenn der Osterverkehr einsetzt. Betroffen seien in Baden-Württemberg und Bayern vor allem die Autobahnen A5, A8, A9 und die A95 rund um München, Nürnberg und Würzburg. Morgen werde es auch an der Grenze zu Österreich Staus geben: „In Österreich ist Karfreitag kein Feiertag, deshalb fahren viele zum Shoppen“, so ein ADAC-Sprecher.

(Erschienen: 28.03.2013 09:55)