Mahnungen nach Stuttgart und Berlin

Andreas Brand drängt beim Neujahrsempfang auf schnelle Lösung der Verkehrsprobleme

 

Von Gunnar M. Flotow

Nach der großen Sause zum 200. Geburtstag der Stadt Friedrichshafen im Jahr 2011 steht heuer das nächste große Jubiläum an: der 175. Geburtstag des Ferdinand Graf von Zeppelin, Luftschiffbauer, Visionär, Stiftungsgründer – und unbestritten die wichtigste Persönlichkeit der Stadtgeschichte. Beim Neujahrsempfang am Sonntagabend im proppevollen Hugo-Eckener-Saal stimmte Oberbürgermeister Andreas Brand die Häfler auf die anstehenden Feierlichkeiten ein und erinnerte sie daran, dass die Leistungen und Errungenschaften des Grafen „uns jeden Tag auf Schritt und Tritt begleiten“. Die Häfler dürften stolz auf das Erreichte sein, müssten sich aber auch der Verpflichtung stellen, dem Erbe gerecht zu werden. Die Zeppelin-Stiftung bezeichnete er als „wesentlichen Schlüssel zum gesellschaftlichen Miteinander, zum sozialen Frieden und zum wirtschaftlichen Wohlstand“.

Ein Schlüssel zum wirtschaftlichen Wohlstand ist auch eine funktionierende Infrastruktur. Sichtlich in Wallung kam Andreas Brand, als er die ungelösten Verkehrsprobleme ansprach. „Eine Bahnstrecke wie zwischen Ulm und Lindau, wo nur Diesel-Loks unterwegs sind – so was finden Sie nicht einmal in Mecklenburg-Vorpommern oder im Bayerischen Wald“, sagte der OB. Was die Elektrifizierung der Südbahn angehe, beschleiche ihn so langsam das Gefühl, „dass wir aufs Abstellgleis geschoben werden“.

Ähnlich sieht des Stadtoberhaupts Gefühlslage beim Endlos-Thema B 31 aus. Andreas Brand stellte klar, „dass auch wir von der Entscheidung für die B 30 bei Ravensburg profitieren werden“. Angesichts der Tatsache aber, dass „Unlingen im Schlepptau von Ravensburg“ eine Umgehung bekomme, „verstehen wir die Welt nicht mehr“, rief er unter dem Applaus seiner Zuhörer in den Hugo-Eckener-Saal hinein. Ob diese Botschaft auch in Berlin und Stuttgart gehört wird? Mit Nachdruck appellierte der OB an „Frau Merkel und Herr Kretschmann: Werden Sie Ihrer Verantwortung gerecht. Handeln Sie. Und zwar jetzt!“

 

Klare Vorstellungen äußerte Andreas Brand auch zum Thema Bildungspolitik. „Was spricht dagegen, dass wir an unseren beiden Gymnasien GZG und KMG ein zusätzliches, gemeinsames G9 einrichten?“, fragte er in Richtung der beiden Landtagsabgeordneten Martin Hahn (Grüne) und Ulrich Müller (CDU). „Lassen Sie uns dieses modellhafte Zusatzangebot verwirklichen an zwei Schulen, die bislang eher nebeneinander als miteinander marschieren.“ Die Gemeinschaftsschule – die Grün-Rot flächendeckend will und an der die CDU kein gutes Haar lässt – sieht Andreas Brand als Bereicherung der Schullandschaft. Er wünscht sich, dass es in Friedrichshafen möglichst viele Schulformen gibt und eine echte Wahlfreiheit besteht.

„Richtig heiß auch ohne Sauna“ wurde es dem OB nach eigenem Bekunden auch, als er auf das neue Bäderkonzept zu sprechen kam. Weil das neue Bad die größte Investition in dieser Legislaturperiode des Gemeinderates sein wird, werde die Verwaltung alle Argumente sammeln und prüfen – und selbstverständlich die Öffentlichkeit einbinden. „Wir – und ich betone: wir – werden was Rechtes machen, was uns auch die nächsten 30 Jahre halten wird“, kündigte Andreas Brand an. Vor Ostern sollen die Grundsatzentscheidungen fallen.

(Erschienen: 13.01.2013 22:25)