Hagnau Simon Blümcke: „Tempo 30 ist Notwehr“

Hagnau -  Beim Ortstermin in Hagnau mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann betonen Kommunalpolitiker den Bedarf für eine Ortsumfahrung und stellen fest, dass Lärm und Stau die gesamte Region betreffen.

„Die Hoffnung stirbt zuletzt“, erwidert Bürgermeister Simon Blümcke auf eine Frage aus dem Kreis der Journalisten, ob er denn daran glaube, dass wir den Bau einer Umgehung von Hagnau noch erleben würden. Währenddessen rauschen jede Menge Schwerlaster an der Bushaltestelle in Hagnau gleich neben der Fußgängerampel vorüber, wo sich eine illustre Gruppe um Landesverkehrsminister Winfried Hermann versammelt hat, um sich einen Überblick über die Verkehrssituation zu verschaffen.

Als einige großvolumige schwere Motorräder vorbeiknattern, kann man kurzfristig sein eigenes Wort nicht verstehen. Aber auch die Lastwagen, die mit Tempo 30 auf „Flüsterasphalt“ über die den Ort durchschneidende Bundesstraße 31 fahren, erzeugen einen erheblichen Geräuschpegel. Weniger durch die Abrollgeräusche der Reifen, sondern durch den Lärm der Motoren.

„Wir stehen jetzt zehn Minuten hier und Sie sind schon genervt von dem Lärm“, konstatiert Blümcke und ergänzt, dass durch die erfolgten Maßnahmen der Lärm zwar reduziert wurde, dennoch müssten Menschen an dieser Ortsdurchfahrt leben, die unter dem immer noch vorhandenen Lärm leiden.

 

Doch die durch den Lärmaktionsplan erreichten Maßnahmen – lärmreduzierender Straßenbelag und die Beschränkung der Geschwindigkeit auf 30 Kilometer pro Stunde rund um die Uhr – lösen das Problem nicht, sagt der Bürgermeister von Hagnau: „Tempo 30 ist Notwehr.“ Er macht aber auch deutlich, dass Lärm und Stau nicht nur ein Hagnauer Problem ist, sondern die gesamte Region betrifft und dass eine übergreifende bauliche Lösung gefunden werden muss.

Die überörtliche Problematik der Verkehrssituation, für die Hagnau ein geeigneter Brennpunkt ist, wurde durch die Teilnahme von Vertretern der Nachbargemeinden und Landrat Lothar Wölfe an dem Termin unterstützt. So waren neben Martin Hahn, Landtagsabgeordneter des Bodenseekreises von Bündnis 90/Die Grünen aus Überlingen, Bürgermeister Jürgen Beisswenger (Immen staad), Peter Schmidt (Bürgermeister-Stellvertreter Meersburg) und Jürgen Kammerer (Bürgermeister-Stellvertreter Stetten) und der Erste Bürgermeister Stefan Köhler aus Friedrichshafen nach Hagnau geeilt.

Nicht viel Neues konnte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) bieten. „Man kann sich auf einen Spatenstich für die Umfahrung von Hagnau freuen, aber davon sind wir weit entfernt. Entscheidend ist, dass hier etwas passiert“, lässt sich der Minister entlocken. Er sei eher pragmatisch und für kleinere Lösungen, die sich schneller realisieren lassen.

Allerdings unterstreicht er auch, dass die Bodenseeregion in den nächsten Jahren ein Schwerpunkt bei infrastrukturellen Maßnahmen – Straße und Schiene – sei. Grundlage sei die Planfeststellung und das große Problem sei die Finanzierung.

Für bereits laufende Projekte in Baden-Württemberg seien 700 Millionen Euro erforderlich, für die das vorhandene Geld nicht ausreiche. Deshalb sei eine Prioritätenliste erstellt worden, die es abzuarbeiten gelte. Die Umfahrung von Friedrichshafen und der Anschluss Überlingen hätten gute Chancen. „Ich weiß, wie lange Sie hier schon warten, aber den Menschen in 10, 20 Kilometern Entfernung geht es ähnlich. Alle warten hier bereits seit 30 bis 40 Jahren, das können wir nicht in zwei bis drei Jahren erfüllen“, so der Verkehrsminister.