Bodenseekreis Runder Tisch einigt sich auf Vorgehen

Bodenseekreis -  Der Runde Tisch zur Vorbereitung der Mediation zur Ortsumgehung Kluftern hat sich erst einmal auf den Ablauf konzentriert. Diskussionen über die Straßenführung gab es nicht. Ein Arbeitskreis soll jetzt ein Profil für den Mediator erarbeiten.

Der Eklat ist ausgeblieben. Die erste Runde des Runden Tisches für die Vorbereitung des Mediationsverfahrens zur Ortsumgehung Kluftern (K 7743 neu) verlief „erstaunlich konstruktiv“, wie Adalbert Kühnle, einer der Vorsitzenden von Pro Kluftern, erklärte. Das war nach der heftigen Kritik im Vorfeld von Pro Kluftern und der SPD Kluftern an der Teilnehmerliste nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Mit dem Ergebnis, über das wir bereits kurz berichteten, sind offenbar alle erst einmal zufrieden.

Das Landratsamt hatte zum ersten runden Tisch Vertreter von 29 Gemeinden, Ortschaften, Behörden, Verbänden und Vereinen vor Ort, der Nachbarschaft und der Region eingeladen. Nach Ansicht von Pro Kluftern waren vor der Sitzung am 3. Juli im Bürgersaal Kluftern bis auf mutmaßlich vier alle Befürworter der „bahnparallelen Trasse“. Aber: „Es gab (beim ersten runden Tisch) keinen Schlagabtausch“, meinte Kühnle. Das bestätigte neben weiteren Teilnehmern auch Frieder Stärke, Verkehrsexperte vom BUND aus Markdorf.

Das Landratsamt hatte zur Moderation des Runden Tisches, nicht des Mediationsverfahrens, die Professoren Christel Michel (Recht und Mediation) und Jörg Wendorff (Bachelorstudiengang Soziale Arbeit) von der Hochschule Ravensburg-Weingarten eingeladen. Das Ergebnis ist, dass je zwei Vertreter des Landkreises, der Stadt Friedrichshafen, des Ortschaftsrats Kluftern, der Bürgerinitiative Pro Kluftern, des Landwirtschaftsverbandes und der Umweltverbände (BUND/Nabu) die Mediation in einem kleineren Kreis weiter vorbereiten sollen.

 

Wer diese Personen sein werden und wie sie bestimmt werden, steht noch nicht genau fest. Vermutlich werden sie in Friedrichshafen und Kluftern durch den Gemeinde- beziehungsweise Ortschaftsrat bestimmt.

Der Arbeitskreis soll ein Profil für den Mediator der Mediation erarbeiten. Ortschaftsrat Peter Schwarzott (FW) aus Kluftern, denkt, dass dieser bis Ende des Jahres bestimmt sein könnte. „Wir können damit leben“, kommentierte Kühnle das Ergebnis des ersten Runden Tisches, aber auch: „Über das Ergebnis sagt das noch überhaupt nichts aus.“ Auch Stärke berichtete, dass inhaltlich zur Umgehung nicht diskutiert wurde. Und Schwarzott meinte, es seien noch nicht so kritische Themen angestanden. Er betonte, dass alle Interesse an einer Lösung gezeigt haben.

Inhaltlich scheint es derzeit drei Positionen zur Umgehung Kluftern zu geben, die eine bisher nicht gebaute B 31 neu Friedrichshafen West über eine noch nicht Plan festgestellte Südumfahrung Markdorf (K 7743 neu) mit der B 33 verbinden würde. Straßenbaukritiker befürchten zudem die Entstehung einer so genannten Hinterlandtrasse (Kluftern/Markdorf/Bermatingen/Neufrach) durch Ortsumgehungen im Bodenseekreis.

Die favorisierte Lösung bis zur Neuauflage des Verfahrens war die „bahnparallele Trasse“, die schon einmal von Mehrheiten im Kreistag und im Gemeinderat Friedrichshafen beschlossen worden ist. Sie führt grob vom geplanten Spaltensteiner Knoten für die B 31 neu an der Bahnlinie entlang an Kluftern vorbei nach Markdorf. Pro Kluftern favorisiert dagegen „Ausbau vor Neubau“, so Kühnle. Wenn schon eine Umgehung, sollte diese über die so genannte Müllstraße führen. Dies wäre eine modifizierte Streckenführung über die bestehende K 7742 von Markdorf am Entsorgungszentrum Weiherberg bei Raderach vorbei und durch das Mühlbachtal zur B 31 neu.

Der Kreisverband des BUND vertritt zur Mediation die Position, alle Trassenvarianten mit gleicher Gründlichkeit zu untersuchen. Vor Jahren favorisierte der BUND die „Bauerntrasse“, von Schnetzenhausen an Efrizweiler vorbei nach Markdorf-Riedheim. Grundsätzlich favorisiere der BUND heute, so Stärke, die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene, sprich einen Ausbau der S-Bahn-Verbindungen. Dies sei langfristig viel umweltfreundlicher und angesichts der Finanzlage sinnvoller. Eine „bahnparallele Trasse“ könne womöglich den zweigleisigen Ausbau der Bahnstrecke zwischen Friedrichshafen und Markdorf behindern. Eine Position, die auch Pro Kluftern nicht fern liegt.