„Ratschlager“ für ein leichteres Leben

Friedrichshafen -  Unterhaltsamer Abend im Klufterner Gemeindezentrum mit den „MissTönen

„Da gang i it naus, da kennt mi jede Sau“, zeterte Sigrid Merz hinter der Bühne des Pfarrsaals im Klufterner Gemeindezentrum. Zum Glück wurde sie von ihrer Partnerin Jutta Martin schnell vom Gegenteil überzeugt, so dass sie zusammen als „MissTöne“ für einen unterhaltsamen Abend sorgten.

Initiiert vom Verein Pro Kluftern lautete das Motto „Ratschlager für ein leichteres Leben“ und die beiden Damen griffen dafür tief in die Schlagerkiste. Gewürzt mit schwäbisch-badischem Humor brachten sie die Themen aufs Tablett, die für Frauen von Bedeutung sind, nämlich Aussehen, Figur, Männer, Kleider und Selbstverwirklichung. Ziel des Abends: „Keiner geht hier raus, ohne dass er was gelernt hat.“ Zum Beispiel den Diättipp von Tante Paula, die im Bett liegt und Tomaten isst. „Jede Stunde nimmt sie ein Pfund ab“, trällerte Jutta Martin operettenhaft überzeichnet im roten Charlestonkleid im Stil der 1920er Jahre. Köstlich auch die Einwürfe von Sigrid Merz am Klavier, zum Beispiel als gackerndes Huhn bei „Ich wollt', ich wär ne Frau“. Angesichts von Schwingfleisch an den Oberarmen und Hüftgold könnte auch das Hinweislied „Nehmse nen Alten“ ein Gewinn sein. „Was ihm fehlt an Temperament, das ersetzt er durch Talent“, sangen die MissTöne.

 

Eigene Texte, wahlweise zum Thema Diät oder zur Klufterner Lokalpolitik verpackten sie in Melodien wie der „Vogelhochzeit“ oder den „Alten Rittersleut“, die kurzerhand zu Kluft'gerleut wurden. Mitsingen war nicht nur erlaubt, sondern erwünscht. Auch bei den „Florentinischen Nächten“ war das Publikum zum Mitsingen eingeladen. Die Damen als Grillen auf der italienischen Wiese und die Herren als lüsterne Werwölfe. „Das klingt ja wie ein Rehpinscher in der Gefriertruhe“, bemerkte Sigrid Merz nach dem ersten Übungslauf. Beim Spezialangebot für benachteiligte Minderheiten – gemeint waren die Männer – machte es sich spätestens bezahlt, dass sie „jede Sau kennt“. Namentlich aufgerufen blieb den drei Männern gar nichts anderes übrig, als auf der Bühne für einen Workshop Platz zu nehmen. Aber die MissTöne waren human. Umschmeichelt von Jutta Martins Federboa ging es nur darum, ganz laut Nein zu sagen, zum Beispiel, wenn es heißt, den Müll runter zu bringen.

Schlager wie „Benjamin, ich hab nichts anzuziehen“, „Mein Gorilla“ und „Was kann der Sigismund dafür“ wechselten mit humorvoll präsentierten Lebenstipps, zum Beispiel aus der Esoterikszene: „Abends eine Stunde Fengshui und du bist wie nui.“ Die beiden haben nicht zu viel versprochen. Jeder nahm etwas mit und spendete dafür Applaus.