Der grüne
Landtagsabgeordnete Martin Hahn (Überlingen) hält einen Bau des Abschnitts
zwischen Friedrichshafen und Immenstaad in naher Zukunft weiter für
realistisch. Dies sagte er in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Klarheit
erwartet er noch in diesem Jahr dafür, wann mit der Südumfahrung
des Meckenbeurer Ortsteils Kehlen gerechnet werden
kann. Hinter die geplante Umfahrungsstraße von Markdorf machte er große
Fragezeichen.
„Wir waren noch nie so nahe
an einer Entlastung für den Bodenseekreis“. Dies sagte der grüne
Landtagsabgeordnete Martin Hahn während eines Gesprächs in der SÜDKURIER-Redaktion in Friedrichshafen zum Thema
Bundesstraßenbau. Er geht weiter davon aus, dass 2014, spätestens 2015 mit dem
Bau der Westumgehung der B 31 zwischen Friedrichshafen und Immenstaad begonnen
werden könne. Er schränkte ein, dass es dazu aber noch einiger Anstrengungen
bedürfe.
Die entscheidenden Weichen
für dieses Straßenbauprojekt werden im Bundesverkehrsministerium in Berlin
gestellt. Dort wird über die Finanzmittel entschieden. Dass das Berliner
Ministerium bisher nur eine Million Euro für den Weiterbau der B 30-Umgehung im
Süden von Ravensburg gewährte, die B 31-Umgehung aber nicht bedacht wurde,
bezeichnete Hahn als eine „Politspiel-Nummer“. Diese Entscheidung habe nur dem
Ego des Ravensburger CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Schockenhoff
gedient und für Blessuren beim CDU-Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises
Bodensee, Lothar Riebsamen, gesorgt.
Trotz dieses
„parteipolitischen Geplänkels“ geht Hahn weiter davon aus, dass sich das
Verkehrsministerium des Bundes an die Prioritätenliste des Landes hält, die im
vergangenen Jahr erarbeitet worden war. In dieser Liste war die B
31-Westumgehung auf den ersten Platz gesetzt worden. „In der Sache hat es an
dieser Liste keine Kritik gegeben“, unterstrich Hahn. Solche Prioritätenlisten
werden vom Berliner Ministerium gefordert. Diese sollen Basis für die
Entscheidung sein, für welche Straßenbau-Projekte der Bund Geld zur Verfügung
stellt.
Die
eine Million, die für die B 30-Süd bereitgestellt wurde, kommentierte Martin
Hahn mit dem sarkastischen Satz: „Hoffen wir, dass dort das Gras nicht so
schnell wieder drüber wächst, wie es weggeschoben wurde.“ Seiner Ansicht nach
ist die gewährte Finanzierung nur eine symbolische Summe, weil diese keine
echte Finanzierung darstelle.
Was die B 31-Umgehung von
Friedrichshafen angeht, sagte Hahn, es müsse vor dem Bau noch einmal ganz genau
geprüft werden, was reduzierbar sei, um Mittel sparen zu können. Wir hatten ihn
gefragt, ob er an seiner einstigen Haltung festhalte, die B 31 zwei- statt wie
bisher geplant vierspurig zu bauen.
Für die Südumfahrung
von Meckenbeurens Teilort Kehlen rechnet der grüne Landtagsabgeordnete noch im
Laufe des Jahres damit, dass klar ist, wann Landesmittel dafür freigegeben
werden können. Diese Straße sei auch wichtig für die Entlastung von
Friedrichshafen. Basis für die Finanzierung ist hier das seit 1. Januar 2011
gültige Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG). Entsprechende
Finanzmittel kann Landesverkehrsminister Winfried Hermann nur zur Verfügung
stellen, wenn es im Finanzhaushalt des Landes Baden-Württemberg noch
entsprechende Gelder gibt. Bisher hieß es, dass frühestens ab 2014 Mittel
bereit stehen würden. Die Südumfahrung wird der Kreis
bauen. Sie soll an die bereits gebaute Nordanbindung der Messe angeschlossen
werden.
Ebenfalls
eine Kreisstraße ist die geplante Ortsumfahrung von Markdorf. Doch dass dafür
das Land in absehbarer Zeit Finanzmittel zur Verfügung stellt, glaubt Hahn
nicht. Keine Chancen, überhaupt vom Land finanziert zu werden, gebe es für die
Umfahrungen von Salem-Neufrach sowie Bermatingen. Verkehrspolitische Realität sei angezeigt,
sagte Hahn. Er bekenne sich weiter zur Abkehr von „Straßenbau-Versprechen“.
Weder Bund noch Land haben die Finanzmittel, um alle in Baden-Württemberg
geplanten Straßen in absehbarer Zeit bauen zu können.
Überhaupt noch keine
Planungen gibt es für eine Umgehung der das Winzerdorf Hagnau
durchtrennenden B 31. Doch für eine solche will sich Hahn stark machen, denn
erst wenn eine Umgehung dort gebaut sei, gebe es eine leistungsfähige
Verkehrsader für den gesamten Bodenseekreis. Um ein solches Bauprojekt
durchsetzen zu können, sei Einigkeit im Kreis notwendig. „Verantwortliche
Politik heißt für mich, Lösungen für mögliche Konflikte in diesem Fall zu
finden“, sagte der in Überlingen lebende Landtagsabgeordnete.