05.10.2004 05:02

"Kritiker waren nicht eingeladen"

Von der Südumfahrung betroffene Landwirte zur Sitzung der Projektgruppe: Geschlossen gegen Planung

 

Markdorf

 

 

 

Markdorf - Zu der Berichterstattung über die jüngste Sitzung der Projektgruppe Südumfahrung vom 28. September nehmen jetzt betroffene Landwirte Stellung:

"Glaubt man der Berichterstattung, so gewinnt man den Eindruck, die Besprechung sei sehr harmonisch und einmütig verlaufen und es habe kaum Kritik an den vorgestellten überarbeiteten Planungen gegeben. Dieses Bild konnte jedoch nur entstehen, weil Gegner und Kritiker des Projektes nicht zur anschließenden Pressekonferenz eingeladen waren - Bernd Gerber, Hartmut Kohler, Dieter Hornung, Leo Benz, Helmut Reitemann und Martin Rupp blieben vorsorglich unter sich. Und dies offensichtlich aus gutem Grund: Nur so konnten sie der Presse unwidersprochen ihre schöngefärbte Schilderung des Sitzungsverlaufs zu Protokoll geben und der Äußerung kritischer Meinungen vorbeugen. Die Wahrheit ist von dieser Darstellung hingegen weit entfernt.

Alfons Arnold, Vertreter der betroffenen Landwirte, Bernhard Kettner von der Bürgerinitiative Pro Kluftern e.V., Hansjörg Renner, Umweltgruppe Markdorf, die Kluftinger Ortschaftsrätin Beatrix Popp (Bürgerliste Pro Kluftern) sowie Heinz Wunderwald (SPD Kluftern) haben in der Sitzung unmissverständlich erklärt, dass sie die Planung nach wie vor für nicht akzeptabel halten und ablehnen.

Somit ist auch die Aussage des Kreiskämmerer Reitemann, mit der nun gefundenen Lösung seien viele kritische Stimmen entschärft worden, falsch. Dass - wie berichtet - das Bekenntnis der Verantwortlichen zur Flurneuordnung bei den betroffenen Landwirten gut angekommen sei, ist frei erfunden.

Im Übrigen kann die Äußerung des Kreiskämmerers, die Neuordnung und Umlegung der vielen kleinteiligen landwirtschaftlichen Flächen zu größeren Stücken werde "für die Landwirte eher ein Vorteil", nur als bewusste Irreführung von uns Bauern und auch der Öffentlichkeit eingestuft werden. Damit soll der Eindruck erweckt werden, wir Landwirte würden als Ausgleich für den erlittenen Flächenverlust eine großflächige Flurbereinigung geschenkt bekommen. Genau diese weiträumige Flurneuordnung auf Kosten des Baulastträgers wurde bislang aber stets ausdrücklich abgelehnt. Vielmehr wurde von den Behörden immer betont, der Bodenseekreis werde nur die sogenannte kleine Flurbereinigung, also die Neuordnung der direkt von der Trasse beanspruchten und zerschnittenen Flächen, bezahlen, da er nur hierzu gesetzlich verpflichtet ist. Wir Bauern betonen ausdrücklich, dass wir geschlossen gegen die vorliegende Planung sind und sie nicht akzeptieren.

Seit dem Bürgerentscheid in Markdorf und den Beschlüssen in den Ortschafts- und Gemeinderäten sowie im Kreistag sind nun über 16 Monate verstrichen. Obwohl uns von den verantwortlichen Planungsbehörden und kommunalen Verwaltungen zugesagt wurde, man werde uns frühzeitig in die Planungen mit einbeziehen, hat in dieser Zeit kein einziger Behördenvertreter das Gespräch mit uns gesucht, uns informiert oder mit uns nach Kompromissen oder Lösungen gesucht. Es ist deshalb auch nicht verwunderlich, dass ausschließlich die bislang ohnehin völlig überdimensioniert geplanten Anschlussstellen umgeplant wurden, während die viel wesentlichere Trassenführung praktisch unverändert blieb.

Der Markdorfer Gemeinderat hat frühzeitig die stadtnahe Trasse abgelehnt, um Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt nach Süden offen zu halten.

Wir lehnen die jetzt geplante stadtferne Trasse ab, da sie uns unserer wertvollsten, acker- und sonderkulturfähigen Böden und damit unserer Existenz und unserer Entwicklungsmöglichkeiten beraubt. Letzteres wurde und wird von den Planern und Politikern nach wie vor komplett ignoriert.

"Vollendete Tatsachen"

Soweit wir in der Vergangenheit überhaupt Informationen erhalten haben, wurden uns stets nur vollendete Tatsachen präsentiert. Niemals wurde mit uns ergebnisoffen nach Lösungen gesucht. Niemals wurden wir nach unseren Vorstellungen gefragt.

So lassen wir als Hauptbetroffene dieses Neubauvorhabens nicht mit uns umspringen. Wenn die Planer, Behörden und Verwaltungschefs sich keinen anderen Umgang mit uns aneignen, dann werden sie bei uns gewaltig auf Granit beißen."