Verkehrsminister über Bindig "erbost"
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Erbost reagiert Umwelt- und Verkehrsminister
Ulrich Müller auf die Äußerungen des SPD-Abgeordneten Bindig,
der in der SZ behauptet hatte, dass die massiven Kürzungen bei den
Bundesstraßen nichts mit dem Maut-Desaster zu tun hätten, sondern mit
Sparvorschlägen der Länder. Müller: "Der SPD-Abgeordnete lügt wie
gedruckt."
Der Tatbestand, so
Müller: "Baden-Württemberg müsste für den Neubau von Bundesstraßen 330
Millionen Euro pro Jahr bekommen, um den Bundesverkehrswegeplan umzusetzen. Tatsächlich
bekommt unser Land aus dem eigentlichen Bautitel des Bundes 2004 genau 167
Millionen, 2005 dann 74 Millionen, 2006 sage und schreibe noch 23 Millionen und
2007 stolze 54 Millionen. Dieser totale Zusammenbruch, der natürlich auch für
die Folgejahre Konsequenzen hat, wird nur ein Stück weit aufgefangen (pro Jahr
mit etwa 40 bis 60 Millionen), indem Geld, das für die Erhaltung bestehender
Bundesstraßen vorgesehen war, in den Neubautitel gesteckt wird.
Dass dies alles auch
Auswirkungen auf Baubeginne in der Region hat, ist klar, denn mit diesen Summen
sind selbst die schon laufenden Baustellen kaum zu bedienen; bis 2007 sollen in
Baden-Württemberg ganze drei neue Bundesstraßen begonnen werden.
Die entscheidende Frage
lautet: Wie kommt es zu diesem Absturz und wer hat ihn zu verantworten? Erstens
natürlich, weil die Maut ausfällt und damit der Staatskasse allein für
2003/2004 2,8 Milliarden fehlen. Zweitens, weil generell im Bundeshaushalt
massive Kürzungen - auch im Verkehrsbereich - vorgenommen worden sind. Was aber
definitiv keinen Grund darstellt, ist das von Bindig
behauptete Koch-/ Steinbrück-Papier zu
Subventionskürzungen. Dieses betrifft den Straßenbau mit keinem einzigen Cent.
Randbemerkung zur
Schiene: Dort sieht es nicht besser aus, das zweite Gleis zwischen
Friedrichshafen und Lindau ist im Nichts verschwunden. In ganz
Baden-Württemberg wird nur am Oberrhein etwas gebaut und auch dort bis 2008 nur
mit 5 Prozent (!) der Summe, die man dort eigentlich bis 2014 bräuchte. Müller:
In Berlin ist der verkehrspolitische Offenbarungseid geleistet worden - am
Bodensee sollte man ihn nicht vertuschen und schon gar nicht andere wider
besseres Wissen dafür haftbar machen."
(Stand: 03.04.2004 00:20)