06.02.2004 06:13

Verärgert und Lärmgeplagt

Bürgerinitiative überreicht Unterschriften

Der Sitzungssaal des Eriskircher Rathauses platzte am Mittwochabend fast aus allen Nähten, so viele Bürger hatten sich zur Gemeinderatssitzung aufgemacht, um ihrem Ärger über die Lärmbelästigung durch die neue B31 Luft zu machen. Manfred Bertele von der Bürgerinitiative für Lärmschutz überreichte erneut Unterschriften der Lärmgegner an Bürgermeister Markus Spieth.

Eriskirch

VON STEFANIE WEX

Eriskirch - "Nach sieben Wochen Dauerlärm sind wir nervlich am Ende. Ab vier Uhr morgens sind wir wach", ärgerte sich eine Anwohnerin. "Ich bin völlig nervös durch den Lärm, ich bin gar nicht mehr ich selbst", bestätigte eine andere Frau. Mit einem eindrucksvollem Plädoyer an die Menschlichkeit der Gemeinderäte wandte sich Manfred Bertele von der Bürgerinitiative an das Gremium: "Die Leute sind entsetzt angesichts dieser schlicht unerträglichen Situation. Diese Gemeinde wird sich entzweien. Auch Sie als Gemeinderäte haben Kinder und Enkel. Wenn sie die Lebensqualität in Mariabrunn wieder herstellen wollen, dann müssen sie handeln. Sonst werden die Bürger die nächsten zwanzig Jahre denselben Aufstand machen, den Eriskirch wegen der alten Straße gemacht hat", forderte er. "Diese Straße ist keine Umgehungsstraße, sondern eine Autobahn", ergänzte Bertele.

Deutlich wurde, dass sich die Bürger von der Gemeinde derzeit nicht ausreichend unterstützt fühlen. "Wir verlangen, dass sich die Gemeinde für uns einsetzt. Wir sind Bürger, die Steuern zahlen, und erwarten mehr als nur Blabla", meinte eine Frau. "Sie sollen als Gemeinde nicht neben oder hinter uns stehen, sondern vor uns. Sie müssen unsere Speerspitze sein", forderte Karl Haller von der Bürgerinitiative. Ein weiterer Bürger berichtete, er habe im Internet recherchiert, dass Gemeinden mit vergleichbarer Lärmbelastung sich durchaus an Lärmschutzmaßnahmen beteiligen würden.

Bürgermeister Markus Spieth wollte dazu jedoch nichts sagen. Für ihn ist klar, dass der Bund als Träger der Straße zunächst in der Pflicht steht, bevor die Gemeinde irgendwelche Lärmschutzmaßnahmen finanziert. "Ich sehe die Gemeinde im Moment als Vermittler. Wir unterstützen unsere Bürger. Ich kann verstehen, dass die Anwohner eine Verschlechterung ihrer Wohnqualität erfahren haben, aber die Gemeinde ist im Moment nicht der Handlungsträger", sagte er. Spieth hat sich, wie bereits im SÜDKURIER berichtet, beim Straßenbauamt Überlingen und beim Regierungspräsidium für ein gemeinsames Gespräch mit den Betroffenen eingesetzt. Dieses soll nun entweder am 26. Februar, am 8. oder am 9. März stattfinden. Der genaue Termin wird noch festgelegt. Außerdem hat der Bürgermeister erreicht, dass der Initiative die Unterlagen des Regierungspräsidiums, wie zum Beispiel das Lärmgutachten aus dem Jahr 2001, zur Verfügung gestellt werden.

Die Anwohner sind sich sicher, dass der Lärm der Straße auch negative Auswirkungen auf den Tourismus in der Gemeinde haben wird. "Vor meiner Ferienwohnung werden in Zukunft keine Gäste mehr im Freien sitzen. Ich habe in fünf Minuten 25 LKW vorbeibrausen hören. Bei diesem Lärm werden die Feriengäste wegbleiben", meinte eine Vermieterin.